Die Farben der Finsternis (German Edition)
Solomon, als sein Freund noch bei Verstand gewesen war. Manchmal fragte er sich, ob sich überhaupt noch jemand daran erinnerte, wie es wirklich gewesen war, jenseits von Macht und Ruhm. Mr Bright lächelte. Er würde immer wieder darauf setzen, hier sein Glück zu versuchen.
8
Dr. Tim Hask kippte den letzten Schluck seines dritten Wodka Tonic, hustete, weil er es so eilig hatte, etwas zu sagen, und lieferte dann die Pointe seiner weitschweifigen Geschichte von einem struppigen Hund. Sie musste lustig gewesen sein, weil Ramsey so laut darüber lachte, wie man es nur bei einem wirklich gut erzählten Witz tat. Cass rang sich ein Lächeln ab und trank sein Bier aus. Er freute sich, die beiden Männer zu sehen – Hask zu treffen hatte ihn überrascht. Der Profiler war nach Schweden zurückgekehrt, nachdem der Fliegenmann-Fall auf so ungewöhnliche Art und Weise abgeschlossen worden war, aber nach den Bombenattentaten hatte die Regierung ihn wieder angefragt, um psychologische Gutachten potenzieller Verdächtiger zu erstellen. Dazu kamen zahlreiche Unternehmen, die ordentliche Summen für die Behandlung jener Angestellten herausrückten, die unter dem Trauma dieser Taten litten. Auf keinen Fall durften finanzielle Fehlentscheidungen aufgrund posttraumatischen Stresses getroffen werden. Als ginge es der Welt nicht schon schlecht genug.
Cass freute sich wirklich über das Wiedersehen, wünschte jedoch, es hätte an einem anderen Abend stattgefunden. Er hatte den Kopf zu voll, um sich auf seine Freunde zu konzentrieren, und der Brief, den ihm der sterbende Anwalt überbracht hatte, lag wie Blei in seiner Tasche. Und dann waren da noch diese Selbstmorde, die zum Himmel stanken.
»Sagt einem von euch der Satz ›Chaos im Dunkel‹ etwas?«, fragte er schließlich, als die Unterhaltung sich weniger lustigen Themen zuwandte und sie bereits über die anstehenden Prozesse diskutierten, über die sie gar nicht reden durften.
»Nein«, antwortete Ramsey. »Sollte er?«
»Ein Mädchen aus deinem Einzugsbereich hat sich vor ein paar Wochen umgebracht und diesen Satz an die Wand geschrieben.«
»Ist nicht auf meinem Schreibtisch gelandet – aber da gehört ein Selbstmord auch nicht hin. Selbst wenn sich die Fälle, die ich in letzter Zeit bekomme, zugegebenermaßen ungefähr auf diesem Niveau bewegen.«
»Dasselbe gilt für mich.«
»Wenn das in meinem Teil der Stadt passiert ist, woher weißt du das dann?«
»Bei uns hat sich letzte Nacht auch eine junge Frau umgebracht und das waren ihre letzten Worte. Eagleton hat mich gerufen. Er hatte auch dein Mädchen fotografiert. Dadurch hat er die Verbindung hergestellt und gedacht, das wäre was für mich. Er hat sich schon gedacht, dass ich mich genügend langweile, um mich dahinterzuklemmen.«
»Guter Junge«, sagte Ramsey. »Wahrscheinlich hat er recht.«
Cass sah Hask an. »Können Sie was damit anfangen?«
»Nein, jedenfalls nicht ohne Recherche.« Der dicke Mann beugte sich vor und brachte das Gleichgewicht des hölzernen Pubtisches in Gefahr. »Machen Sie heute Abend deshalb so einen besorgten Eindruck?«
»Auch«, gab Cass zu. »Aber es ist sowieso egal, der DCI will keinen Fall daraus machen.«
Nach dem Bier war ihm noch düsterer zumute und seine Laune wurde immer schlechter. Zum ersten Mal seit Monaten sehnte er sich nach Kokain.
»Ich glaube, ich fahre nach Hause.« Er stand auf. »Schön, Sie zu sehen, Hask.« Das meinte er ernst. »Das sollten wir bald wiederholen.«
»Klar, machen wir.« Hask grinste fröhlich und das Lächelngrub sich durch seine breiten Wangen, aber Cass spürte seinen durchdringenden Blick. Hask war neugierig – tja, bitte schön. Cass hatte im Moment nichts zu sagen. Es war sinnlos, über einen Fall zu reden, in dem nicht ermittelt wurde, und der Brief war privat. Er verabschiedete sich von Ramsey und ging hinaus auf den Bürgersteig.
Obwohl die Marylebone High Street in Gehweite zum bunten Treiben der Oxford Street lag, war es hier abends ruhig, und Cass genoss die friedliche Stimmung, als er in der warmen Luft Richtung Marylebone Road ging, wo die ganze Nacht reger Verkehr herrschte; dort wollte er ein Taxi heranwinken. Er starrte in die Dunkelheit der Stadt und dachte über ihre Geheimnisse nach.
SIE haben Luke.
Er wusste, wer mit SIE gemeint war: das Netzwerk; die dubiose – er wehrte sich gegen das Wort übernatürlich , trotz allem, was er bei Solomons Tod gesehen hatte – Gruppe hinter Der Bank, die ihrerseits hinter allen
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