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Die Farbe des Himmels

Die Farbe des Himmels

Titel: Die Farbe des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britt Silvija und Reissmann Hinzmann
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einfach nicht unter den Schuhen kleben haben?« Messmer schaute ihr belustigt zu, wie sie mit ausladenden Schritten die Schnecken umging.
    »Nichts von beiden. Sie tun mir einfach Leid. Sie sind so schutzlos«, antwortete Thea.
    »So wie du?«, lächelte Messmer und blieb vor Theas Haustür stehen.
    Sie sahen sich einen Augenblick lang an.
    »Ganz schön frisch heute Morgen. Ich würde dich noch raufbringen, wenn du mir ’nen Tee machst«, sagte er mit einem Blick, der einen Gletscher zum Schmelzen gebracht hätte.
    »Vielleicht ein andermal, ich bin zu müde«, sagte Thea schnell. »Ich mag jetzt nur noch schlafen.«
    »Wie du willst.« Messmer zuckte mit den Schultern und ging zurück in Richtung Auto. Nach ein paar Metern blickte er noch einmal zurück. »Wusstest du eigentlich, dass auch Nacktschnecken sich paaren?«
    »Was du nicht sagst«, rief Thea, während sie die Tür aufschloss und auf den Lichtschalter schlug, der wie gewöhnlich klemmte. Vom grellen Treppenhauslicht geblendet murmelte sie:
    »Ganz schön blöd. Und wenn es schief geht, haben sie nicht mal ein Haus, in dem sie sich verkriechen können.«
     

SECHS
     
    Thea hatte Messmers Rat, am Dienstagmorgen auszuschlafen, dankend angenommen. Als sie gegen zehn Uhr den Soko-Raum betrat, kam er ihr mit Fahrtenbuch und Autoschlüssel in der Hand entgegen.
    »Gut, dass du kommst. Ich hatte eben einen Anruf auf dem Hinweisapparat. Eine Nachbarin hat gestern vor dem Haus der Linder eine Beobachtung gemacht. Was wären wir nur ohne die liebe Nachbarschaft.«
    »Darum ist unsere Aufklärungsrate ja auch so hoch«, witzelte Koch. »Die schwäbischen Nachbarn sind halt die aufmerksamsten der Welt. Denen entgeht einfach nichts.«
     
    Die Frau, die ihnen die Tür öffnete, legte ihre Kittelschürze vermutlich nicht mal nachts ab. Sie war um die sechzig Jahre alt, gut genährt und von gesunder Hautfarbe. Kein Wunder, wenn sie den ganzen Tag am offenen Fenster verbringt, dachte Thea. Ihre bläulich schimmernde Haarpracht türmte sich dauergewellt auf ihrem runden Kopf, der von einem stattlichen Doppelkinn gestützt wurde. Zwei kleine Augen, die die Farbe von abgestandenem Abwaschwasser hatten, sahen die beiden Beamten prüfend an.
    »Grüß Gott, Frau Laible. Wir haben vorhin telefoniert. Dürfen wir reinkommen?«
    »Kennet Se sich ausweise?«, fragte Frau Laible skeptisch.
    Betont lässig zog Messmer den Dienstausweis aus der Gesäßtasche und hielt ihn der Frau vor die Nase.
    Frau Laible griff danach und betrachtete ihn argwöhnisch. »Wisset Se, mr koa ja heute niemandem mehr traue.« Sie trat einen Schritt zurück und ließ Thea und Messmer in ihre nach Bohnerwachs und frisch gebrühtem Kaffee riechende Wohnung. »Se habet schließlich koi Uniform an. Und nach dem, was dr armen Frau Linder passiert ist.« Sie griff sich ans Herz und schüttelte den Kopf, dass ihre kunstvolle Frisur bedenklich ins Schwanken geriet. »Dass die jemand hot umbringe welle. Se isch doch ombracht worda, oder? So a nette Frau aber auch. Hot mir immer Weckle mitbrocht, weil i nemm’r so gut laufe ka nach meinera Hüftoperation. Nehmet Se doch Platz!« Mit einer ausladenden Geste deutete sie auf die Sitzgarnitur und ließ sich in den tiefen Fernsehsessel mit Blumenmuster fallen.
    »Sie erlauben doch?« Messmer scheuchte eine dicke, grau melierte Katze aus einem Fauteuil, die fauchend das Weite suchte, und setzte sich. »Sie wissen also bereits, dass Frau Linder tot ist?«
    »Freilich, in dr Bildzeitung hat’s ja groß und brait gestanda.«
    »Ach ja.« Thea erinnerte sich an die Presseleute gestern Abend vor Antonia Linders Haus.
    Während Messmer die Personalien aufnahm, schaute sich Thea im Wohnzimmer um. Alles war sehr sauber und ordentlich aufgeräumt. Auf dem Wohnzimmertisch lag unübersehbar die aktuelle Ausgabe der Bildzeitung. Die Schlagzeile sprang sofort ins Auge: »Tod im beschaulichen Degerloch: Suizid oder Mord?« Sie widerstand der Versuchung, die Zeitung aufzuschlagen und den Artikel zu lesen. Die Pressestelle des Präsidiums hatte ihn sicher schon zum Dezernat geschickt.
    Auf der Anrichte standen Familienbilder von Kindern und Enkeln, in der auf Hochglanz polierten Schrankwand gab es einige Bücher. Auf der Fensterbank lag ein Sofakissen mit handgewebtem Bezug. Das war also der Logenplatz zum Eibenweg.
    Frau Laible war Theas Blick gefolgt. »I komm ja nemme uff d’ Gass’. Koine fenf Meter ka i meh laufe ohne Schmerza. Und a bissle frische Luft brauch mer ja

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