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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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führte sie ganz schön an der Nase herum. Ist er auf natürliche Weise gestorben, oder haben sie ihn aufgespürt und umgebracht?«
    Bart erzählte mit hängendem Kopf und erstickter Stimme die ganze Geschichte. Briscoe hatte die Lhari geradezu herausgefordert, ihn abzuschießen. Aber er hatte noch einen von ihnen erwischt…
    »In der Zwischenzeit war Ihr Vater zu mir gekommen«, fuhr Raynor Drei fort, »weil er wußte, daß ich ein Gleichgesinnter war und zudem noch ein Chirurg, der bei den Lhari seine Ausbildung erhalten hatte. Er hatte nur noch einen einzigen Gedanken im Kopf: Er wollte das nachvollziehen, was Briscoe getan hatte, und dafür sorgen, daß das Resultat publik wurde. Er sandte mit Hilfe der Acht-Farben-Gesellschaft verschlüsselte Botschaften durch die ganze Galaxis. Und dann heckte er einen Plan aus, der noch mehr Zivilcourage erforderte und noch mehr aufs Ganze ging als der von David Briscoe. Er beschloß, auf einem Lhari-Raumschiff anzuheuern.«
    »Als Mentorianer?« fragte Bart; aber ein kalter Schauer, der wie Eiswasser seinen Rücken herunterlief, verriet ihm, daß Raynor etwas anderes gemeint hatte.
    »Nein«, antwortete Raynor ruhig. »Nicht als Mentorianer. Als Lhari.«
    Bart verschlug es den Atem. »Wie –?«
    »Menschen und Lhari sind sich sehr ähnlich«, erklärte Raynor Drei. »Nur ein paar Kleinigkeiten – die Form der Ohren, die Hände – hindern die Menschen daran, zu erkennen, daß die Lhari der gleichen Rasse angehören wie sie – «
    »Sagen Sie nicht so etwas!« Bart hatte es beinahe hinausgeschrien. »Diese verfluchten, dreckigen, mörderischen Teufel – diese Ungeheuer – sollen menschlich sein?«
    »Soll ich Ihnen eine Beruhigungsspritze geben?« fragte Raynor trocken. »Ich habe mein ganzes Leben mit den Lhari verbracht. Sie sind keine Teufel, Bart, es sind nur Leute, die versuchen, ihr Leben so gut wie möglich einzurichten.«
    »Ihr Mentorianer seid keinen Deut besser!« warf ihm Bart an den Kopf. Er erhob sich und lief wütend im Zimmer herum. Raynor beobachtete ihn seufzend und sagte schließlich: »Es ist keine gewalttätige Rasse. Aber vergessen wir das einstweilen; wir können uns später darüber streiten. Wenn Sie wüßten, welche Pläne die Lhari hatten – «
    »Mein Vater wußte es!«
    »Bart, ich bin auf Ihrer Seite«, gab Raynor zu bedenken. »Der kritische Punkt ist folgender: Physiologisch gesehen sind die Lhari Humanoiden. Sie gleichen dem Menschen bedeutend mehr als der Mensch beispielsweise dem Gorilla gleicht. Der hotno Iharis und der homo sapiens haben im Grunde genommen auch viel mehr Gemeinsamkeiten als jede Rasse für sich mit einem Neandertaler. Ihr Vater überzeugte mich, daß er durch geringfügige operative Veränderungen seines Gesichts und ein wenig plastische Chirurgie als Lhari durchgehen konnte. Schließlich gab ich nach und führte den chirurgischen Eingriff aus…«
    »Und daran ist er gestorben!« platzte Bart heraus.
    Raynor seufzte. »Nicht ganz. Das Operationsrisiko war kaum erwähnenswert. Es trat eine völlig unvorhersehbare Komplikation auf: Ein Blutgerinnsel löste sich von einem winzigen Einschnitt und setzte sich in seinem Gehirn fest. Er starb innerhalb von Sekunden, und als es mir gelang, sein Herz wieder zum Schlagen zu bringen, war es zu spät. Es hätte zu jedem x-beliebigen Zeitpunkt passieren können«, erklärte er mit verzerrtem Gesicht. »Aber ich fühle mich dafür verantwortlich, obwohl ich mir immer wieder sage, daß das Unsinn ist.
    Ich kann jetzt nichts mehr tun, Bart. Ich kann für Sie gefälschte Papiere beschaffen und Ihr Äußeres ein bißchen verändern, damit die Lhari Sie nicht erwischen. Ich würde das Ihrem Vater und Ihrer Mutter zuliebe tun. Ich werde mich später nicht mehr daran erinnern. Die Lhari überwachen mich nur oberflächlich; sie sind der Meinung, daß sie durch die Gehirnwäsche alles über meine Aktivitäten erfahren. Raynor Eins dagegen wird peinlich genau überwacht, weil er ja keinem Psychotest unterworfen wird. Ich selbst bin ihnen allerdings immer noch einen Schritt voraus, solange ich meine eigenen Erinnerungen auslöschen kann. Aber Sie müssen etwas für uns tun, Bart. Es ist nicht gefährlich. Sie müssen den anderen erzählen, daß Ihr Vater tot ist und der Plan mißlang.« Seufzend sank er in seinen Sessel zurück, mixte sich einen neuen Drink und stürzte ihn hinunter.
    Allmählich machte sich Bart ein Bild von dem Gehörten. Schließlich fragte er: »Warum hat Vater das

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