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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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aber Dunworthy hatte bereits die Hand auf meiner Schulter. »Also hat Finch Sie doch gefunden«, sagte er und schob mich um Finchs Schreibtisch herum in das innere Büro. »Ich befürchtete schon, Sie wären bereits wieder in Richtung 1940 abgeschwirrt, zu einem dieser Wohltätigkeitsbasare, zu denen Lady Schrapnell Sie ständig schickt.«
    Als ich aus dem Fenster blickte, sah ich, wie die Nymphe den Innenhof durchquerte und dabei graziös das Pflaster volltropfte, eine liebliche… wie nannte man sie? – Dryaden? Nein, die lebten in Bäumen. Sirenen?
    Dunworthy trat zu mir ans Fenster. »Das ist alles Lady Schrapnells Schuld. Miss Kindle gehört zu meinen fähigsten Historikern. Sechs Monate mit Lady Schrapnell, und sehen Sie, was aus ihr geworden ist!« Er zeigte auf mich. »Und aus Ihnen auch. Die Frau ist wie eine Sprengbombe!«
    Die Sirene verschwand aus meiner Sicht, tauchte in den Nebel, dem sie entstiegen war. Nein, das stimmte irgendwie nicht. Sirenen saßen auf Felsen und lockten Schiffer in den Tod. Und das Wort hatte sich mehr wie Dryade angehört. Delphi? Nein, das war die Geschichte mit dem Orakel, das Untergang und Tod weissagte.
    »…hätte sie eigentlich überhaupt nicht erst losschicken dürfen«, sagte Dunworthy gerade. »Ich versuchte, ihr das klarzumachen, aber hörte sie etwa zu? Natürlich nicht! ›Dreht jeden Stein dreimal herum‹, sagte sie. Schickt das Mädel einfach ins victorianische Zeitalter. Schickt Sie einfach auf Wohltätigkeitsbasare, um Nadelkissen und Teedeckchen zu kaufen!«
    »Und Kalbsfußsülze«, ergänzte ich.
    »Kalbsfußsülze?« Er beäugte mich argwöhnisch.
    »Für die Kranken«, sagte ich. »Allerdings glaube ich nicht, daß diese sie essen. Ich glaube eher, sie spenden sie für den nächsten Basar. Und so macht sie Jahr für Jahr erneut die Runde. Wie Früchtekuchen.«
    »Kommen wir zur Sache«, sagte Dunworthy stirnrunzelnd. »Jetzt also ist ein Stein mehr als dreimal umgedreht worden, und ein ernsthaftes Problem hat sich ergeben, um das Sie sich kümmern sollen. Setzen Sie sich, setzen Sie sich.« Er deutete auf einen ledernen Armsessel.
    Finch kam mir mit einem Faxmagazin zuvor. »Außerordentlich schwer, Rußflecken aus Leder herauszubekommen«, murmelte er.
    »Und nehmen Sie den Helm ab. Mein Gott!« Dunworthy rückte seine Brille zurecht. »Sie sehen schrecklich aus. Wo sind Sie gewesen?«
    »Auf dem Fußballfeld«, entgegnete ich.
    »Muß ein ziemlich hartes Spiel gewesen sein.«
    »Ich fand ihn am Fußgängereingang auf Mertons Sportgelände«, erklärte Finch.
    »Ich dachte, er sei im Krankenhaus gewesen.«
    »Er ist aus dem Fenster gestiegen und abgehauen.«
    »Aha«, sagte Dunworthy. »Doch wie ist er in diese üble Verfassung geraten?«
    »Ich suchte nach des Bischofs Vogeltränke.«
    »Auf dem Fußballfeld?«
    »In den Ruinen der Kathedrale, just bevor er ins Krankenhaus eingeliefert wurde«, sprang Finch mir hilfreich zur Seite.
    »Haben Sie sie gefunden?« wollte Dunworthy wissen.
    »Nein«, sagte ich. »Deshalb komme ich ja zu Ihnen. Ich konnte die Ruinen nicht ganz durchsuchen, und Lady Schrapnell…«
    »… braucht uns im Moment überhaupt nicht zu kümmern. Seltsam, ich dachte nie, daß ich das mal sage.« Seine Stimme klang bekümmert. »Mr. Finch hat Ihnen sicher die Lage schon geschildert?«
    »Ja. Vielmehr nein. Vielleicht sollten Sie es für mich noch einmal zusammenfassen.«
    »Ein ernsthafter Zwischenfall hat sich im Netz ereignet. Ich benachrichtigte bereits die Abteilung Zeitreise und… ach, Finch, hat Chiswick Ihnen gesagt, wann er hier sein wird?«
    »Ich frage sofort nach, Sir«, sagte Finch und verließ den Raum.
    »Ein sehr ernsthafter Zwischenfall«, fuhr Dunworthy fort. »Eine unserer Historikerinnen…«
    Finch kam zurück. »Er ist auf dem Weg hierher«, sagte er.
    »Gut. Bevor er eintrifft, hier noch einmal ganz kurz die Lage: Eine unserer Historikerinnen stahl ein Plätzchen und brachte es durch das Netz mit zurück.«
    Ein Plätzchen. Nun, das ergab mehr Sinn als Schwätzchen. Konnte man vielleicht mitgehen lassen. Erklärte aber irgendwie nicht die Sache mit dem nassen Grab.
    »Ich weiß. Die Lehmplätzchen«, sagte ich.
    »Lehmplätzchen?«
    »Fortgeschrittene Zeitkrankheit, Sir«, erklärte Finch. »Orientierungslosigkeit, Schwierigkeiten, Laute voneinander zu unterscheiden, Hang zur Rührseligkeit, eingeschränkte Fähigkeit zum logischen Denken.« Er betonte die letzten beiden Worte.
    »Fortgeschritten?« fragte

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