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Die Farbe des Himmels

Die Farbe des Himmels

Titel: Die Farbe des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britt Silvija und Reissmann Hinzmann
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wurde. Ihre Muskeln spannten sich wie bei einer Katze, die eine Maus wittert. Sie setzte sich und schaltete ihr Diktaphon ein. »Haben Sie denn etwas beobachtet?«
    »Ich nicht, aber meine Überwachungskamera.« Auf Theas erstaunten Blick fügte er hinzu: »Irgendwelche Grünschnäbel beschmieren mit Vorliebe meine Garagenwand und die Mauer mit Grafitti, und ich bin es Leid, sie alle zwei Wochen reinigen zu lassen. Deshalb habe ich eine Videokamera installiert, die rund um die Uhr alles aufzeichnet, was auf der Straße vor meinem Haus passiert.«
    »Wie konnten wir die nur übersehen«, ärgerte sich Thea.
    »Sie ist natürlich gut getarnt. Ich will die Künstler ja schließlich erwischen. Diese Früchtchen hätte ich gern mal auf meinem Behandlungsstuhl sitzen«, sagte Wagner mit diabolischem Grinsen.
    Ob wohl in jedem Zahnarzt ein verkappter Sadist steckt? überlegte Thea, hütete sich jedoch, die Frage laut zu stellen. »Reicht denn der Aufnahmewinkel bis zur Villa der Familie Hauser?«, fragte sie stattdessen.
    »Nicht ganz. Aber ich habe trotzdem eine sehr interessante Aufzeichnung gemacht.« Er machte eine kleine Kunstpause und strahlte Thea an, die gespannt wie eine Feder auf ihrer Stuhlkante saß.
    »Als ich vorhin beim Frühstück saß, wollte ich das Band zurückspulen, um es gleich wieder einzulegen«, fuhr der Zahnarzt fort. »Ich sehe mir die Aufnahmen normalerweise gar nicht an, wenn ich nicht gerade wieder einen Picasso an der Wand habe, das kostet viel zu viel Zeit. Das Frühstücksfernsehen finde ich interessanter.« Er lachte und entblößte erneut sein Blend-a-med-Gebiss. »Aber – nennen Sie es Zufall oder auch Schicksal – als das Band vorgelaufen war, habe ich anstatt auf den Kassettenauswurf versehentlich auf den Bildsuchlauf gedrückt. Ich sah ein weißes Auto direkt vor meinem Garten halten und einen Mann aussteigen. Er schlug die Autotür zu und lief in Richtung Villa Hauser die Straße hinunter. Die Zeitanzeige stand exakt auf sieben Uhr sechsundzwanzig.«
    Thea hatte unwillkürlich die Luft angehalten. »Verstehe ich Sie richtig? Sie haben einen Mann gesehen, der am Morgen des Mordes hier in der Straße parkte und zu Hausers Villa ging?«
    »Zumindest in diese Richtung«, berichtigte Dr. Wagner geduldig. »Ich hatte natürlich inzwischen von dem Mord gehört und war sofort alarmiert.«
    »Aber Sie vermuten, dass der Mann zu Herrn Hauser wollte?« Als Thea dem Zeugen das Diktaphon vor dem Mund hielt, sah sie, dass ihre Hand vor Anspannung zitterte.
    »Ja. Ich hatte ihn früher schon öfter mal zu Hausers gehen sehen. Ich nehme an, sie kannten sich.«
    »Wie lange hat es gedauert, bis der Mann wieder zurückkam?«, fragte Thea.
    »Nur ein paar Minuten. Das kann man an der Zeitanzeige auf dem Band leicht nachprüfen«, erwiderte Wagner. »Aber um einen Menschen umzubringen, braucht man ja nicht besonders lange, nicht wahr?«
    Thea nickte nachdenklich. »Das Interessante ist, dass Ihr Gärtner diesen Mann offenbar auch beobachtet hat.«
    »Kann gut sein. Er arbeitet von halb acht bis halb zehn. Mehr darf er als Asylbewerber nicht.«
    »Wissen Sie zufällig, wie der Mann heißt?«
    »Mein Gärtner?«
    »Nein, der andere.«
    »Nein, woher denn. Aber Frau Hauser kennt ihn bestimmt.«
    »Dann werden wir sie fragen«, sagte Thea. Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Den Mörder auf Video, i dentifiziert von der Ehefrau des Opfers.
    »Noch mal zu dem Auto, mit dem er kam. Ist auf dem Band der Autotyp zu erkennen oder, noch besser, das Kennzeichen?«
    »Ein Audi A4, da bin ich mir ziemlich sicher. Aber der Wagen ist nur von der Seite drauf. Selbst als er wegfuhr, war kein Nummernschild zu sehen.«
    »Schade.« Thea stand auf. »Herr Wagner, können Sie uns das Videoband für ein paar Tage überlassen?«
    »Kein Problem. Ich freue mich, wenn ich Ihnen helfen kann.«
     
    Die Videokassette wie einen kostbaren Schatz an sich gepresst, trat Thea hinaus auf die Orplidstraße. Einen Versuch ist es alle Mal wert, dacht sie, lief zur Villa Hauser hinüber und klingelte energisch an der Tür.
    Drinnen rührte sich nichts. Im Briefkasten steckte noch die aktuelle Ausgabe der Stuttgarter Nachrichten. Helene Hauser war also vermutlich schon weggegangen, bevor der Zeitungsausträger kam. Gut, dann musste das noch warten.
    Messmer wird Augen machen, dachte sie zufrieden, als sie ins Auto stieg.
    Im Soko-Raum war es totenstill, als Thea die Kassette in das Videogerät legte. »Das Band ist nicht ganz am

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