Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
Außenbordmotoren von Evinrude oder Johnson benutzt.
Ein ganzes Räderwerk setzte sich in Ronnies Kopf in Bewegung, als sie versuchte, die Puzzleteile zusammenzusetzen.
Es war nicht einfach ein Schlüssel, sondern der Schlüssel zu einem Bootsmotor. Und er war alt, von der Art, wie man sie vielleicht auf einer alten, klassischen Jacht verwendete.
Ronnies Herz klopfte jetzt schnell. Sehr schnell. Plötzlich fragte sie sich, was mit dem Schlüssel geschehen war. Sie griff zum Handy und rief ihren Chef an. Als er abnahm, begrüßte sie ihn erst gar nicht, sondern fragte sofort: »Was ist mit Marks persönlichen Sachen passiert? Haben die Rettungssanitäter sie ihm abgenommen? Oder sind sie hier im Krankenhaus?«
Ambrose rügte ihren scharfen Ton nicht, kannte er sie doch gut genug, um zu wissen, dass sie eine wichtige Spur verfolgte. »Seine Kleidung und seine persönlichen Gegenstände, alles, was er dabei hatte, wurden in der Notaufnahme zusammengepackt und befinden sich jetzt hier in meiner Obhut.«
»Ist ein Schlüssel dabei? Ein kleiner, schwarzer Schlüssel mit der Zahl 76 darauf? Mark hatte ihn vermutlich in einem Asservatenbeutel.«
»Nein.«
Jetzt schlug ihr Herz nicht mehr mit doppelter, sondern mit dreifacher Geschwindigkeit. »Sind Sie sicher?«
»Ganz sicher, Veronica, es war kein Schlüssel in einer Tüte dabei. Das einzige Ungewöhnliche, was Daniels bei sich hatte, waren ein paar Ausdrucke über Selbstmordfälle. Ansonsten nur seine Brieftasche, die Dienstmarke, Schlüssel – seine privaten Schlüssel – , das Übliche also.« Im Hintergrund rief jemand nach Ambrose, und er brüllte ungehalten etwas zurück. Dann war er wieder am Telefon. »Was haben Sie denn gefunden?«
»Ich bin noch nicht sicher. Im Moment ist es bloß ein Verdacht, ich brauche ein bisschen Zeit.«
»Rufen Sie mich an, sobald Sie was haben, und unternehmen Sie nichts ohne Unterstützung«, wies er sie an.
Nachdem sie ihm das versprochen hatte, beendete Ronnie das Gespräch und überlegte weiter.
Der Schlüssel und die Verbindung zu einer Jacht hatten sie sofort an Leanne Carrs Chef denken lassen, an Jack Wilders. Sie hatte den Mann von Anfang an als möglichen Täter betrachtet, vor allem, weil es ihm problemlos möglich gewesen wäre, das Opfer am Unabhängigkeitstag ins Weiße Haus zu locken und weil er sich so sehr für die Ermittlungen interessiert hatte. Das Einzige, was Ronnie wirklich ein Rätsel war, war das Tatmotiv.
Da fiel ihr das Fotobuch ein. Und die herausgerissene Seite.
Ronnie warf einen Blick auf die Uhr. Es widerstrebte ihr, ausgerechnet jetzt wegzugehen, wo Mark jederzeit aus dem OP kommen konnte. Doch schließlich siegte ihr Drang, diesem neuen Hinweis nachzugehen, und sie verließ das Krankenhaus und nahm sich ein Taxi nach Hause.
In ihrer Wohnung angelangt stürzte sie zum Tisch und griff nach der Mikrodisk mit Leannes Daten. Sie schob die Disk in ihren Handcomputer, verband ihn mit dem großen Monitor und ließ sich auf die Couch fallen. Doch sie schaute sich nicht die Downloads von Leanne Carrs OEP -Chip an. Stattdessen suchte sie in den Dateien, die von Leannes Festplatte heruntergeladen worden waren, bis sie das Dokument »Fotobuch« im Ordner »WildersGeb« fand.
Sie öffnete die Datei und scrollte sich direkt zu dem großen Gruppenfoto am Strand durch – von dem im fertigen Buch eine Hälfte fehlte. Sie erinnerte sich, dass Wilders berichtet hatte, wie seine Assistentin zu einigen der Fotos gekommen war, und probierte es mit der gleichen Methode. Die neue Gesichtersuche bei Google war zwar nicht perfekt, und man konnte eine Menge falsche Resultate erhalten. Aber auf dem Foto im Buch war ja tatsächlich Wilders zu sehen, und Ronnie hatte die Vermutung, dass Leanne es im Netz gefunden hatte. Falls Wilders diese Aufnahme nämlich hatte geheim halten wollen, hatte er sie sicherlich nicht irgendwo im Haus herumliegen lassen, wo seine Frau sie hätte finden können.
Ronnie nutzte die Software, um die Gesichter aller Leute auf der rechten Seite des Fotos – der ausgerissenen Seite – , zu erfassen, und begann mit der Suche. Weil sie so viele Gesichter gleichzeitig eingegeben hatte, fand sie das Foto problemlos. Vor über zehn Jahren hatte jemand es auf einer Facebook-Seite gepostet.
»Das Internet vergisst nicht«, murmelte sie, als sie den Schnappschuss betrachtete. Jetzt kam der schwierige Teil. »Und mit wem auf diesem Schnappschuss hier wollen Sie nicht in Verbindung gebracht werden?«,
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