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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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Hauptstraße, wo jede ihres Weges fuhr.
    Im Fond der einen schenkte sich der Fahrgast seufzend einen Whisky ein und trank ihn nachdenklich, bevor er ein Handy hervorzog und zu dem gewünschten Namen runterscrollte. Er tippte ein einziges Wort, MORGEN, in das Display und versandte die SMS. Dann lehnte er sich in die weichen Lederpolster zurück und lächelte.Mr Brights Schuhe klackten leise auf dem Marmorboden in der Lobby des Senate House. Früher gehörte es zur Londoner Universität, aber mittlerweile war es Eigentum Der Bank geworden und diente den unterschiedlichsten Zwecken. Die Universität nutzte den nördlichen Flügel weiterhin für ihre Austauschprogramme und auf einigen Etagen im südlichen Teil waren mehrere Forschungsprojekte untergebracht. Das University College London hatte versucht, die Übernahme durch Die Bank zu verhindern, als Die Bank das Gebäude im Gegenzug für die Rettung der finanziell belasteten Universität eingefordert hatte, aber wie sich herausstellte, war das College gar nicht so schlecht damit gefahren. Das Gebäude brachte Der Bank gewisse Vorteile, nicht zuletzt, jedenfalls nach Meinung von Mr Bright, durch die teilweise Belegung durch die Universität. Alle Geheimnisse der Welt waren hier in schöner Offenheit ausgebreitet, aber das machte nichts, denn junge Leute waren grundsätzlich mit sich selbst beschäftigt. Nur selten interessierten sie sich für die Angelegenheiten anderer.
    Als seine Schritte noch ein Echo produzierten, nachdem er längst stehen geblieben war, schaute er sich um.
    »Ich warte schon seit Stunden.«
    Die fast vertraute Gestalt ging auf Mr Bright zu. Die einst arabisch olivfarbene Haut hatte einen blassen, beinahe kränklichen Ton angenommen und das Haar war dünn und glanzlos.
    »Monmir«, sagte Mr Bright. »Ich dachte, Sie wären in Damaskus.«
    »Ich wollte erst herkommen.«
    »Das habe ich mir fast gedacht.«
    »Er ist hier, nicht wahr?«
    Mr Bright nickte.
    »Kann ich ihn sehen?«
    Mr Bright sah in die verzweifelten gelblichen Augen. »Selbstverständlich. Allerdings schläft er immer noch.«
    Die Aufzugtür schloss sich und Mr Bright drückte einen Knopf auf der kleinen Fernbedienung in seiner Hosentasche. Als die silberne Rückwand zur Seite glitt, gingen sie in einen zweiten Aufzug dahinter, der leise nach oben surrte. Keiner der beiden Männer brach das Schweigen.
    Trotz der späten Stunde war die Etage, die sie betraten, hell erleuchtet, doch der Korridor war leer bis auf die großen Männer vor den Türen und die Frau, die still an einem gläsernen Empfang arbeitete und ihnen zunickte. Niemand hielt Mr Bright und Monmir auf, niemand sprach sie an.
    An der letzten Tür scannte Mr Bright seinen Daumenabdruck und gab einen Code ein. Im Zimmer hob eine Krankenschwester den Blick von ihrem Tisch, erkannte Mr Bright und zog weiter Spritzen auf. Er lächelte ihr im Vorbeigehen zu und führte Monmir an ihr vorbei zu einem Fenster.
    »Sein Aussehen könnte Sie schockieren.« Die Luft zitterte, als er sprach. »Aber er ist immer noch höchst lebendig.« Mr Bright zog die Jalousie auf.
    »Jesus!«, sagte Monmir kurz darauf.
    Mr Bright riss ein wenig die Augen auf und lächelte dann angesichts seiner Erinnerungen. »Nein, nicht Jesus. Jetzt nicht mehr.«
    Monmir wandte den Blick nicht ab. Die Gestalt im Bett war kaum zu sehen. Die dünnen Arme lagen reglos auf dem ordentlich gemachten Bett und ragten mitleiderregend aus den kurzen Ärmeln des blauen Schlafanzugs. Schläuche führten aus den Ellbogenbeugen zu Tropfen, die an hohen Ständern beidseits des Krankenhausbettes hingen, und an einer Fingerspitze klebte ein Pulsmessgerät. Eine Maske bedeckte das Gesicht des Bettlägerigen, dieüber dicke Schnüre mit einem Behälter an der Wand verbunden war, der jedoch von einer Batterie von Apparaten fast verdeckt wurde, auf deren stummen Displays Zahlen und fortlaufende Aktivitätswellen flimmerten.
    »Das kann man doch nicht Schlaf nennen.« Monmirs kranker Atem schlug sich auf der Scheibe nieder. »Das sind lebenserhaltende Maßnahmen.«
    »Es kommt immer auf die Perspektive an«, sagte Mr Bright. »Das meiste davon braucht er sowieso nicht.«
    »Und warum ist es dann da?«
    »Weil wir lieber auf Nummer sicher gehen wollen, finden Sie nicht?«
    Danach entstand eine lange Pause.
    »Früher dachten wir, er könnte einfach alles. Wie ist es so weit gekommen?«
    Mr Bright starrte durch sein eigenes gesundes Spiegelbild auf die Gestalt im Bett. »Er kann alles. Wenn

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