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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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er bereit ist, wird er aufwachen.«
    »Wir waren voller Energie, oder etwa nicht? Keiner konnte uns aufhalten. Und jetzt? Alles zerfällt, wir auch. Vielleicht war es von Anfang an nicht für die Ewigkeit gedacht.«
    Mr Bright bemerkte die traurige Resignation in Monmirs Miene. In seine einst glatte Fassade hatte sich der Schmerz gegraben.
    »Das muss Sie nicht betreffen, Monmir.« Er sprach leise. »Ihr Verstand spielt Ihnen einen Streich. Sie können damit aufhören.«
    Monmir drehte sich zu ihm um. »Haben Sie das auch Mr Solomon erzählt?«
    Mr Bright antwortete nicht.
    »Sie können nicht alles kontrollieren, Mr Bright.« In Monmirs Stimme klang etwas mit, das hart an Mitleidgrenzte. »Sie nicht und der Erste nicht, nicht mal mit der aufgespürten Blutlinie und dem Versprechen, das in dem Jungen liegt.«
    Mr Bright sah ihn ein wenig erstaunt an.
    »Wir alle hören die Geschichten – Sie und Mr Solomon und der Erste, o ja, Sie hüten Ihre Geheimnisse gut, aber es wird immer Gerüchte geben, die auch jenen außerhalb des Inneren Zirkels zu Ohren kommen. Wir vertrauen Ihnen. Wir haben Ihnen damals vertraut und grundsätzlich vertrauen wir Ihnen auch jetzt noch. Die meisten von uns haben sich gern damit begnügt, den Verpflichtungen gegenüber dem Netzwerk nachzukommen, und genießen ihre Macht, während Sie sich um das große Ganze kümmern. Aber Sie dürfen den freien Willen nicht außer Acht lassen. Seinetwegen sind wir schließlich hergekommen.« Er hielt inne, um Luft zu holen.
    »Ich habe Sie stets respektiert. Schon ehe Sie Mr Bright wurden, in Zeiten, an Orten, an die man sich kaum noch erinnern kann. Und auch jetzt werde ich mich nicht gegen Sie wenden. Aber Sie müssen aufpassen und umsichtig handeln. Halten Sie die Augen offen.«
    »Was wollen Sie mir damit eigentlich sagen, Monmir?«, fragte Mr Bright. Seine Augen funkelten – wie immer.
    Monmir sah ihn nachdenklich an. »Wahrscheinlich nichts, was Sie nicht ohnehin schon wissen.« Er lächelte. Sein Zahnfleisch war bleich. »Vielleicht bin ich doch nur ein Mensch. Ich glaube, so langsam verstehe ich, was das bedeutet.« Er zwinkerte ihm zu, einen Moment lang war alles wie früher. »Wenn man stirbt, kann das schon mal passieren.«
    »Sie müssen nicht sterben, Monmir. Sie lassen es doch nur geschehen.«
    »Nein, vielleicht muss ich nicht sterben«, gestand Monmir.»Vielleicht versuche ich mich auch mit letzter Kraft an den Gängen. Falls ich wieder ich selbst werden kann.«
    »Tun Sie das nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Wie Sie wissen, haben andere das auch schon versucht. Es ist nicht sicher. Sie würden es nicht schaffen.«
    »Glauben Sie etwa, sterben wäre besser?«
    Mr Bright schwieg.
    Monmir lächelte. »Sie glauben, Sie verstehen das, doch in Wirklichkeit wissen Sie nichts. Sie haben es gebaut, stimmt, aber ehe Sie nicht sterben, werden Sie die Magie und den Wahnsinn nie verstehen.«
    »Diesen Hang zur Poesie kenne ich gar nicht an Ihnen, Monmir.«
    Sie starrten sich an.
    »Ich finde allein hinaus.«
    Der Kranke drehte sich um, ohne einen letzten Blick durch die Scheibe zu werfen. Mr Bright sah ihm nach und wartete, bis der Aufzug sich abwärtsbewegte, ehe er die Jalousie sorgfältig wieder herunterließ und seinerseits ging. Im Korridor blieb er vor einem der bewachten Räume stehen. Er schob das Sichtfenster auf und spähte hinein. Rasnic lehnte an der Rückwand. Sein Gesicht war ständig in Bewegung und das nervöse Zucken um seine Mundwinkel verwies auf ungesagte Worte.
    Mr Bright schürzte die Lippen. Es war ihm unangenehm, ihn so zu sehen, in diesem endlos nichtigen Zustand, sein Körper nur mehr eine leere Hülle. Das Leuchten war verschwunden. Rasnic hatte sich im Frühstadium des Experiments freiwillig dafür gemeldet, die Gänge zu suchen. Er war stark, mächtig und geistreich gewesen. Er hatte geleuchtet, schon als kleiner Junge.
    Das war vorbei. Es war fünf Jahre her, ohne dass eineBesserung eingetreten wäre. Mr Bright hatte es nicht anders erwartet. Rasnic war leer – genau wie die anderen, die es im Nachhinein versucht hatten.
    Er verschloss das Sichtfenster wieder und warf einen Blick auf die anderen Türen. Es lohnte sich nicht, hineinzusehen. Man hätte ihm Bescheid gesagt, wenn sich etwas verändert hätte. Immerhin hatten sie aufgehört, sich die toten Augen herausreißen zu wollen. Das war wirklich beunruhigend gewesen.
    Mit einem Seufzer wandte er sich ab. Ihn selbst hatten die Gänge nie gelockt, genauso wenig wie

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