Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
Vom Netzwerk:
gönnerhaft klang, aber im Moment war es ihm ziemlich egal. Die Herablassung hatte er sich verdient.
    »Sie waren weg, um zu tun, was Sie tun mussten. Ich hatte stundenlang Zeit.«
    Die beiden Männer musterten sich kurz über den Tisch hinweg. Cass stöhnte innerlich. Er musste Armstrong zumindest teilweise ins Vertrauen ziehen, um ihn zu besänftigen. Es gab nur ein Problem mit Männern, die auf eigene Initiative arbeiteten: Sie schalteten ihre Neugier nicht einfach ab, wenn es ihm passte. Cass hatte selbst Jahre gebraucht, sich immer wieder daran zu erinnern, was aus der verdammten Katze geworden war.
    »Im Augenblick bin ich überall recht begehrt.« Er wandte den Blick nicht ab.
    »Und es geht immer um die Arbeit?«
    »Nicht immer.« Mehr wollte er dem Sergeant nicht verraten. Wenn er nicht vorsichtig war, konnte das leicht das letzte Bier sein, das sie sich nach der Arbeit genehmigten, und das wäre schlecht für das Team.
    »Wäre es nicht vielleicht besser, über die offiziellen Kanäle zu gehen? Und was immer es auch sein mag, über die Arbeit zu erledigen?«
    »Kann sein, Toby, aber Sie haben doch keinen blassen Schimmer, worum es geht.« Cass stützte sich auf den Tisch. »Wollen Sie mir hier Knüppel zwischen die Beine werfen?«
    »Sie sind der Boss.« Endlich senkte Armstrong den Blick.
    »Wegen Ihrer Neugierde sind Sie Polizist geworden. Ein guter Polizist werden Sie, wenn Sie lernen, wo Sie sich raushalten sollten.«
    Es wurde unangenehm still, als sie einander anschwiegen. Nicht einmal das übliche Klirren der Gläser oder die Gespräche von den Nebentischen drangen zu ihnen herüber.
    »Also gut«, sagte Cass schließlich, »es ist wirklich etwas Persönliches – kein Grund zur Sorge. Nur eine Familienangelegenheit.«
    In seinem Hinterkopf tauchte das Bild des fetten Mannes auf, wie er mit Abigail Porter auf dem Gleis stand. Ich gehöre zur Familie , hatte er gesagt. Cass lief ein Schauer über den Rücken. Eine Familienangelegenheit . Wer waren diese Menschen, die seine Familie zu ihrer Angelegenheit erklärt und sie so gründlich in die Scheiße geritten hatten? Er träumte immer noch hin und wieder von Solomons Tod, von der Explosion des Lichts, der Explosion der Fliegen . Daran war nichts natürlich , das hatte einzig und allein mit dem Leuchten zu tun.
    Abigail Porter. Der Dicke. Das U-Bahn-Gleis. Als die toten Studenten näherrückten, vergaß er alles Leuchten . Sein Herz raste.
    »Wie kommen Sie nach Hause?«
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.« Armstrong runzelte die Stirn. »Mit der U-Bahn.«
    »Und wie zahlen Sie?«
    »Ich zahle nicht – ich meine, ich fahre mit der Oyster Card.«
    »Ganz genau.« Cass grinste, als er das Puzzle in seinem Kopf zusammensetzte. »Und wenn Sie ein Student wären,der hier lebt und jeden Tag durch London fährt, wie würden Sie es dann machen?«
    Armstrong ging ein Licht auf, als es ihm gelang, Cass’ Gedankengang zu folgen. » Mit einer Oyster Card zum Studententarif! «
    »War das Ihr erster Drink heute?«
    »Ja …«
    »Gehen Sie zurück zum Revier, holen Sie Ihren Wagen und sammeln Sie diese Oyster Cards ein. Wenn wir nachverfolgen können, wohin sie gefahren sind, finden wir vielleicht die Verbindung.«
    »Jetzt?« Armstrong warf einen wehmütigen Blick auf seinen Drink. »Aber es ist schon halb acht. Ich dachte, Sie hätten gesagt, ich sollte was für meine Work-Life-Balance tun.«
    »Da habe ich gelogen. Ich will, dass diese Karten morgen früh vorliegen. Und rufen Sie den Chef von Oyster an und sagen Sie ihm, dass er morgen um zehn Uhr einen Mann mit einem Scanner aufs Revier schicken soll.«
    »Und wenn die Karten nicht erfasst sind?«
    »Sie müssen angemeldet sein, weil sie sonst keinen Studententarif bekommen hätten. Und Sie wissen doch, wie Studenten sind: Die sparen, wo sie nur können, um sich das nächste Bier leisten zu können.« Er trank die Flasche aus und stand auf. »Bis morgen früh.«
    »Und wohin gehen Sie?«
    »Da Sie jetzt zu viel zu tun haben, um mit mir weiterzutrinken, habe ich Wichtigeres vor. Sie müssen nicht mein Händchen halten.«
    Er spürte Armstrongs Blick im Rücken, als er aus dem Pub ging, doch er schaute sich nicht um. Bevor er die Telefonauskunft anrief, ging er zu Fuß mehrere Blocks weit.
    »Die Bank, Hauptquartier, London bitte. Stellen Sie mich direkt durch.«
    Die Frau am anderen Ende der Leitung reagierte wie gewünscht und es klingelte.
    »Die Bank, guten Abend, was kann ich für Sie tun?« Die Stimme

Weitere Kostenlose Bücher