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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Lhari-Alphabet bestand.
    »Wenn Sie üben wollen, dann schreiben Sie das hier ab«, meinte Raynor Drei, und legte einen Plastik-Ordner vor ihn hin. Es handelte sich um einen Stoß Bordpapiere, in Lhari-Schrift gedruckt. Bart warf einen Bück darauf und stellte fest, daß sie ausgefertigt waren auf den Namen Bartol, Astrogator Erster Klasse.
    »So heißen Sie jetzt; es ist der Name, den auch Ihr Vater benutzen wollte. Prägen Sie ihn sich ein, gewöhnen Sie sich an seinen Klang, üben Sie den Namenszug. Über Ihren Rang brauchen Sie sich nicht den Kopf zu zerbrechen – es ist einer der unteren, der in etwa unseren Ausbildungsrängen entspricht. Außerdem habe ich für Sie noch ein Trainingsband. Mein Bruder hat es organisiert; fragen Sie mich nicht, wie, und ihn fragen Sie am besten auch nicht! Vermutlich mit Hilfe einer kleinen Manipulation, die unter den Begriff ›Diebstahl‹ fallen könnte.«
    »Wann werde ich mein Gesicht sehen?« fragte Bart.
    »Wenn ich der Meinung bin, daß Sie den Schock überstehen«, erklärte Raynor freimütig. »Sie sind ja schon fast umgekippt, als ich Ihnen Ihre Hände gezeigt habe!«
    Er forderte Bart auf, noch etwas im Zimmer herumzulaufen, bevor er behutsam die Binden abwickelte. Dann drehte er sich um und holte einen Spiegel aus seinem Arztkoffer, den er Bart entgegenhielt. »Hier. Aber nehmen Sie’s nicht so tragisch.«
    Doch als Bart in den Spiegel sah, traf ihn kein überraschender Schock, sondern er verspürte nur überwältigende Neugier und eine Art Fremdheit, begleitet von einem enervierenden Veränderungsgefühl. Im Spiegel erblickte er das Gesicht eines Lhari.
    Sein Haar war weiß gebleicht und flaumig, es fühlte sich an wie Federn. Er hatte eine grau-rosa Haut, und die Form seiner Augenlider war so verändert worden, daß seine Augen lang, schmal und schrägstehend erschienen. Die Nasenlöcher waren zu bloßen Schlitzen in einer spitzen, fein gemeißelten Nase reduziert, und er hatte ein eigenartiges Gefühl, als er seine Zunge über ungewohnt dünne Lippen gleiten ließ.
    »Gott sei Dank mußte ich an Ihren Zähnen keine gravierenden Korrekturen vornehmen«, ließ sich Raynor Drei vernehmen. »Ich habe so wenig wie möglich daran gemacht – nur die Schneidezähne überkront, das war alles. Wenn Sie also Zahnschmerzen bekommen sollten, haben Sie Pech gehabt; denn Sie können es nicht riskieren, einen Lhari-Arzt zu konsultieren. Ich hätte noch mehr verändern können, aber dann hätten Sie später, wenn ich Sie wieder in einen Menschen verwandle, sehr sonderbar ausgesehen – vorausgesetzt, Sie überleben das Ganze«, meinte er mit Galgenhumor.
    Bart sagte: »Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber – kann ich denn zurückverwandelt werden?«
    Und wenn mich Raynor Drei aus seinem Gedächtnis löscht, wer wird dann die Operation durchführen –?
    Die eisige Hand der Furcht, die sich nie völlig zurückgezogen hatte, griff wieder nach ihm. Raynor Drei, der seinen Gesichtsausdruck beobachtet hatte, sagte besänftigend: »Wir haben ein
    weitverzweigtes Netz, Bart. Zu Ihrer eigenen Sicherheit darf ich Ihnen nicht zuviel erzählen. Aber wenn Sie auf Antares ankommen, wird man mit Ihnen Kontakt aufnehmen und Ihnen alles sagen, was Sie wissen müssen. Es sind keine Mentorianer, folglich brauchen Sie kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Diese Leute haben nicht einmal besonders viel mit den Lhari zu tun. Sie werden alles weitere veranlassen.«
    Er hob Barts eigenartige Klauenhände in die Höhe und fügte hinzu: »Wie Sie sich sicher erinnern werden, habe ich Sie darauf vorbereitet, daß die Veränderungen nicht vollständig rückgängig zu machen sind. Ihre Hände werden immer ein bißchen eigentümlich aussehen; unter anderem mußte ich auch Ihre Finger verlängern. Nun, ich wollte eben erreichen, daß Sie unter den Lhari nicht auffallen. Wie die Dinge stehen, kann Sie nur eine Röntgenaufnahme verraten. Also passen Sie auf, daß Sie sich nichts brechen.«
    Er händigte Bart ein kleines Päckchen aus. »Das ist das Instruktionsband der Lhari. Hören Sie es sich an, so oft Sie nur irgend können, und dann vernichten Sie es völlig; es wird am besten sein, wenn Sie es verbrennen und die Asche verschwinden lassen – bevor Sie sich hier absetzen. Sie können noch eine Woche hierbleiben. Es ist genug zu essen da. Die Swiftwing  soll in drei Tagen einlaufen und eine Woche im Raumhafen liegen. Lassen Sie unseren Leuten nach der Landung achtundvierzig Stunden Zeit

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