Die Farben der Zeit
herum. Cyril stand auf den Hinterbeinen, die Vorderpfoten auf dem Gepäcksstapel, roch an der Reisetasche und schob sie mit seiner platten Schnauze zum Rand des Stapels.
»Cyril! Nein!« rief ich, und dann geschahen vier Dinge gleichzeitig. Ich hechtete vorwärts, um die Reisetasche zu packen, Cyril wich schuldbewußt zurück und prallte gegen den Weidenkorb, Professor Peddick sagte: »Vorsicht, mein Ugubio fluviatilis.« Er beugte sich zur Seite, um den Teekessel hochzuheben. Terence drehte sich um, sah, wie die Reisetasche das Übergewicht bekam und ließ die Ruder fallen.
Mitten im Sprung versuchte ich, den Rudern und Professor Peddicks Hand auszuweichen und schlug längs hin. Der Professor drückte seinen Kessel mit den Fischen krampfhaft gegen die Brust, und ich bekam eine Ecke der Reisetasche zu fassen, gerade als sie herunterfiel. Das Boot schaukelte wie wild. Wasser schwappte über Heck und Bug. Es gelang mir, die Tasche fester zu packen, sie auf die Heckbank zu setzen und mich selbst zu einer sitzenden Position hochzuziehen.
Ein lautes Platschen ertönte. Ich griff wieder nach der Reisetasche, aber sie war noch da. Ich schaute zum Bug, ob vielleicht die Ruder ins Wasser gefallen waren.
»Cyril!« schrie Terence. »Mann über Bord!« Er zog seine Jacke aus. »Nehmen Sie die Ruder, Professor Peddick. Ned, such den Schwimmgürtel.«
Ich beugte mich über den Bootsrand, um zu sehen, wo Cyril steckte.
»Beeil dich!« rief Terence und zerrte die Schuhe von den Füßen. »Cyril kann nicht schwimmen.«
»Er kann nicht schwimmen?« Ich war verblüfft. »Ich dachte, alle Hunde könnten schwimmen.«
»Stimmt auch. Der Begriff ›paddeln wie ein Hund‹ kommt von der instinktiven Schwimmbewegung, die canis familiaris angeboren ist«, erklärte Professor Peddick.
»Er weiß, wie man schwimmt«, sagte Terence und streifte die Socken ab. »Aber er kann es nicht. Er ist eine Bulldogge.«
Augenscheinlich hatte er recht. Zwar paddelte Cyril tapfer auf das Boot zu, doch waren Schnauze und Nase unter Wasser und er wirkte ziemlich verzweifelt. »Ich komm’ schon, Cyril!« rief Terence und sprang ins Wasser, wobei er eine Welle auslöste, in der er beinahe selbst untergegangen wäre. Er schwamm auf den unermüdlich paddelnden, doch trotzdem immer tiefer sinkenden Hund zu. Inzwischen waren nur noch Cyrils Stirnfalten über Wasser zu sehen.
»Das Boot zur Anlegestelle, nein, steuerbords. Nach links«, rief ich, den Schwimmgürtel suchend, den wir offenbar ganz unten verstaut hatten. »Genauso übel wie auf der Titanic«, murmelte ich. Dann fiel mir ein, daß diese noch gar nicht gesunken war, aber es hatte mir sowieso keiner zugehört.
Terence war es gelungen, Cyril am Halsband zu packen und seinen Kopf über Wasser zu halten. »Näher mit dem Boot«, rief er wasserspuckend, und Professor Peddick kam dieser Bitte nach, indem er fast über ihn ruderte. »Halt! Nein!« schrie Terence, schwenkte seinen Arm, und Cyril ging wieder unter.
»Zur Anlegestelle!« rief ich. »Die andere Richtung!« Ich lehnte mich weit aus dem Boot und packte Terence meinerseits am Genick. »Nicht mich!« japste Terence. »Cyril!«
Gemeinsam schafften wir es, den pitschnassen Cyril ins Boot zu wuchten, wo er mehrere Hektoliter Themsewasser ausspuckte. »Leg ihm eine Decke um«, keuchte Terence, der sich am Bug festklammerte.
»Mach’ ich«, sagte ich und streckte ihm die Hand entgegen. »Jetzt du!«
»Mir geht’s gut«, erwiderte er zähneklappernd. »Hol erst die Decke. Er erkältet sich so leicht.«
Ich holte die Decke, legte sie um die massigen Schultern, die Cyrils Sturz vornehmlich herbeigeführt hatten, und dann wandten wir uns der kniffligen Aufgabe zu, Terence zurück ins Boot zu bekommen.
»Das Boot grade halten«, befahl Terence mit klappernden Zähnen. »Sonst fällt gar noch einer ins Wasser.«
Wenn es darum ging, Anweisungen zu befolgen, unterschied sich Terence in nichts von Professor Peddick. Er versteifte sich darauf, ein Bein über den Bug zu schwingen, eine Bewegung, die den Bug in die gleiche Schräglage brachte wie die Titanic.
»Du wirst uns umwerfen«, sagte ich und zwängte die Reisetasche unter die Bank. »Halt still und laß dich von uns hochziehen.«
»Ich habe das schon dutzendmal gemacht«, versicherte Terence und schwang weiter das Bein hoch.
Der Schandeckel neigte sich zur Wasseroberfläche. Cyril, in seine Decke gehüllt, taumelte und versuchte, sich auf den Beinen zu halten. Der Gepäckstapel im Bug
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