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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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»dann wundert es mich, dass ich sie überhaupt einmal auf dem Markt gesehen habe.« Er hielt inne. »Wo kann man sie sonst bekommen?«
    Layel zuckte mit den Achseln. »Für meine Begriffe ist sie einfach zu teuer. Ich handle nicht mit Dingen, die nur eine Hand voll Männer oder Frauen kaufen können. Muneat hat früher mal Druidenseide eingekauft. Er hat einen Neffen – nein, eigentlich ist es nicht sein Neffe. Die Frau des Burschen ist Muneats Nichte, aber er ist Jiolts jüngster Sohn und er handelt mit allen möglichen seltenen, kostbaren Dingen.«
    Cerryl nickte beifällig. »Druidenseide ist also zu teuer für die meisten Menschen. Aber was sind denn für Euch die besten Waren zum Handeln?«
    »Für mich? Was es ist, spielt keine große Rolle, solange ich es billiger einkaufen als verkaufen kann und solange es viele Kunden gibt, die kaufen wollen. Kupfer, wenn neue Schiffe gebaut werden, Korn, bevor andere erfahren, dass es eine schlechte Ernte geben wird, Zinn oder Zink, wann immer es billig ist, Silber im Winter, weil es dann immer billiger ist.« Layel spreizte die Finger. »Wie Ihr seht, vertraue ich Euch all meine Geheimnisse an.«
    Cerryl lächelte. »Nicht ganz, denn Ihr habt mir noch nicht erklärt, wie Ihr herausfindet, dass eine Ware billig ist und bald teurer werden wird.«
    »Das hat Vater noch nicht einmal mir verraten. Anscheinend weiß er es einfach.« Leyladin sah die beiden Männer an. »Seid ihr mit Essen fertig?«
    »Nur wenn es einen ganz besonderen Nachtisch gibt, meine Tochter.«
    Cerryl rang sich durch, auf eine weitere Hähnchenbrust zu verzichten, denn er wusste, dass er unruhig schlafen würde, wenn er seinen Bauch zu sehr belastete. »Ja, vielen Dank.«
    »Meridis?«
    »Mehr habt ihr kräftigen Kerle nicht gegessen?«, fragte die blau gekleidete Köchin, die gleich darauf erschien.
    »Ich hatte eine ganze Hühnerbrust«, meinte Layel.
    »Das war mehr, als ich seit Tagen gegessen habe. Ich bin satt, vielen Dank.«
    »Und es war hervorragend«, fügte Cerryl hinzu.
    Meridis deckte die Teller mit einem Lächeln ab. »Zum Nachtisch gibt es einen Yamskuchen mit Melasse. Es war gar nicht so einfach, so viel süße Melasse zu bekommen, und teurer, als Euch lieb wäre, Meister Layel. Jeden Achttag kostet sie ein paar Kupferstücke oder Silberstücke mehr.« Sie ging hinaus und schloss hinter sich die Tür.
    »Sie haben im Goldenen Widder schon wieder die Preise erhöht«, sagte Cerryl. »Zum zweiten Mal in diesem Jahr.«
    »O ja, und es könnte noch schlimmer werden.« Der Kommissionär schüttelte den Kopf. »Aber lasst uns jetzt nicht weiter darüber reden. Leyladin sagte mir, dass Ihr jetzt der Stolz der Stadtwache seid. Wie kommt das?«
    Cerryl spreizte die Finger. »Der Stolz wohl kaum. Schon eher ein sehr unerfahrener Magier der Stadtwache, der noch viel lernen muss.« Er unterbrach sich, als Meridis ein großes Stück goldbraunen Kuchen vor ihm absetzte und danach Layel bediente. Leyladin bekam ein etwas kleineres Stück.
    »So, bitte sehr, und ich hoffe nicht, dass mehr als Krümel in die Küche zurückkommen.« Sie ging wieder hinaus.
    Leyladin lachte. »Sie meint das ernst.«
    Cerryl starrte das riesige Stück Kuchen mit der süßen Füllung an. So viel zu seinem Vorsatz, den Magen nicht zu sehr zu belasten. Er sah Leyladin hilflos an und sagte: »Du musst aber auch alles aufessen.«
    Die Heilerin starrte ihren Teller an und schluckte. »Ich?«
    »Sie hat auch dich gemeint«, neckte Cerryl sie.
    »Wenn es sein muss …«, stöhnte Leyladin.
    »Solche Töne von einer Frau, die als Kind einen halben Kuchen allein verdrückt hat«, warf Layel ein.
    »Das ist schon lange her«, erwiderte die Heilerin. »Inzwischen hat sich eine Menge verändert.«
    O ja, es hat sich eine Menge verändert, dachte Cerryl, als er den Nachtisch aß. Eine Menge.
    Er freute sich nicht darauf, allein in die Hallen zurückzukehren.

 
XXXVII
     
    C erryl blickte von seinen Notizen und dem halb fertig gestellten Bericht auf, als Isork in der Tür erschien und die kleine Wachstube betrat.
    »Ser.« Cerryl stand auf. »Ich wusste nicht, dass Ihr kommt.« Er deutete zum Schreibtisch. »Ich bin gerade bei meinem Bericht. Gyskas müsste bald kommen.«
    »Ich will nicht zu Gyskas.« Isork setzte sich vor den Schreibtisch. »Setzt Euch.«
    Cerryl gehorchte.
    »Ich habe gehört, dass Ihr gelegentlich die Streifen begleitet.«
    »Ja, Ser. Nicht sehr oft … aber hin und wieder. Ich sage es ihnen vorher nicht und ich

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