Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
Protokollen zu und versuchte, geduldig zu bleiben. Endlich jedoch konnte er nicht mehr anders, er schaute wieder auf die Uhr.
Elf Minuten. Jetzt reicht’s.
Er stand auf, ließ seine Akten und Vernehmungsprotokolle auf dem Tisch liegen und schlenderte in den Flur. Bailey war nicht mehr zu sehen, er war wieder in Kilgores Büro verschwunden. Als Daniels zur Tür des leitenden Special Agent hinüberschaute, sah er, wie sie sich öffnete. Zeiler, der einzige der drei Secret-Service-Marionetten, der tatsächlich etwas von seinem Fach zu verstehen schien, trat heraus, hatte den Kopf aber noch dem Raum zugewandt, weil sein Gesprächspartner sich darin befand.
In der Hoffnung, dass niemand ihn sehen würde, flitzte Daniels zur Treppe und lief, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, nach unten. Er ermahnte sich zwar, nicht überzureagieren, aber eine innere Stimme sagte ihm jetzt, dass etwas schief gelaufen war. Im Laufe der Jahre hatte er gelernt, auf diese Stimme zu hören, insbesondere, wenn es um Ronnie ging. Sie mochten zwar nicht die persönliche Beziehung haben, von der er einst geträumt hatte, aber als Kollegen waren sie miteinander verwachsen und deshalb unschlagbar.
Als er das zweite Untergeschoss erreichte, rief er nach ihr. »Ronnie? Wo bist du?«
Keine Antwort. Mit wachsender Sorge legte Mark den Hauptschalter im Sicherungskasten um und tauchte damit auf einen Schlag das gesamte Stockwerk in grelles Licht. Die nackten Glühlampen warfen ihren grausamen Schein auf den blutbefleckten Fußboden. Daniels konnte mühelos in beide Richtungen sehen und erkannte sofort, dass seine Partnerin sich nicht hier aufhielt. Komisch. Er war ihr nicht auf der Treppe begegnet und hatte sie auch im Erdgeschoss nicht gesehen. Und in diesem Untergeschoss gab es noch keine abgetrennten Räume. Nein, hier gab es wirklich keine Ecke, wo er sie hätte übersehen können – aber er sah nichts.
Daniels dachte fieberhaft nach, löschte das Licht und stapfte die Treppe wieder hinauf. Obwohl ihm kein Grund einfiel, warum Ronnie im ersten Untergeschoss hätte Halt machen sollen, entschied er sich, auch hier nach ihr zu sehen, und ging zum Sicherungskasten. Als er den Hauptschalter umlegte, geschah gar nichts.
Jetzt wurde seine Besorgnis zu Angst um Ronnie. Hier stimmte etwas nicht.
Er öffnete sein Holster, nahm die Taschenlampe in die Hand und betrat den Flur. Sofort fiel ihm die höhlenartige Dunkelheit auf. »Ronnie? Detective Sloan!«
Totenstille. Doch etwas ließ ihn weiter dem langen, finsteren Gang folgen. Während er Ronnies Namen rief, leuchtete er mit der Taschenlampe alles ab. Inzwischen hatte er Herzklopfen, vor Anspannung, aber auch vor Angst um seine Partnerin.
Sie hätte es nicht gewollt, dass er Angst um sie hatte. Aber verdammt, er war verrückt nach der Frau, persönlich und beruflich. Wenn ihr etwas passierte, war sein Leben nichts mehr wert, und er würde alles tun, um sie vor Gefahren zu schützen.
Daniels fragte sich allmählich, ob er sie oben irgendwie verpasst haben konnte – vielleicht war sie erst nach Baileys Wortwechsel mit dem Hausmeister in die Damentoilette gegangen. Er wollte gerade umkehren, als unter seinem Fuß etwas knirschte.
Er schaute nach unten. Auf dem Betonboden lagen die Plastikscherben einer zertrümmerten Notausgangsleuchte.
»Scheiße«, murmelte er mit wachsender Anspannung. Er zog die Waffe. »Ronnie, antworte mir!«
Etwas klickte ganz leise, und er konzentrierte sich auf eine Tür, deren Umrisse er vor sich erahnte. Sie bewegte sich ein wenig, und er stürzte los. »Polizei! Hände hoch!«
Niemand kam herausgerannt, und Mark konnte nicht hinein. Denn entsetzt stellte er fest, dass ein schlaffer, lebloser Körper den Eingang versperrte.
Der schlaffe, leblose Körper seiner Partnerin.
7
Ronnie schwamm durch ein Meer von verwirrenden, zusammenhanglosen Bildern. Sie kämpfte darum, wieder zur Besinnung zu kommen, und schließlich schlug sie die Augen auf. Allerdings bereute sie das sofort, denn das Licht stach ihr wie mit scharfen Scherben ins Hirn, sodass sie aufstöhnte und die Augen gleich wieder schloss.
Ihr Kopf fühlte sich an, als sei er in einem Schraubstock zusammengequetscht worden, und ihr Gehirn pochte im zu eng gewordenen Schädel. Schon die kleinste Bewegung war qualvoll, daher blieb sie ganz still liegen und konzentrierte sich darauf, langsam und gleichmäßig zu atmen. Sie musste herausfinden, wo sie sich befand und was eigentlich los war.
»Detective Sloan?
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