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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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wütend wie auf mich … weil … weil er es nicht rechtzeitig gesehen hat? Cerryl schüttelte den Kopf und wunderte sich.

 
LII
     
    C erryl stand auf dem obersten Treppenabsatz im Weißen Turm und trat unsicher von einem Bein aufs andere. Er vermied es, die geschlossene weiße Eichentür oder den Wächter davor anzuschauen.
    »Ihr könnt jetzt den Magier Cerryl hereinschicken.«
    Cerryl gab sich einen Ruck und betrat die Gemächer des Erzmagiers.
    Am Tisch, an dem bereits der Erzmagier und die beiden Obermagier saßen, gab es nur noch einen freien Stuhl. Jeslek lud Cerryl mit einer Geste ein, sich zu setzen, und Cerryl ließ sich vorsichtig nieder. Abwesend bemerkte er, dass die Spielzeugwindmühle aus Schwarzem Eisen verschwunden war. Ob die Ordnung, die darin steckte, sogar für Jeslek zu viel war?
    »Wir haben überlegt, ob Ihr nicht eine Weile Myrals Platz einnehmen und Euch um die Abwasserkanäle kümmern sollt«, begann Jeslek, »bevor Ihr noch einmal auf die Idee kommt, Euch die Regeln für die Arbeit der Stadtwache selbst zu schreiben.«
    Cerryl nickte gleichmütig. Es wäre sinnlos einzuräumen, dass er gedankenlos gehandelt hatte; wahrscheinlich würde man das sogar für schlimmer halten als einen freizügigen Umgang mit den Regeln. Je weniger er seine Dummheit zu verteidigen versuchte, desto besser, zumal er erst jetzt das wahre Ausmaß seiner Dummheit zu erkennen begann.
    »Der Stadtwache fehlen jetzt schon einige Magier«, erklärte Kinowin, »und Ihr besitzt durchaus gewisse Begabungen. Das Problem, vor dem der Rat nun steht, ist die Frage, wie man diese Begabungen möglichst sinnvoll einsetzt, ohne dabei den Eindruck zu erwecken, man würde Euch für Eure maßlose Dummheit auch noch belohnen.«
    Cerryl wäre beinahe zusammengezuckt.
    »Ich habe mit dem Gedanken gespielt, Euch auf eins der Blockadeschiffe zu versetzen, aber dort ist die Disziplin noch strenger als bei der Stadtwache und Ihr könntet noch mehr als bisher auf die Idee kommen … nun, etwas eigenwillig vorzugehen«, erklärte Jeslek weiter.
    Blockadeschiffe? Cerryl beherrschte sich und hielt den Mund.
    Redark nickte nur, als würde genau das von ihm erwartet.
    »Daher werdet Ihr für die nächsten zwei Achttage ans Westtor versetzt und beide Schichten übernehmen. Damit solltet Ihr eigentlich keine Zeit mehr haben, eigenwillige Lösungen für Probleme zu suchen, die wir überhaupt nicht haben. Anschließend wird der Rat entscheiden, wie Ihr der Gilde am besten dienen könnt.« Jesleks Lächeln war nicht besonders grausam, sondern eher kalt und distanziert. »Ihr werdet über jedes Fahrzeug berichten, dass die Tore passiert, und seine Fracht notieren, aber Ihr werdet keinen Wagen oder Karren aufhalten. Und Ihr werdet Euch strikt an die Regeln halten, die für den Wachdienst am Tor gelten. Habt Ihr verstanden?«
    »Ja, Ser.« Cerryl hätte beinahe erleichtert geseufzt.
    »Außerdem werdet Ihr für diese beiden Achttage kein Gehalt bekommen. Danach wird Euer Gehalt bis auf das Mindestgehalt eines jungen Magiers gestrichen werden.«
    »Eure Goldstücke für den vergangenen Achttag und der Mindestsatz, den Ihr in den nächsten beiden Achttagen erhalten hättet, wird der Familie des Jungen zukommen, den Ihr entstellt habt«, fügte Kinowin hinzu. »Wenn die Familie nicht gefunden wird, soll das Geld dafür verwendet werden, um Brot für die Armen zu kaufen. Die Stadtwächter im Südostviertel werden es verteilen.«
    Cerryl hätte beinahe zustimmend genickt.
    »Findet Ihr das gerecht?«, fragte Redark.
    »Ja, Ser.«
    »Wir haben nichts anderes erwartet«, sagte Jeslek. »Außerdem werdet Ihr die nächsten beiden Achttage, wenn Ihr nicht im Dienst seid oder zum Dienst geht oder zurückkehrt, innerhalb der Hallen verbringen.«
    »Ja, Ser.«
    »Und schließlich sollt Ihr noch einen ausführlich begründeten Aufsatz darüber schreiben, warum es für die Gilde wie für den einzelnen Magier gefährlich ist, die Regeln zu brechen. Ihr werdet das Schriftstück dem Obermagier Kinowin zukommen lassen, der es prüfen wird«, fügte Redark hinzu. »Ihr habt einen Achttag, um den Text zu verfassen. Wenn er Euren Text gelesen hat, wird er Euch einer abschließenden Prüfung unterziehen.«
    Cerryl nickte.
    »Wie Eure Zukunft in der Gilde aussieht und ob Ihr überhaupt eine Zukunft habt, hängt ausschließlich von Eurem Verhalten während der nächsten Achttage ab«, fügte Jeslek hinzu.
    Das war Cerryl allerdings von Anfang an klar gewesen. Er begriff auch,

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