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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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ging, gelang es ihm, die ganze irdische Habe von Cyril und mir in einen einzigen Koffer zu packen und dabei noch Platz übrigzulassen. Natürlich, wenn er hier wäre, müßten wir auch noch sein Gepäck bedenken. Und ihn selbst.« Er schaute grübelnd auf das Gepäck. »Wenn wir vielleicht mit den kleinsten Sachen anfangen…«
    Schließlich schlug ich vor, Jabez einen zusätzlichen Noinscher (was immer das auch war) als Trinkgeld zu geben und es ihn versuchen zu lassen, worauf er auch einging. Mit roher Gewalt und unablässig dabei redend zwängte und quetschte er die Sachen ins Boot. »Jabez den halben Tag lang auf sein Geld warten lassen«, murmelte er und rammte den Rucksack unter einen Sitz, »und dann erwarten, daß er noch das Boot belädt, als ob er ’n gemeiner Dienstbote wär’. Und dann noch wie die Idioten dastehen und Jabez bei der Arbeit beobachten.«
    Und damit hatte er recht, jedenfalls was mich betraf. Ich beobachtete ihn mit einer Art kranker Faszination. Aus ihm war offenbar die Wildheit und Verbissenheit nicht herausgezüchtet worden. Ich hoffte, in den Kartons befand sich nichts Zerbrechliches. Cyril, des Bootes verwiesen, beschäftigte sich wieder damit, an dem Weidenkorb zu schnüffeln, der etwas Eßbares enthalten mußte. Terence zog seine Taschenuhr heraus und fragte Jabez, ob er sich nicht ein bißchen beeilen könnte, was mir außerordentlich unklug erschien.
    »Schneller, sagt er«, murmelte Jabez und zerdrückte die Seite von Terences Hutschachtel. »Würd’ nicht so lang dauern, wenn man nicht alles mitgeschleppt hätte, was man besitzt. Man meint grad, sie wollten den Nil erforschen. Geschieht ihnen recht, wenn das Boot absäuft.«
    Schließlich gelang es ihm, unter viel düsteren Vorhersagen und indem er den Tornister einbeulte, alles zu verstauen. Es war keine wissenschaftliche Arbeit, und der Stapel Gepäckstücke im Bug sah aus, als würde er jeden Moment umkippen, aber es war genug Platz für uns drei übriggeblieben.
    »Genau im Zeitplan«, sagte Terence, ließ die Uhr zuschnappen und kletterte ins Boot. »Leinen los, Kameraden! Frische Fahrt voraus!«
    Cyril schlenkerte ins Boot, legte sich unter die Sitze und begann zu dösen.
    »Ahoi«, sagte Terence. »Leinen los!«
    Ich wollte einsteigen, aber Jabez vertrat mir den Weg, die Hand in Erwartung eines Trinkgeldes ausgestreckt. Ich gab ihm einen Schilling, was offenbar zu viel war, denn sein Gesicht verklärte sich zu einem Raffzahnlächeln, und er trat sofort zur Seite, so daß ich ins Boot steigen konnte.
    »Willkommen an Bord«, sagte Terence. »Das erste Stück ist etwas schwierig zu navigieren. Zu Beginn ruderst du, und ich steuere.«
    Ich nickte und setzte mich an die Ruder, sie argwöhnisch beäugend. Ich hatte in der Schule etwas gerudert, aber nur mit automatisch koordinierten Supragleitern. Diese Ruder waren aus Holz und wogen Tonnen. Und sie schienen keine Verbindung zu besitzen. Als ich versuchte, sie gleichzeitig zu bewegen, traf eines der Ruder das Wasser mit einem flachen Spritzer, und das andere erreichte nicht einmal die Wasseroberfläche.
    »Entschuldigung«, sagte ich. »Ich habe seit meiner Krankheit nicht viel gerudert.«
    »Kommt schon wieder«, erwiderte Terence tröstend. »Es ist wie beim Reiten.«
    Beim zweiten Mal bekam ich zwar beide Ruderblätter ins Wasser, aber kaum wieder heraus. Ich zog so kräftig ich konnte, als ob ich Dachbalken in der Kathedrale von Coventry heben wollte, und daraufhin ergossen sich Wasserfontänen über alles, was sich im Boot befand.
    »Idioten!« sagte Jabez in die Luft hinein. »Noch nie in einem Boot gesessen. Sie werden ersoffen sein, noch ehe sie Iffley erreicht haben, und was wird dann aus dem Boot von Jabez?«
    »Hör mal, ich rudere besser am Anfang«, meinte Terence und kroch zu mir herüber, um den Platz mit mir zu tauschen. »Du machst den Steuermann.« Er nahm die Ruder, tauchte sie gekonnt zusammen ins Wasser und hob sie wieder, ohne den geringsten Spritzer zu verursachen. »Nur, bis wir dieses schwierige Stück hinter uns haben.«
    Das schwierige Stück bestand aus der Brücke, hinter der ein beachtlicher Wald aus Nachen, Ruderbooten und Stechkähnen und zwei großen gelb und rot lackierten Barken auftauchte. Terence ruderte energisch an ihnen vorbei und rief mir zu, die Ruderpinne gerade zu halten, was ich versuchte, aber das Boot schien genau wie Cyril die Tendenz zu haben, sich nach links zu neigen. Trotz meiner heftigsten Anstrengungen trieben wir

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