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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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selben Platz schicken können, warum wir nicht mehr Sprünge pro Stunde zustandebringen, und dabei ist es doch sie selbst, die alle meine Wissenschaftler und die Leute, die am Netz mitarbeiten, mit Beschlag belegt hat und sie durch die ganze Weltgeschichte hetzt, um Klingelbeutel zu suchen und Stützpfeiler zu vermessen.« Er schwenkte das Handgerät. »Da ist sie wieder. In der letzten Stunde hat sie mich sechsmal angefaxt, weil sie wissen wollte, wo einer ihrer vermißten Historiker steckt! Zeitreise stimmte diesem Projekt zu, weil wir uns durch das Geld in der Lage glaubten, unsere Forschungen zur Zeittheorie voranzutreiben, aber diese Forschung ist inzwischen zum völligen Stillstand gekommen. Lady Schrapnell verwendet die Hälfte meines Labors für ihre Handwerker und belegt jeden Computer weit und breit.«
    Er hielt inne, um einige Knöpfe an dem piepsenden Handcomputer zu drücken, und Dunworthy nutzte die Gelegenheit, um zu sagen: »Über die Zeittheorie wollte ich gerade mit Ihnen sprechen. Eine meiner Historikerinnen…«
    Chiswick hörte nicht zu. Der Handcomputer hatte aufgehört zu piepsen und spie nun Zentimeter um Zentimeter Papier aus. »Sehen Sie, hier!« Chiswick riß einen langen Streifen ab und schwenkte ihn vor Dunworthy hin und her. »Sie verlangt, daß einer meiner Mitarbeiter jedes Krankenhaus im Bereich London anruft, um diesen vermißten Historiker ausfindig zu machen. Henry heißt er, Ned Henry. Einer meiner Mitarbeiter… Ich habe keine Mitarbeiter mehr! Sie hat ja schon alle in Beschlag, außer Lewis, und auch den versuchte sie sich zu grapschen! Glücklicherweise war er…«
    Dunworthy unterbrach ihn. »Was würde passieren, wenn ein Historiker etwas aus der Vergangenheit mit durch das Netz hierher brächte?«
    »Will sie das wissen?« fragte Chiswick. »Natürlich will sie das wissen. Sie hat es sich so sehr in den Kopf gesetzt, diese Vogeltränke zu bekommen, daß sie sogar zurück in die Zeit springen und sie stehlen würde. Ich sagte ihr immer und immer wieder, daß ein solcher Diebstahl die Gesetze des Raumzeitkontinuums verletzen würde, und wissen Sie, was sie sagte? ›Gesetze sind dazu da, gebrochen zu werden‹.«
    Er redete unablässig weiter, und Dunworthy lehnte sich in seinem Bürosessel zurück, nahm die Brille ab und betrachtete sie nachdenklich.
    »Ich versuchte ihr klarzumachen«, sagte Chiswick, »daß die physikalischen Gesetze nicht einfach Regeln oder Bestimmungen sind, sondern Gesetzmäßigkeiten, und daß ein Verstoß gegen sie katastrophale Folgen haben würde.«
    »Welcher Art?« fragte Dunworthy.
    »Das kann man unmöglich vorhersagen. Das Raumzeitkontinuum ist ein chaotisches System, in dem sämtliche Ereignisse in solch nichtlinearer, komplizierter Weise verbunden sind, daß eine Vorhersage unmöglich ist. Ein Objekt aus der Vergangenheit in die Zukunft zu transportieren, würde eine parachronistische Inkonsequenz schaffen. Im günstigsten Fall würde als Resultat nur ein vermehrter Schlupfverlust beim Springen entstehen. Im schlimmsten Fall könnte diese Inkonsequenz den Lauf der Geschichte ändern. Oder das Universum zerstören. Und das ist der Grund, warum solch eine Inkonsequenz nicht herbeigeführt werden darf, wie ich Lady Schrapnell schon wiederholt zu erklären versuchte!«
    »Vermehrter Schlupfverlust«, murmelte Dunworthy. »Eine Inkonsequenz würde vermehrte Schlupfverluste hervorrufen?«
    »Theoretisch ja«, sagte Chiswick. »Inkonsequenzen waren eines der Gebiete, über das wir mit Lady Schrapnells finanzieller Unterstützung hätten forschen können, eine Forschung, die nun vollkommen nebensächlich geworden ist, weil sich alles nur noch um den Bau dieser idiotischen Kathedrale dreht! Diese Frau ist unmöglich! Letzte Woche befahl sie mir, den Schlupfverlust pro Sprung zu reduzieren! Befahl es mir! Sie versteht ja nicht einmal, was ein Schlupfverlust ist.«
    Dunworthy beugte sich vor und setzte die Brille wieder auf. »Ist die Spanne der Schlupfverluste angestiegen?«
    »Nein. Lady Schrapnell begreift bloß überhaupt nicht, wie Zeitreisen eigentlich funktionieren. Sie…«
    »Das Gemüsekürbisfeld«, sagte ich.
    »Wie?« Chiswick drehte sich um und starrte mich an.
    »Die Bauersfrau hielt ihn für einen deutschen Fallschirmspringer.«
    »Fallschirmspringer?« Chiswicks Augen verengten sich. »Sind Sie etwa dieser vermißte Historiker? Wie heißen Sie?«
    »John Bartholomäus«, sagte Dunworthy.
    »Der, wie ich an seiner Verfassung sehe, auch

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