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Die Farbe des Himmels

Die Farbe des Himmels

Titel: Die Farbe des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britt Silvija und Reissmann Hinzmann
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nicht gut?«, fragte Messmer.
    »Nein, alles in Ordnung.« Thea spürte seinen Atem an ihrer Schulter. War sie etwa rot geworden?
    Er räusperte sich. »Ach übrigens, was ich dich noch fragen wollte …«
    »Ja?« Thea stand wieder auf festem Boden.
    »Hättest du Lust, nachher mit mir, aber natürlich nur, wenn du Zeit hast und wenn es dir gut geht, immerhin ist draußen sehr heiß …«
    »Es ist nur der Kreislauf.« Hielt er sie für so wenig belastbar? Sie versuchte, seinem prüfenden Blick standzuhalten.
    »Ich muss noch weg. Und da dachte ich, ob du vielleicht mitfahren willst. Ich muss …«
    »Ja?«
    »Würdest du vielleicht mit zur Obduktion kommen? Ins Robert-Bosch-Krankenhaus. Professor Krach will um fünf anfangen.«
    Thea sah ihn entgeistert an. Sie hatte sich also nicht verhört. Zur Obduktion! Einen kurzen Moment hatte sie doch tatsächlich geglaubt, Messmer wollte sie zum Essen einladen, und wenn es nur in eine Imbissstube am Hauptbahnhof gewesen wäre. War sie wirklich so naiv? Mit Entsetzen stellte sie fest, dass sie enttäuscht war. Dabei war er ihr doch vollkommen gleichgültig. Und außerdem überhaupt nicht ihr Typ. Sie war an einfühlsamen, gebildeten und musischen Männern interes siert. Sie musste dringend den Rückwärtsgang einlegen, sonst würde die Situation völlig aus dem Ruder laufen.
    »Klar, wenn’s sein muss«, sagte sie betont lässig. »Wir treffen uns am Auto. Zehn vor fünf, okay?« Sie drehte sich hastig um, knallte dabei beinahe gegen die Tür und verließ das Zimmer.
    Sie sah nicht mehr, wie Messmer lausbübisch grinste, die Fotos in den braunen Umschlag steckte und eine Melodie zu pfeifen begann.
     
    *
     
    Tropische Hitze schlug Thea entgegen. Als sie in den aufgeheizten Wagen stiegen, der ein paar neue Stoßdämpfer so nötig hatte wie eine gut funktionierende Klimaanlage, brach ihr augenblicklich der Schweiß aus. Sie warf einen verstohlenen Blick auf ihren Kollegen. Wie schaffte der es nur, selbst bei dieser Hitze immer frisch und wie aus dem Ei gepellt auszusehen?
    Messmer startete das Auto, noch bevor Thea den Sicherheitsgurt geschlossen hatte, und fuhr die gewundene Straße zwischen den Weinbergen zum Robert-Bosch-Krankenhaus hinauf. Warum schmunzelte er jetzt eigentlich? Hatte er etwa mitbekommen, dass sie ihn beobachtete?
    »Die Hundert-Grad-Sauna ist ein Kühlschrank gegen dieses Auto«, sagte sie, um das peinliche Schweigen zu brechen.
    »Wir sind ja gleich da«, entgegnete Messmer. »Und im Obduktionssaal ist es garantiert angenehm kühl.«
    Thea schluckte. »Angenehm? Du machst wohl Witze.«
    »Wenn’s dir da immer noch zu warm ist, haben sie ja vielleicht noch ein Kühlfach frei«, sagte Messmer mit charmantem Lächeln.
    »Ich werde darüber nachdenken«, entgegnete Thea, der schon bei der bloßen Vorstellung eine Gänsehaut über den Rücken lief.
    »Ich verstehe sowieso nicht, warum du bei diesem Wetter so viel anziehst«, redete er weiter. »Andere Mädels laufen in Tops und Minirock rum. Warum versteckst du deine tolle Figur in diesen Schlabberhosen und weiten Sweats?«
    »Was geht dich eigentlich meine Kleidung an? Überhaupt scheinst du meine Figur ja sehr gut zu kennen.« Thea schielte verstohlen in den Seitenspiegel. Verdammt, ihr Gesicht wetteiferte im Farbton bereits mit ihrem Haar.
    »Ich habe beim Dienstsport schließlich keine Scheuklappen auf«, kam es trocken zurück.
    Mit dieser Sonnenbrille war er ihr wirklich haushoch überlegen. Thea beschloss, morgen auch eine aufzusetzen.
    Wenige Minuten später erreichten sie das Robert-Bosch-Krankenhaus, parkten hinter der Krankenwageneinfahrt und gingen schweigend die langen Flure bis zur Pathologie entlang, wo sie Prof. Dr. Krach bereits erwartete. Ein Diktiergerät baumelte an einer Schnur um seinen Hals. Der Präparator Marcel Olunga, ein in Hamburg geborener Ghanaer, stellte gerade die Gläser für die Gewebeproben bereit.
    Der blasse, glatzköpfige zweite Obduzent Heribert Finkbeiner, dessen dicke Brillengläser seinen stets traurigen Blick nicht verbergen konnten, stand seinem Chef mit Skalpell und Handsäge zur Seite.
    Im Gegensatz zu Messmer, der die Pathologie seit vielen Jahren kannte, war Thea mit diesen Räumlichkeiten noch nicht vertraut. Entsprechend unwohl fühlte sie sich, als sie den weiß gefliesten Sektionssaal betrat. Der kleine, drahtige Staatsanwalt Jens Triberg stand mit verschränkten Armen in der äußersten Ecke des großen Raums, so weit wie nur möglich vom Geschehen

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