Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
Daniels und Sloan so trieben. Wahrscheinlich sogar beiden. Dieses kleine spionierende Stinktier.
»Mordermittlungen dauern ein Weilchen«, erwiderte Mark endlich.
Bailey grinste. Er bemühte sich, freundlich zu erscheinen, als wisse er, dass er störe, wolle aber trotzdem bleiben und weitere Informationen ergattern. »Aber jeder muss doch irgendwann mal schlafen. Sind Sie wenigstens für heute fast fertig?«
»Ja. Fast.«
»Wo ist ihre Partnerin?«
Daniels zögerte mit der Antwort. Ron und er arbeiteten nicht immer nach Vorschrift, und der Chef dieses Milchbubis würde wahrscheinlich tun, was in seinen Kräften stand, um ihnen Steine in den Weg zu legen. Wenn er herausfand, dass sie sich – gegen die Vorschriften – getrennt hatten, wäre das Wasser auf seine Mühlen.
»Auf ’m Klo«, murmelte er, rieb sich das Kinn und überlegte, wie bald er wohl in seiner Lieblingsbar aufschlagen könnte. Hoffentlich würde Ronnie jetzt jede Sekunde hinter Bailey auftauchen, dann konnten sie beide hier abdampfen und in die Dienststelle zurückfahren. Dort würde Ron sich in einen Computerraum zurückziehen, und er konnte Feierabend machen.
»Ist ja witzig. Ich bin gerade da vorbeigegangen, und der Hausmeister hat gefragt, ob er abschließen kann. Er hat nichts davon gesagt, dass noch jemand drin ist.«
Bailey sah ihm in die Augen. Mark hielt seinem Blick stand, forderte den jungen Agenten schweigend auf, dieses Rätsel selbst zu lösen. Der Neuling sah als erster fort.
»Dann wollen Sie also gehen, sobald Detective Sloan zurückkommt?«
»Genau.«
»Haben sie denn heute ein bisschen Glück gehabt?«
Das möchtest du wohl gern wissen, was? »Wir haben Fortschritte erzielt.«
»Tatsächlich? Inwiefern?«
»Darf nicht darüber sprechen.«
»Ach so.« Bailey zögerte, dann setzte er hinzu: »Leanne scheint eine nette Frau gewesen zu sein. Ich hoffe, dass Sie den Verbrecher kriegen, der ihr das angetan hat.«
»Bestimmt.« Mark wusste, dass in seiner Stimme nicht der geringste Zweifel mitschwang. Ronnie und er waren in jedem Ermittlungsverfahren ein super Team. Und bei diesem Fall, an dem sie beide innerlich so sehr beteiligt waren, würden sie beide nicht ruhen, bis dieses Schwein gefasst war.
»Gut.«
»Hören Sie, ich mache den Papierkram hier noch fertig, und dann hole ich meine Partnerin, damit wir hier raus können. Für heute hab ich genug von diesem Bau. Weiß gar nicht, wie Sie das den ganzen Tag hier drin aushalten.« Es war wirklich ein deprimierender Arbeitsplatz. Fünf Tage in der Woche im verfluchtesten Gebäude der Welt eingesperrt zu sein, war bestimmt nicht einfach.
»Okay. Dann bis später«, sagte Bailey mit freundlichem Nicken. Doch bevor er sich abwandte, leckte er sich über die Lippen und senkte den Blick. »Äh … würden Sie Detective Sloan bitte meinen Dank ausrichten?«
»Für?«
»Einfach, dass ich mich bedanke. Ich glaube, das versteht sie schon.«
»Kapiert.«
Doch, er hatte es begriffen. Ronnie war heute Vormittag genau richtig mit diesem grünen Jungen umgegangen. Und dabei hatte er sich wahrscheinlich ein bisschen in sie verliebt. Warum sollte es ihm anders ergehen als den meisten heißblütigen Männern?
Seine Partnerin hatte etwas, das sie für die meisten Männer unwiderstehlich machte. Es waren nicht bloß ihr Aussehen – das war einsame Spitze – und ihr Verstand, der ihn beschämte. Nein, obendrein mischten sich bei ihr Stärke und Verletzlichkeit auf ganz faszinierende Weise. Er kannte keine andere Frau, die so taff und selbstbewusst war wie Ronnie. Und er kannte auch keine, die so entschlossen ihre Schutzmauern verteidigte oder alles, was ihr Unbehagen bereitete, einfach ignorierte.
Das war mehr als verständlich, wenn man bedachte, dass sie ihren Vater und ihre Brüder bei den Anschlägen verloren hatte. Trotzdem, diese Unerreichbarkeit machte sie zu einer noch größeren Herausforderung. Ronnie kriegte es hin, dass Männer sich vor ihr wie absolut unfähige Versager fühlten und bessere Leistungen erbringen wollten, einfach nur, um ihr zu imponieren, und gleichzeitig fast verzweifelt wünschten, derjenige zu sein, der ihre emotionale Barriere durchbrechen würde.
Und manchen setzte sie so zu, dass sie sich am liebsten von einer Klippe gestürzt hätten.
Ihm selbst war es, wenn er ehrlich war, in letzter Zeit meistens so gegangen.
»Gut, also, dann bis morgen.« Und endlich verschwand Bailey.
»Morgen«, antwortete Daniels.
Er wandte sich wieder seinen
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