Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
das grüne Tal – ein gewaltiges, graues und kopfstehendes Massiv.
    Unten durchmaß es nur einige Dutzend Meter. Der Berg schwoll an, während er sich elegant und anmutig nach oben schwang, hohe Wolken durchstieß und in einem Plateau endete, das eine ganze Viertelmeile durchmaß. Ein kleiner Wald wuchs dort oben, und sein Grün reichte über den Rand. Hinzu kamen einige Gebäude. Sogar ein Flüßchen plätscherte, ergoß sich über die Felsen und wurde auf dem Weg nach unten ein Opfer des Winds: Er erreichte den Boden in Form von Sprühregen.
    Einige Meter unter dem Plateau bemerkte ein aufmerksamer Beobachter mehrere Höhlen. Sie schienen von fleißiger Hand ins Gestein gemeißelt zu sein und bildeten regelmäßige Öffnungen in der hohen Flanke. An diesem kühlen Herbstmorgen sah der über die Wolken hinausragende Teil des Wyrmbergs wie ein riesiger Taubenschlag aus.
    Was in diesem besonderen Fall bedeutete, daß die ›Tauben‹ eine Flügelspannweite von mehr als vierzig Metern hatten.
     

    » I ch wußte es«, sagte Rincewind. »Wir befinden uns in einem starken magischen Kraftfeld.«
Zweiblum und Hrun ließen den Blick durch die kleine Senke schweifen, die ihnen als mittäglicher Lagerplatz diente. Dann sahen sie sich an.
    Die Pferde fraßen in aller Gemütsruhe das saftige Gras am Flußufer. Gelbe Schmetterlinge flatterten über Büschen und Sträuchern. Es duftete nach Thymian, und Bienen summten. Wildschweine brutzelten leise an Spießen.
    Hrun hob die Schultern und konzentrierte sich wieder darauf, die Muskeln zu ölen. Sie glänzten.
»Mir fällt nichts auf«, brummte er.
»Wirf eine Münze!« schlug Rincewind vor.
    »Was?«
    »Nur zu. Hol eine Münze hervor und wirf sie.«
    »Na schön«, knurrte Hrun. »Wenn du unbedingt willst…« Er entnahm seinem Beutel eine Handvoll Wechselgeld, das er in verschiedenen Scheibenweltländern erbeutet hatte. Behutsam wählte er einen ViertelZchloty aus Blei und balancierte ihn auf einem purpurnen Fingernagel.
    »Jetzt mußt du dich entscheiden«, sagte er. »Kopf oder…« Einige Sekunden lang blickte Hrun konzentriert auf die Rückseite der Münze. »Eine Art Fisch mit Beinen.«
    »Wenn sie in der Luft ist«, sagte Rincewind. Hrun lächelte und schnippte mit dem Daumen.
Der Viertel-Zchloty flog und drehte sich.
    »Kante«, murmelte Rincewind und sah nicht hin.

    M agie stirbt nie. Sie verblaßt höchstens.
    Das wurde vor allem dort auf der weiten blauen Scheibenwelt deutlich, wo kurz nach der Schöpfung die Magischen Kriege stattgefunden hatten. Damals existierte überall pure Zauberei, und die Ersten Menschen nutzten diese Kraft im Kampf gegen die Götter.
    Der eigentliche Anlaß jener Kriege ging im Nebel der Zeit verloren, aber die Philosophen vertreten in diesem Zusammenhang die Ansicht, daß die Ersten Menschen kurz nach ihrer Schöpfung aus verständlichen Gründen in Wut gerieten. Daraufhin folgten erbitterte Auseinandersetzungen mit vielen beeindruckenden Spezialeffekten: Die Sonne raste über den Himmel; die Meere kochten; unheimliche Stürme verheerten das Land; kleine weiße Tauben erschienen auf geheimnisvolle Weise in bestimmten Kleidungsstücken; die Stabilität der ganzen Scheibenwelt (sie ruhte auf den Schultern von vier riesigen Elefanten, die ihrerseits auf dem Rücken einer durchs All wandernden gewaltigen Schildkröte standen) geriet in Gefahr. Schließlich griffen die Alten Erhabenen ein, denen selbst die Götter Rechenschaft schuldig sind. Sie beschlossen strenge Maßnahmen, verbannten die Götter in den Himmel und sorgten dafür, daß die Menschen ein ganzes Stück kleiner wurden. Anschließend saugten sie einen großen Teil der alten wilden Magie aus dem Boden.
    Das löste jedoch nicht die Probleme jener Orte auf der Scheibenwelt, die während der Kriege von strategischen oder taktischen Zaubersprüchen getroffen worden waren. Im Lauf der Jahrtausende verblaßte die Magie und setzte dabei Myriaden von subastralen Partikeln frei, die in ihrem Wirkungsbereich starke Verzerrungen der Realität hervorriefen…

    R incewind, Zweiblum und Hrun starrten auf die Münze.
»Auf der Kante liegt sie wirklich, ja«, stellte Hrun fest. »Nun, du bist Zauberer. Und?«
    »Diese Magie stammt, äh, nicht von mir.«
    »Du meinst, du kannst so etwas nicht.«
Rincewind überhörte diese Bemerkung, da sie der Wahrheit entsprach.
    »Versuch es noch einmal«, schlug er vor.
Hrun holte eine Handvoll Münzen hervor.
Die ersten beiden landeten auf die übliche Art und

Weitere Kostenlose Bücher