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Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Titel: Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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schrecklicher.
    »Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre, Zeiler, denn es ist reine Spekulation, aber«, sagte Daniels, »kann es sein, dass zu den Körperteilen, die Sie und Ihre Leute bisher noch nicht finden konnten, vielleicht auch der Teil gehört, der auf dem Hals gesessen hat?«
    Wieder räusperte sich der Agent. Eine dünne Schweißspur zeigte sich über seiner Oberlippe, obwohl die Luft hier im Keller kühl und feucht war. Widerlich feucht. »Das ist richtig.«
    Und schlagartig hatten sich Ronnies schlimmste Befürchtungen, die sie in den letzten zehn Minuten immer wieder verdrängt hatte, bewahrheitet.
    So viel zu ihrem ersten OEP -Fall.
    Denn es würde ziemlich schwierig werden, die Daten von einem Mikrochip in Leanne Carrs Gehirn auszuwerten, wenn ihr Kopf nicht zu finden war.

3
    Es war nicht immer leicht, wenn man für das zeitgenössische Pendant des Nazi-Arztes Josef Mengele gehalten wurde. Zu dieser Einsicht war Phineas Tate schon vor sechs Jahren gelangt, als sein internationaler Ruhm – und seine Schande – ihn als Retter der Menschheit oder als Werkzeug ihrer unausweichlichen Zerstörung erscheinen ließen. Oder als beides.
    Ihm selbst war diese Kontroverse immer wie eine Art Melodrama vorgekommen. Doch für einen siebzigjährigen Wissenschaftler, der den größten Teil seines Lebens relativ unbemerkt an der Virginia Tech gearbeitet hatte, war es eine ganz schöne Leistung, eine internationale Debatte auszulösen.
    »Und wenn du das vorher gewusst hättest, hättest du dann anders gehandelt?«, überlegte er laut. Wie so häufig in letzter Zeit führte er Selbstgespräche. Schließlich fand er kaum einen besseren Gesprächspartner, denn nur sehr wenige konnten den Gedankengängen seines Gehirns folgen.
    Hätte er seine Vergangenheit gerne umgeschrieben? Darüber grübelte er gelegentlich nach, wenn er in besinnlicher Stimmung war. Allerdings nie lange, denn schließlich hatte er damals ja nicht gewusst – hatte gar nicht wissen können – , was er lostreten würde. Insofern brachte es nichts, darüber nachzudenken.
    »Dieser Hund«, flüsterte er kopfschüttelnd. Dann strich er die silberne Haarsträhne zurück, die ihm dabei in die Stirn gefallen war.
    Es hatte alles so harmlos angefangen, ja, mit dem Hund. Mit einem kleinen verschwundenen Terrier, um den eine seiner Studentinnen eines Tages, nicht lange nach der Jahrhundertwende, geweint hatte. Phineas hatte gefragt, ob er helfen könne, und war dabei gewesen, als sie den heiß ersehnten Anruf erhielt. Ihr geliebtes Haustier war gefunden worden. Identifiziert hatte man den Hund anhand eines Mikrochips im Unterhautfettgewebe, den die Studentin dem Tier als Welpe hatte implantieren lassen.
    Ihre Freude war wirklich ein Erlebnis gewesen. Selbst heute noch lächelte Phineas, wenn er daran dachte, wie sie ihn an ihrem Glück hatte teilhaben lassen. Und plötzlich war ihm, wie einer Cartoonfigur, über deren Kopf eine Glühbirne aufleuchtet, eine Idee gekommen. Damals waren die Nachrichten nämlich gerade voll mit der Geschichte des armen Mädchens, das aus seinem Zimmer entführt worden war, während die Schwester im Nachbarbett schlief.
    Es hatte sofort geklickt. Allerdings war nicht nur ihm diese Idee gekommen, denn mit dem Anbruch des bioelektronischen Zeitalters hatten auch andere schon über diese Möglichkeit nachgedacht. Wenn so etwas für Tiere geeignet war, warum dann nicht auch für Menschen?
    Manche seiner Zeitgenossen hatten geglaubt, er würde den Nobelpreis erhalten, als der Kongress2016 , viele Jahre später, ein Gesetz eingebracht hatte, das jeden amerikanischen Bürger verpflichtete, sich den von ihm entwickelten Mikrochip in den Arm einsetzen zu lassen.
    Andere hätten ihn am liebsten ins Gefängnis geworfen.
    Phineas selbst hatte eigentlich nie damit gerechnet, dass diese Maßnahme die gesetzlichen Hürden nehmen würde. Bestimmte Personengruppen – fürsorgliche Eltern, Betreuer alter Menschen oder Leute mit gesundheitlichen Problemen – hatten die neue Technologie begrüßt und sie sich schon zunutze gemacht. Auch Regierungseinrichtungen hatten sich längst der Implantate bedient, um sich gegen den Zutritt Unbefugter zu schützen. In manchen Fällen hatten die Mikrochips auch Schlüsselkarten und Dienstmarken ersetzt, und zwar mit großem Erfolg.
    Doch obwohl die Öffentlichkeit es müde war, dass anonyme Terroristen sich in Einkaufszentren in die Luft sprengten und in Kinos Anschläge mit Chemikalien verübten, hatte es

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