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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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Dunworthy. »Wie viele Sprünge haben Sie gemacht?«
    »Vierzehn in dieser Woche. Zehn Wohltätigkeitsbasare und sechs Bischofsfrauen. Nein, dreizehn. Ich vergaß wieder Mrs. Bittner. Sie war in Coventry. Nicht in dem Coventry, aus dem ich gerade komme. Das heutige Coventry.«
    »Bittner…« sagte Dunworthy, die Stirn grübelnd in Falten gelegt. »Doch nicht Elizabeth Bittner, oder?«
    »Doch, Sir. Die Ehefrau des letzten Bischofs von Coventry.«
    »Mein Gott, die habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen«, sagte er. »Ich kenne sie aus der Zeit, als wir anfingen, mit dem Netz zu experimentieren. Prächtiges Mädchen. Das erste Mal, als ich sie sah, dachte ich, sie sei das schönste Geschöpf, das ich jemals gesehen hatte. Leider verliebte sie sich in Bitty Bittner. War ihm absolut ergeben. Wie sah sie aus?«
    Schwerlich wie ein Mädchen, dachte ich. Sie war eine zerbrechliche weißhaarige Dame, die sich während des ganzen Gesprächs nicht recht wohlzufühlen schien. Vielleicht hatte sie befürchtet, Lady Schrapnell würde sie rekrutieren und ins Mittelalter schicken. »Sehr gut«, sagte ich »Sie klagte ein bißchen über Arthritis.«
    »Arthritis.« Er schüttelte den Kopf. »Schwierig, sich Lizzy Bittner mit Arthritis vorzustellen. Warum haben Sie sie besucht? Sie war nicht einmal auf der Welt, als die alte Kathedrale niederbrannte.«
    »Lady Schrapnell dachte, des Bischofs Vogeltränke könnte in der Krypta der neuen Kathedrale aufbewahrt worden sein, und da Mrs. Bittner dabei war, als die Kathedrale verkauft wurde, bestand die Möglichkeit, daß sie das Ding beim Ausräumen der Krypta gesehen haben mochte.«
    »Und? War dem so?«
    »Nein, Sir. Sie sagte, es sei während des Brandes zerstört worden.«
    »Ich erinnere mich noch daran, als sie die Kathedrale verkaufen mußten«, sagte er. »Die Leute hatten das Interesse an Religion verloren, keiner kam mehr zum Gottesdienst… Lizzy Bittner.« Seine Stimme klang warm. »Arthritis. Ihr Haar ist wohl auch nicht mehr rot, oder?«
    »Übermäßige Beschäftigung mit Irrelevantem«, bemerkte Finch laut. »Miss Jenkins sagte, Mr. Henry habe einen ernsten Anfall von Zeitkrankheit.«
    »Miss Jenkins?«
    »Die Krankenschwester, die Mr. Henry untersuchte.«
    »Himmlisches Geschöpf«, sagte ich. »Ein sorgend’ Engel, dessen sanfte Hand schon manches Mannes fiebernd’ Stirne kühlte.«
    Finch und Dunworthy sahen sich kurz an.
    »Sie sagte, es sei der schlimmste Fall von Zeitkrankheit, dem sie je begegnet sei«, sagte Finch.
    »Und deshalb bin ich hier«, sagte ich. »Sie verschrieb mir zwei Wochen strenge Bettruhe, und Lady Schrapnell…«
    »Wird das niemals zulassen«, vollendete Dunworthy. »Die Einweihung der Kathedrale ist bereits in siebzehn Tagen.«
    »Ich versuchte, der Schwester das zu erklären, aber sie hörte nicht zu. Sie sagte, ich sollte nach Hause gehen und mich ins Bett legen.«
    »Nein, nein. Dort würde Lady Schrapnell zuerst nachschauen. Finch, wo steckt sie jetzt?«
    »In London. Sie rief eben aus dem Royal Free an.«
    Ich erhob mich aus meinen Sessel.
    »Ich sagte ihr, alles sei ein Mißverständnis«, fuhr Finch fort. »Mr. Henry sei in Wirklichkeit ins Royal Masonic eingeliefert worden.«
    »Gut. Rufen Sie das Royal Masonic an und sagen Sie ihnen, daß sie sie dort behalten sollen.«
    »Das habe ich bereits, Sir.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Dunworthy. »Setzen Sie sich wieder, Ned. Wo war ich stehengeblieben?«
    »Bei Lehms Plätzchen«, erwiderte Finch.
    »Es war allerdings kein Plätzchen, was die Historikerin durch das Netz mit zurückbrachte«, sagte Dunworthy, »es war…«
    »Sagten Sie zurückbrachte?« fragte ich. »Man kann nichts durch das Netz mit zurückbringen. Es ist unmöglich.«
    Dunworthy seufzte. »Anscheinend nicht.«
    Ein Geräusch drang aus dem äußeren Büro. »Haben Sie nicht gesagt, sie wäre im Royal Free?« sagte Dunworthy zu Finch, und einen Moment später platzte ein untersetzter, gehetzt dreinblickender Mann ins Zimmer. Er trug einen Laborkittel und einen piepsenden Handcomputer, und ich erkannte in ihm den Direktor der Abteilung Zeitreise.
    »Ah, gut, daß Sie da sind, Mr. Chiswick«, sagte Dunworthy. »Ich muß mit Ihnen über einen Zwischenfall sprechen, der Ihre Abteilung…«
    »Und ich muß mit Ihnen über Lady Schrapnell sprechen«, entgegnete Chiswick. »Die Frau ist völlig übergeschnappt. Faxt mich Tag und Nacht an, will wissen, warum wir nicht mehr als einen Menschen gleichzeitig in dieselbe Zeit zum

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