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Die Farbe des Himmels

Die Farbe des Himmels

Titel: Die Farbe des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britt Silvija und Reissmann Hinzmann
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schienen ja gut ohne sie zurechtzukommen. Sie fühlte sich wie als Jugendliche in ihrer Handballmannschaft, wenn sie auf der Ersatzbank darauf wartete, eingewechselt zu werden. Den weißen Schutzanzug hatte sie bereits im Flur übergestreift und dabei den beiden irritiert zugehört. Wie konnten sie angesichts dieses blutigen Leichnams, der seltsam verdreht vor der Anrichte lag, so seelenruhig vom Essen reden? Sie ging um Moll herum, der die Tote fotografierte, und kniete sich neben Geiger. »Wissen Sie schon etwas Genaueres?«
    »Sie ist bereits eine Weile tot. Hat nur noch vierunddreißig Grad bei einer Umgebungstemperatur von dreiundzwanzig Grad. Ich würde sagen, es ist irgendwann heut Nachmittag passiert.«
    Thea stand auf. »Also war sie vielleicht schon tot, als du das letzte Mal hier warst.«
    »Wahrscheinlich.« Messmer nickte.
    Thea schaute auf die Blutlache hinunter, die sich auf dem hellen, mit Hirschen und anderen Waldtieren gemusterten Teppich abzeichnete. Wildschwein in Rotweinsoße, dachte sie.
    Geiger folgte ihrem Blick. »Sie wurde mit einer Tokarew, Kaliber 7,62 erschossen. Sieht nach einem Suizid aus. Ihr Zeigefinger steckt noch im Abzug.«
    »Eine alte Russenknarre. Irre, dass sie für das Ding auch noch Munition hatte.«
    Krach kniete neben dem Leichnam und schnitt die blutgetränkte schwarze Seidenbluse auf. »Seltsamer Einschusswinkel, zudem relativ weit links für einen Suizid. Wenn man davon ausgeht, dass sie mit rechts geschossen hat, muss sie ziemlich weit herum gegriffen haben. Außerdem hält sich ein Selbstmörder die Waffe normalerweise an die Schläfe oder in den Mund und nur selten auf die Brust. Jedenfalls setzt er die Waffe direkt am Körper auf. Das hier ist aber kein aufgesetzter Einschuss, auch wenn er aus nächster Nähe kam. Geiger, das ist doch was für Sie.«
    Geiger betrachtete die Stelle eingehend. »Sie haben Recht, die Pulverpartikel in der Bluse sind deutlich erkennbar. Und es sieht so aus, als ob der Schusskanal schräg von links unten nach rechts oben verläuft.«
    »Dann war es möglicherweise kein Selbstmord?« Thea ging um die Leiche herum, um besser sehen zu können.
    »Aber was soll das für ein Täter sein, der so schräg von unten schießt?«, mischte sich Kümmerle ein. »Ein Gartenzwerg vielleicht?«
    »Oder ein Rollstuhlfahrer«, sagte Thea leise.
    »Dieser Gedanke ist mir eben auch gekommen.« Messmer kratzte sich nachdenklich am Kinn.
    »Wie soll denn das gegangen sein?« Kümmerle lehnte im Türrahmen und rauchte, als wäre er auf einer Stehparty.
    »Was weiß ich. Sie muss den Täter gekannt und hereingelassen haben. Es gibt keine Einbruchspuren. Außerdem wissen wir noch gar nicht genau, ob Merkle tatsächlich so gehbehindert ist, dass er den Rollstuhl nicht verlassen kann. Vielleicht hat sie ihn ja auch samt Rollstuhl hereingeholt«, überlegte Messmer. »Es sind nur ein paar Stufen vom Garten bis zur Wohnung.«
    »Die Frage ist, ob Merkle Auto fahren kann. Wenn ja, müssen wir ihn auch als Tatverdächtigen betrachten«, sagte Thea. »Zumindest für diesen Mord.«
    »Wir müssen auf jeden Fall mit seinem Arzt reden. Der wird am besten über die Behinderung seines Patienten Bescheid wissen.« Messmer wandte sich an Kümmerle. »Könntest du das übernehmen?«
    »Ich brauche eh einen Termin wegen meiner Bandscheiben. Trifft sich gut, dass ich mir den während der Arbeitszeit holen kann. Sonst komme ich nie dazu.«
    »Der Täter könnte auch gekniet haben«, sagte Krach.
    »Und die Waffe danach dem Opfer in die Hand gelegt haben«, spann Messmer den Faden weiter.
    »Damit es wie ein Selbstmord aussieht«, ergänzte Thea.
    »Wir werden die Waffe nach Spuren untersuchen.« Geiger packte die Pistole in eine Plastiktüte und legte sie in seinen Koffer. »Sobald die Ergebnisse vorliegen, melden wir uns. Aber werdet nicht ungeduldig; wir tun, was wir können.«
    Messmer erhob sich und massierte seine Nasenwurzel. »Der Modus operandi ist hier völlig anders als bei Wolf Hauser, aber mein Instinkt sagt mir, dass wir es mit demselben Täter zu tun haben. Schließlich standen beide Opfer in enger Beziehung zueinander.«
    »Wo wird wohl der Maschio heute Nachmittag gewesen sein?«, überlegte Kümmerle.
    »Jedenfalls nicht im Hotel«, sagte Thea. »Allerdings fällt mir kein Motiv für ihn ein, Antonia Linder umzubringen.«
    »Kommt vielleicht noch.« Messmer gähnte.
    »Sehen wir erst mal, ob man einen Suizid ausschließen kann«, schlug Professor Krach vor und

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