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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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nenne ihnen auch keinen Grund … ich tue es einfach.«
    »Warum?«
    »Ser … ich weiß den Grund selbst nicht genau«, erwiderte Cerryl verlegen. »Aber … ‚irgendwie fühle ich mich besser damit. Die Leute wissen, wie jung ich bin, und ich dachte, ich sollte ihnen zu verstehen geben, dass ich die Stadt kennen lernen und den Frieden hüten will.«
    »Ihr lauft auch außerhalb der Dienstzeit allein im Bezirk herum.«
    »Ja, Ser. Ich glaube, ich richte nicht viel aus … es scheint nichts zu passieren, wenn ich die Streifen begleite …«
    »Wenn nichts passiert, dann habt Ihr für Ruhe und Ordnung gesorgt«, erwiderte Isork lachend. »Solange Ihr Dienst habt, passiert fast nichts, selbst wenn Ihr nicht auf Streife seid.«
    »Ser … Ihr sagtet doch, dass die Leute hier die Stadtwache respektieren. Ich wollte nur dafür sorgen, dass sie diese Achtung nicht verlieren.«
    »Oh, sie achten Euch. Auch die Stadtwächter achten Euch. Sie sehen Euch allein durch die Straßen laufen und dieses und jenes überprüfen …«
    »Ich versuche immer noch, mich zurechtzufinden«, erklärte Cerryl. »Ich wollte meine Streifen nicht dadurch behindern, dass sie mir alles erklären müssen.«
    »Wir brauchen mehr Magier, die Eure Erfahrungen haben.« Isork schüttelte den Kopf. »Eure Leute nennen Euch ihren kleinen harten Bastard aus der Sägemühle. Ihr seid seit drei Jahren der erste neue Magier der Stadtwache, den ich behalten kann. Der Erste, der auf Streife geht und dort gefunden werden kann, wo er gefunden werden soll.« Der stämmige, durchaus muskulöse Anführer der Stadtwache sah sich stirnrunzelnd um. »Lasst es Euch nur nicht zu Kopf steigen. Ihr müsst immer noch eine Menge lernen, aber Ihr seid auf dem richtigen Weg.«
    »Danke, Ser.« Cerryl wartete schweigend, denn er hatte aus Isorks Körperhaltung entnommen, dass der Kommandant noch etwas zu sagen hatte.
    Nach kurzem Schweigen wandte Isork sich wieder an Cerryl. »Wie ich hörte, habt Ihr Euch nach Druidenseide erkundigt.«
    Cerryl schenkte sich die Frage, woher der leitende Magier der Stadtwache dies wusste. »Jemand hat einen Händler getötet und Druidenseide gestohlen. Sie ist kostbar und es gibt nicht viele Orte, an denen sie verkauft werden kann. Niemand hat einen Kutscher als vermisst oder einen Karren als gestohlen gemeldet. Deshalb dachte ich, dass die Leute, die mit Druidenseide handeln, etwas darüber wissen könnten.«
    Isork nickte langsam. »Allgemeine Fragen diskret zu stellen ist in Ordnung. Gebt mir doch bitte Bescheid, wenn Ihr etwas herausfindet. Druidenseide wird, wie Ihr sicher inzwischen wisst, in ganz Fairhaven nur von zwei oder drei Händlern vertrieben. Sie stehen einigen der älteren Magier recht nahe.«
    Cerryl nickte verstehend. »Das ist mir inzwischen klar geworden, und ich habe nicht die Absicht, weitere Erkundigungen einzuziehen.« Nicht jetzt und gewiss nicht auf direktem Wege. Nicht nach allem, was ich bisher herausgefunden habe.
    »Auf Euren Schultern sitzt ein kluger Kopf.« Isork erhob sich. »Eure Berichte lese ich immer gern.« Mit einem knappen Lächeln und einem letzten Nicken ging er zur Tür und verließ die Wachstube.
    Cerryl schluckte. Nein, so klug ist mein Kopf wohl doch wieder nicht.

 
XXXVIII
     
    C erryl betrat den Mannschaftsraum der Wache durch die offene Doppeltür und schritt zielstrebig zur Plattform, ohne auf das Gemurmel der vier Stadtwächter zu achten, die rechts neben dem Eingang standen. Er stieg aufs Podest und betrachtete die kleine Gruppe unter sich. Als Erstes wandte er sich an Sheffl, den Leiter der Wache. »Worum geht es?«
    Der muskulöse Stadtwächter räusperte sich. »Ser, diese beiden Männer hier haben Streit. Sie haben uns unterwegs aufgehalten.« Er hob die Augenbrauen und deutete auf die beiden kleineren Männer, die links und rechts neben ihm standen.
    Ein gedrungener, rothaariger Mann mit heller Haut, der braune Kleidung trug, starrte den anderen böse an. Der Zweite hatte kurzes graues Haar und war gebräunt wie jemand, der oft im Freien arbeitete. Er trug eine verblichene blaue Hose und eine ärmellose blaue Weste. Der gebräunte Mann ignorierte das böse Starren des anderen und sah seinerseits Cerryl an.
    »Sie haben gestritten?«, fragte Cerryl den Stadtwächter. »Und sie haben dabei die Ruhe und Ordnung gestört?«
    »Das kann man wohl sagen, Ser.« Eine schwarze Haarsträhne wippte vor Sheffls Stirn, als er nickte. »Karfl – er ist der Steinmetz hier mit der blauen Weste –

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