Die Farbe des Himmels
kam, einen Mann am Gartentor der Villa beobachtet.«
»Das fällt ihm aber zeitig ein«, seufzte Thea. »Warum hat er uns das nicht schon gestern gesagt?«
»Deutsche Sprache, schwere Sprache. Offenbar hat er nicht verstanden, was der Kollege von ihm wollte. Er hatte das Pech von Dangelmaier befragt zu werden, vom Degerlocher Revier. Sein Älbler Schwäbisch ist noch unverständlicher als das von Kurt.«
»Hat er gesehen, ob der Mann im Haus war?« Thea war jetzt hellwach.
»Wissen wir noch nicht. Wie gesagt, er konnte sich nur mit Mühe verständlich machen. Er sagte, er sei kurz vor halb acht zum Haus des Zahnarztes gekommen, um den Rasen zu mähen. Dabei habe er gesehen, wie ein Mann aus der Gartentür kam und mit einem weißen Auto wegfuhr.«
»Hat er sich das Kennzeichen gemerkt?«, fragte Thea.
»Nein. Der Garten ist von einer niedrigen Mauer umgeben, deshalb konnte er es nicht sehen.«
»Hat er wenigstens den Autotyp erkannt?«
»Der Mann ist Pakistani, Thea-Schatz!«, frotzelte Messmer. »Die reiten dort auf Kamelen.«
»Ach nee! Da kannst du dich aber glücklich schätzen, dass du nicht in Pakistan lebst. Sonst würdest du jetzt womöglich als Reittier dein Dasein fristen.«
Wieherndes Gelächter machte sich im Besprechungsraum breit. Ströbele klatschte Beifall.
»Weiß du, manchmal ist es gar nicht so schlecht, ein Reittier zu sein«, konterte Messmer.
Thea biss sich auf die Lippen. Musste er eigentlich immer das letzte Wort haben? Hoffentlich wurde sie jetzt nicht rot. Sie wandte sich ihrem Chef zu, der betont unbeteiligt in seinen Unterlagen blätterte. Doch Thea sah ein belustigtes Zucken um seine Mundwinkel.
»Und wie geht’s jetzt weiter?«, fragte sie, als sich alle wieder beruhigt hatten.
»Der Gärtner kommt nachher vorbei. Wir lassen ein Phantombild erstellen. Kurt wird ihn dann befragen. Er muss nur noch einen Dolmetscher besorgen.«
»Für sich oder für den Pakistani?«, erkundigte sich Koch.
»Am besten für beide.« Joost schmunzelte. »Ihr geht inzwischen den restlichen Spuren nach. Micha, ruf in Hausers Firma an und mach einen Termin mit dem Prokuristen. Thea, du fährst noch einmal nach Sonnenberg raus und befragst die Nachbarn, die ihr gestern nicht angetroffen habt. Insbesondere dazu, ob ihnen ein weißer Pkw aufgefallen ist. Verena, du klärst bitte mit der Kriminaltechnik die Dringlichkeit der verschiedenen Spurenträger ab. Die Glaskugel sollen sie vorrangig behandeln. Walter, ich wäre dir dankbar, wenn du bei der Telekom Hausers Verbindungsdaten für die letzten Tage erheben könntest. Schließlich hat er gerade telefoniert oder zumindest den Hörer abgenommen, bevor er erschlagen wurde. Dann hätten wir mit dem letzten Anwählversuch den Todeszeitpunkt.« Joost nahm seine Unterlagen und erhob sich. »Noch Fragen?«
Alle schüttelten einträchtig die Köpfe.
»Also dann, frohes Schaffen!«
Als Thea den Flur hinunterging, um ihre Sachen zu holen, legte Walter Ströbele ihr die Hand auf die Schulter. »Nimm’s dir nicht so zu Herzen, Engelchen. Den Messmer änderst du nicht. Das haben wir in zehn Jahren nicht geschafft.«
»Habe gar nicht die Absicht«, entgegnete Thea und zwinkerte Ströbele zu, bevor sie in ihrem Büro verschwand. Ihre Tür fiel dann allerdings doch etwas heftiger ins Schloss als gewollt.
»Ich habe mich schon gefragt, wann Sie bei mir klingeln werden.« Dr. Wagner, dem das Grundstück gehörte, das Hausers Anwesen schräg gegenüber lag, streckte Thea strahlend die Hand entgegen.
Dieses Lächeln hatte er sich vermutlich antrainiert, um seinen Patienten zu demonstrieren, was für schöne Zähne man haben kann, wenn man nur regelmäßig zum Zahnarzt geht.
»Die Kollegen waren gestern schon da, haben aber niemanden angetroffen«, entgegnete Thea, während sie Wagner in die geräumige Wohnküche folgte, wo noch die Reste eines ausgiebigen Frühstücks auf dem Tisch standen.
»Donnerstags bin ich bis abends in der Praxis unten in der Stadt. Die Kinder sind im Waldheim und meine Frau im Büro. Eine Tasse Kaffee?« Mit einem Schritt war er am Küchenschrank und hatte einen Keramikbecher in der Hand.
»Danke, gern. Ich möchte Sie zu Ihrem Nachbarn, Herrn Hauser, befragen. Können Sie mir vielleicht etwas zu dem Vorfall von gestern Morgen sagen?«
»Das kann ich tatsächlich«, strahlte der Zahnarzt und goss Thea Kaffee ein. »Wenn Sie nicht zu mir gekommen wären, hätte ich heute bei Ihnen angerufen.«
Thea spürte, wie ihr Mund trocken
Weitere Kostenlose Bücher