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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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ganz erkunden zu müssen. Als Student hatte ich gelernt, Karten zu lesen, doch litt diese hier an einer Überfülle von Details: sie wies nicht nur auf Dörfer, Schleusen, Inseln und die Entfernungen zwischen ihnen hin, sondern auch auf Wehre, Untiefen, Treidelpfade, historische Stätten und gute Fischgründe. Ich entschied, Professor Peddick die Karte besser nicht in die Hände fallen zu lassen. Die Karte beglückte den Betrachter außerdem mit einer Reihe von Kommentaren wie »einer der entzückendsten Ausblicke entlang des Flusses« oder »hier ist eine ziemlich gefährliche Strömung«, mit dem Resultat, daß es in dem ganzen Wortsalat schwierig war, überhaupt den Verlauf des Flusses auszumachen. Terence hatte gesagt, Muchings End läge unmittelbar hinter Streatley, aber ich konnte beides nicht finden.
    Schließlich aber entdeckte ich Runnymede, was laut Karte als »die wahre historische Stätte« aufgeführt wurde, »wo die Magna Charta unterzeichnet wurde, und nicht, wie manche Leute längs der Themse einem Glauben machen wollen, bei dem Stein auf Magna Charta Island. Gutes Brassengewässer, aber kaum Gründlinge, Weißfische und Göschen.«
    Ich arbeitete mich von Runnymede nach Streatley hoch, markierte die Stelle mit dem Finger und versuchte, Iffley zu finden. Hier war es: »Malerische Mühle, Anziehungspunkt für Ausflügler von nah und fern. Kirche 12. Jahrhundert, Döbel mittelmäßig.« Wir befanden uns auf halber Strecke zwischen Iffley und Abingdon, dreiundzwanzig Meilen von Streatley entfernt.
    Veranschlagte man eine halbe Stunde fürs Frühstücken, so konnten wir um sechs Uhr losrudern. Selbst wenn wir Professor Peddick erlaubten, unterwegs anzuhalten, um seiner Schwester ein Telegramm zu schicken, war der Weg in gut neun Stunden zu schaffen. Falls uns das Glück hold war, würde die Katze nachmittags um drei wieder zum Ort ihres Verschwindens zurückgekehrt und die Inkonsequenz spätestens um fünf Uhr aus der Welt geschafft sein.
    »Wir könnten es leicht bis zum Nachmittagstee schaffen«, erklärte ich Cyril, faltete die Karte zusammen und steckte sie in Terences Gepäck zurück. Dann holte ich Eier, ein Stück durchwachsenen Speck und die Stielpfanne aus dem Proviantkorb.
    Die Vögel begannen zu zwitschern, die Sonne ging auf und überhauchte Fluß und Himmel mit Streifen rosigen Lichts. Das Wasser gluckerte geruhsam und golden zwischen den belaubten Uferbänken dahin, und angesichts der Ruhe, die dieses Abbild einer sicheren, ungestörten Welt, eines großen unendlichen Zusammenhangs, ausströmte, schien jeder Gedanke an Inkonsequenzen absurd.
    Cyril schaute mit einer Miene zu mir hoch, die fragte: »Wie schlimm hat dich die Zeitkrankheit eigentlich erwischt?«
    »Ich habe letzte Nacht kaum geschlafen«, sagte ich. »Dank dir. Komm jetzt!«
    Ich stellte den Kessel aufs Feuer, schlug die Eier zu dem in Streifen geschnittenen Speck in die Pfanne und ging zum Boot hinunter, um Terence und seinen Tutor zu wecken, wozu ich mit dem Stiltonlöffel gegen einen Topfdeckel schlug. »Zeit zum Aufstehen«, sagte ich. »Frühstück wartet.«
    »Gütiger Himmel«, sagte Terence schlaftrunken und kramte nach seiner Taschenuhr. »Wie spät ist es?«
    »Halb sechs«, erwiderte ich. »Du wolltest frühzeitig aufbrechen, um zum Tee in Muchings End zu sein. Bei Miss Mering, erinnerst du dich?«
    »Oh!« Er schoß wie ein Pfeil aus den Decken. »Du hast recht. Professor Peddick, aufwachen!«
    »›Morgen, vom Stundenkreis erweckt, öffnet mit ros’ger Hand die Tore des Lichts.‹« [46] Vom Heck her blinzelte uns Professor Peddick verschlafen an.
    Ich ließ die beiden allein und rannte zurück, um nach den Eiern und der Katze zu schauen. Sie schlief fest. Und ruhig, was noch besser war. Ich stellte die Reisetasche zu dem übrigen Gepäck und fing an, Eier und Speck auf die Teller zu häufen.
    »Bei diesem Tempo sind wir um sechs Uhr mitten auf dem Fluß«, sagte ich zu Cyril und fütterte ihn mit einem Streifen Speck. »Um halb sieben haben wir die Schleuse hinter uns. Wir halten in Abingdon, damit der Professor sein Telegramm abschicken kann und sind um acht Uhr in Clifton, um neun an der Tagschleuse und um zehn Uhr in Reading.«
    Um zehn Uhr waren wir immer noch in Abingdon.
    Es hatte zwei Stunden gedauert, das Gepäck zu verstauen, das sich über Nacht vermehrt zu haben schien, und dann, in letzter Sekunde, entdeckte Professor Peddick, daß sein doppelkiemiger blauer Döbel verschwunden war.
    »Vielleicht ist

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