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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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Bahnstrecke entlangstierte und sich mit den Fingern nervös im Kragen herumfuhr.
    »Keine von Crippens Ehefrauen schaffte es, mit ihm über vierzig Jahre verheiratet zu sein«, entgegnete Verity und beobachte einen großen verärgerten Mann mit Backenbart, der in einem fort: »Gepäckträger! Gepäckträger!« rief, aber ohne Erfolg, denn der tüchtige Baine hatte alle Gepäckträger, bereits bevor der Zug angehalten hatte, zu sich beordert und dirigierte nun das Umladen der Meringschen Habseligkeiten.
    »Und der da?« Ich wies auf einen etwa fünfjährigen Jungen im Matrosenanzug.
    Ein junger Mann mit Strohhut und einem Schnurrbart kam auf den Bahnsteig gerannt und blickte hektisch um sich. Verity packte mich am Arm. Der Mann sah Tossie mit Jane und Mrs. Mering zusammenstehen und kam lächelnd auf sie zu.
    »Horace!« rief ein Mädchen aus einer anderen Gruppe von drei Damen, und Horace rannte zu ihnen und begann sich lebhaft für die Verspätung zu entschuldigen. Ich schaute schuldbewußt zu Terence und dachte an die schicksalhafte Begegnung, die er wegen mir versäumt hatte.
    Der junge Mann verschwand mit den drei Damen, der backenbärtige Mann schnappte sein Gepäck selbst und stürmte wütend davon, was nur Crippen übrigließ, der jetzt argwöhnisch den Bahnhofsvorsteher beäugte.
    Aber selbst wenn der junge Mann mit dem Strohhut sich auf Anhieb in Tossie verliebt hätte, sie hätte es sowieso nicht bemerkt. Sie war viel zu sehr beschäftigt damit, ihre Hochzeit zu planen.
    »Fürs Brautbukett nehme ich am besten Orangenblüten«, sagte sie. »Oder vielleicht weiße Rosen. Was meinst du, Terence?«
    »›Zwei Rosen erblühten in süßer Eintracht‹«, zitierte Terence, während sein Blick sehnsüchtig eine Frau verfolgte, die einen Terrier im Arm trug, »›an eines Stammes zierlichem Zweig.‹« [63]
    »Allerdings duften Orangenblüten so lieblich.«
    »Es gibt viel zu viele Eisenbahnen«, meinte Mrs. Mering. »So viele braucht man doch gar nicht.«
    Baine gelang es schließlich, alles und jeden in den Zug und ein geräumigeres Abteil zu verfrachten, und ab ging es mit uns nach Coventry. Nach ein paar Minuten kam ein neuer Schaffer, diesmal jünger und verhältnismäßig gutaussehend, den Gang entlang und lochte unsere Fahrkarten. Tossie, nur mit ihrer Aussteuer beschäftigt, sah nicht einmal hoch. Wie waren wir eigentlich auf die Idee gekommen, daß sie, wenn wir in Coventry angekommen waren, Mr. C überhaupt bemerken würde, so vertieft, wie sie mit Terence in ihre Hochzeitspläne war? Wie waren wir darauf gekommen, daß sie des Bischofs Vogeltränke überhaupt bemerken würde?
    Sie würde. Sie mußte einfach. Der Ausflug nach Coventry hatte ihr Leben verändert und ihre Urururenkelin dazu inspiriert, das unsrige miserabel zu machen.
    Baine erschien nach einiger Zeit, breitete Servietten auf unserem Schoß aus und servierte ein köstliches Mittagessen, das sicher jeden von uns erfreute, außer vielleicht Baine selbst, der annähernd hundertmal zwischen der ersten und zweiten Klasse hin- und herlief, um uns kaltes Roastbeef, Gurkensandwichs und Mrs. Mering ihre anderen Handschuhe, ihre Nähschere und den Fahrplan zu bringen, obwohl sich keiner vorstellen konnte, was sie damit wollte.
    Terence schaute aus dem Fenster und verkündete, es klare sich auf und er könne Coventry schon sehen, und noch bevor Jane und Baine Zeit hatten, alles einzusammeln und Mrs. Merings Kniedecke zusammenzufalten, standen wir schon auf dem Bahnsteig in Coventry und warteten, daß Baine das Gepäck entladen und uns eine Kutsche besorgen würde. Der Himmel hatte sich nicht aufgeklart und sah auch nicht aus, als würde er es demnächst tun. Ein feiner Nebel lag in der Luft, und die Silhouette der Stadt war grau und verschwommen.Terence hatte sich ein für die Situation passendes Gedicht überlegt und deklamierte es. »›Ich wartete auf einen Zug in Coventry‹«, zitierte er. »›Stadt der drei Türme‹…« [64] Verdutzt hielt er inne. »Wo sind sie denn? Ich sehe nur zwei.«
    Ich schaute in die Richtung, in die er wies. Eins, zwei und eine große schachtelartige Konstruktion hob sich gegen den grauen Himmel ab.
    »Der Turm von St. Michael wird gerade repariert«, erklärte Baine, halb unter einem Riesenberg Schals und Decken begraben. »Der Gepäckträger informierte mich darüber, daß die Kirche momentan gerade von Grund auf restauriert wird.«
    »Das erklärt, warum Lady Godiva gerade jetzt mit uns Kontakt aufgenommen hat«,

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