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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gemacht? Was hoffte er damit zu erreichen?«
    Raynor Drei erwiderte: »Sie wissen, daß wir in der Lage sind, die gleichen Raumschiffe zu bauen wie die Lhari. Wir haben allerdings keinerlei Information über den kostbaren Katalysator, den sie zum Antrieb ihrer Schiffe benutzen. Captain Steele hatte die Hoffnung, herauszufinden, wo sie ihn her hatten.«
    »War es denn nicht möglich, zu erfahren, wo die Lhari den Treibstoff an Bord nahmen?«
    Raynor schüttelte den Kopf. »Nein. Es gibt keine Möglichkeit, ein Lhari-Schiff zu verfolgen«, erinnerte er Bart. »Wir können innerhalb eines Sonnensystems auf ihrer Spur bleiben, aber dann treten sie in die Delta-Phase ein, und nur sie selbst wissen, an welcher Stelle sie wieder auftauchen. Natürlich sind uns ihre regelmäßigen Fluglinien zwischen den von Menschen bewohnten Sonnensystemen bekannt. Die Koordinaten sind Allgemeingut. Aber wir haben keinerlei Kenntnis von ihren Flügen außerhalb unserer Sonnensysteme.
    Wir haben sämtliche verfügbaren Daten zusammengetragen, und wir wissen, daß die Schiffe nach einer bestimmten Anzahl von Flügen innerhalb unserer Galaxis Kurs in Richtung Antares nehmen. In zehn Tagen wird hier das Raumschiff Swiftwing erwartet, das nach unserem Ermessen für den Antares-Flug fällig wäre. Captain Steele war es irgendwie gelungen – wie, weiß ich nicht, und ich will es auch nicht wissen –, durch Manipulation einen freien Posten in der Schiffsbesatzung zu schaffen, und er besorgte sich auch entsprechende Papiere. Wissen Sie, das Spionagesystem zwischen den einzelnen Sternen funktioniert prächtig – der schwache Punkt ist nur, daß absolut alles, jede Nachricht und jeder Beteiligte, auf Lhari-Schiffen reisen muß.«
    Er erhob sich mit einem ungeduldigen Achselzucken. »Nun, das Kapitel ist jetzt abgeschlossen. Ihr Vater ist tot. Was haben Sie vor? Sollten Sie zur Wega zurück wollen, so können Sie voraussichtlich die Lhari davon überzeugen, daß Sie nur ein uneingeweihter Statist sind. Statisten und Kindern tun sie nämlich nichts, Bart. Es sind keine verdammenswerten Menschen. Sie verteidigen lediglich ihr Handelsmonopol. Ich kann Ihnen sogar die Erinnerung daran nehmen, was ich Ihnen heute abend erzählt habe; dann können Sie sich ruhig von den Lhari ergreifen lassen. Sie werden Sie nicht töten, sondern Sie nur dem routinemäßigen Psychotest unterziehen, der zwar illegal ist, aber harmlos. Wenn sie feststellen, daß Sie von nichts wissen, werden sie Sie zur Wega zurückschicken, und Sie können sich mit der Geschäftsführung Ihrer Gesellschaft WEGAPLANET ein angenehmes Leben machen. Denken Sie daran, daß Sie ein reicher Mann sind, Bart!«
    Bart stand auf und schleuderte ihm ins Gesicht: »Sie meinen, ich sollte heimgehen wie ein braver kleiner Junge und so tun, als sei das alles nie geschehen? Sie halten mich wohl für einen ganz schönen Trottel!«
    Raynor zeigte ein unerwartet mildes Lächeln, das sein Gesicht sehr gütig erscheinen ließ. »Ich hatte gehofft, daß Sie so reagieren würden.«
    »Ich werde dort weitermachen, wo mein Vater aufhören mußte«, erklärte Bart; seine Mundpartie gab Kunde von einer neuen Härte.
    »Das könnte dann aber etwas gefährlich werden«, sagte Raynor darauf. »Sie fliegen als Passagier nach Antares. Ich besorge Ihnen Papiere und verändere geringfügig Ihr Aussehen, und Sie nehmen Verbindung auf mit dem ursprünglich für Ihren Vater vorgesehenen Kontaktmann. Sie müssen mit der Swiftwing reisen – er wird mit diesem Schiff erwartet, und die Swiftwing trifft zu einem früheren Zeitpunkt auf Antares ein, als es einer Botschaft auf anderem Wege möglich wäre.«
    Bart sprang auf. »Nein«, rief er, »ich weiß etwas Besseres, Raynor! Lassen Sie mich den Platz meines Vaters einnehmen – als Lhari!«
    Raynor Drei bedachte ihn mit einem sonderbar fragenden Blick aus seinen goldglitzernden Augen, erwiderte aber nur knapp: »Es ist zu riskant. Sie würden niemals damit durchkommen.«

Kapitel 6
     
    »So, Bart, heute dürfen Sie sich anschauen«, versprach Raynor Drei.
    Bart fühlte, wie sich ein Lächeln unter dem Verband ausbreitete, der sein Gesicht in einer dicken Schicht umhüllte. Auch seine Hände waren eingebunden, genauso wie sein gesamter Kopf, und es war ihm nicht gestattet worden, sich im Spiegel zu betrachten.
    Die Verwandlung war erstaunlich schmerzlos erfolgt; vielleicht war sein Wohlbefinden auch darauf zurückzuführen, daß Raynor ihm irgendwelche Drogen verabreicht hatte.

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