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Die Farbe des Himmels

Die Farbe des Himmels

Titel: Die Farbe des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britt Silvija und Reissmann Hinzmann
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mehr wahrnehmen können. Willst du ihn für sie absagen?«
    Thea antwortete nicht. Sie hatte sich hingesetzt, den Kopf in die Hände gestützt und überlegte fieberhaft.
    »He, bist du noch dran?«
    »Schick mir die Tasche sofort rüber, Hannes. So schnell wie möglich. Am besten komm selber vorbei oder gib sie an der Pforte ab.«
    »Kannst du mir vielleicht mal erklären …«
    Den Rest hörte sie nicht mehr. Sie hatte schon aufgelegt.
     
    Lichtenberg. Immer wieder Lichtenberg. Wie passte das nun wieder zusammen?
    Sie sah ihre To-Do-Liste durch. Unter dem Punkt »Zeugenvernehmungen Firma Hauser« waren noch zwei Namen offen. Thea machte einen Haken hinter Hans Merkle. Die Letzte auf der Liste war Annegret Wiesner.
    Ob diese Befragung jetzt noch etwas bringt? fragte sich Thea. Sehr wahrscheinlich ging sie hier auch nur wieder einer von den neunundneunzig Prozent der Spuren nach, die irgendwann im Sand verliefen. Zumindest konnte sie die Zeugin aber auf Lichtenberg ansprechen. Auch wenn er offenbar für den Mord an Hauser nicht mehr in Frage kam, weigerte sie sich, an Zufälle zu glauben. Sie wollte um jeden Preis herausfinden, welche Rolle er in diesem Stück spielte.
    Die Sekretärin wohnte in der Calwer Straße. Bis zur nächsten Besprechung waren es noch gut zwei Stunden. Das war zu schaffen. Kurz entschlossen griff Thea zum Telefon. Frau Wiesner meldete sich nach dem ersten Klingeln.
    »Engel, Kripo Stuttgart, Grüß Gott, Frau Wiesner. Ich möchte Sie gern zum Mordfall Wolf Hauser befragen. Würde es passen, wenn ich in zwanzig Minuten käme?«
     
    Thea hatte den Autoschlüssel schon in der Hand, legte ihn aber wieder zurück. Um diese Zeit einen Parkplatz in der Innenstadt zu suchen war ein kühnes Unterfangen. Sie beschloss, die U-Bahn zu nehmen.
    Als sie aus dem Geschäftszimmer trat, sah sie Ströbele den Flur entlanglaufen.
    »Walter, warte mal, hast du eine Sekunde Zeit für mich?«
    »Für dich doch immer, Engelchen.«
    »Ich habe doch von dem Fall in Cannstatt erzählt, den mit der toten Frau in der Wohnung, wo kein Schlüssel aufzufinden war.«
    »Da, wo das Revier geschlampt hat? Was sagt denn das Obduktionsergebnis?«
    »Herzinfarkt. Den hätte ich auch gekriegt, wenn mich jemand um meine Ersparnisse samt Handtasche erleichtert hätte. Aber deshalb wollte ich nicht mit dir reden.«
    Sie gab ihm einen kurzen Abriss des Telefonats mit Hannes.
    »Nicht schon wieder dieser Lichtenberg. Den sind wir doch gerade erst losgeworden!«, seufzte Ströbele.
    »Ich gehe vor der Besprechung noch eine Zeugin vernehmen. Die Tasche müsste in der nächsten Stunde hier ankommen. Kannst du sie gleich zur Kriminaltechnik weitergeben? Und wärst du so nett und würdest dich in der Wohnung der Frau Lenz umsehen und vor allem noch mal diesem Lichtenberg auf den Zahn fühlen?«
    »Ich helfe dir immer gern, das weißt du doch. So komm ich wenigstens mal von diesem Papierkram weg.«
    Thea lächelte dankbar. So einen Vater wie Ströbele hatte sie sich immer gewünscht. »Du bist nicht mit Gold aufzuwiegen, Walter. Hier hast du die Adresse. Ich zeig mich mal erkenntlich, weiß nur noch nicht, wie.«
    »Gehst halt mal mit mir aus, wenn die Soko vorbei ist«, schmunzelte Ströbele und zwinkerte ihr zu, bevor die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
     
    Thea nahm die Linie 5 und stieg am Schlossplatz aus. Die Menschenmassen, die nach Geschäftsschluss die Haltestelle bevölkerten, machten ihr das Vorwärtskommen schwer. Vielleicht hätte sie doch das Auto nehmen sollen. In der Unterführung stauten sich Hitze und Schweißgerüche und Thea sehnte sich nach frischer Luft. Den »Trottwar«-Verkäufer, von dem sie sonst immer die Obdachlosenzeitung kaufte, ließ sie heute unbeachtet. Sie atmete auf, als die Rolltreppe sie ans Tageslicht brachte, obwohl es hier oben kaum kühler war als im U-Bahn-Schacht.
    Auf dem Schlossplatz wimmelte es von Leuten. Die Bänke und Rasenflächen der Grünanlage vor dem Neuen Schloss waren von Sonnenanbetern belegt. Halb nackte Kinder sprangen kreischend in einem der beiden Springbrunnen herum und bespritzten sich gegenseitig mit den Wassern der vier württembergischen Flüsse. Bei diesem Wetter drückten sogar die Ordnungshüter ein Auge zu.
    Thea verspürte einen Anflug von Neid beim Anblick der Kinder. War sie in diesem Alter auch so ausgelassen und unbeschwert gewesen? Dort auf den Bänken saßen ihre Mütter, die sie gleich zu sich rufen und ihnen trockene Sachen anziehen würden. Sic würden an

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