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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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niedrigen Hügeln im Westen versank.
    Erst drei Tage vorbei und du hast noch mehr als anderthalb Achttage vor dir. Er drehte sich um und blickte nach Fairhaven hinein. Bei der Dunkelheit! Wie schnell und unvorhergesehen sich das Leben ändern konnte. Gewiss ist nur, dass man sich mit Dummheiten Probleme einbrockt. Wieder unterdrückte er ein Gähnen, während er auf der kleinen Plattform der Wachstube hin und her lief.

 
LIV
     
    C erryl ging müde den Flur hinunter zu seinem Zimmer. Der erste Achttag war fast vorbei – nur noch ein Tag –, aber er hatte den Aufsatz für Kinowin immer noch nicht geschrieben. Sein Magen knurrte.
    Auf dem Rückweg hatte er keine Straßenhändler und nicht einmal einen geöffneten Kramladen gesehen und im Speisesaal hatte es auch nichts mehr zu essen gegeben.
    Er seufzte. Nach Myrals Tod war niemand mehr da, der mit klugen Ratschlägen ein Gegengewicht zu den Ränken bilden konnte, die in den Hallen geschmiedet wurden.
    Cerryl öffnete seine Zimmertür und schloss sie hinter sich. Mit Grübeln würde er seinen Aufsatz nicht zu Ende bringen.
    Wieder knurrte sein Magen.
    Er hätte etwas von dem Käse aufheben sollen, den er zwei Tage zuvor in einem Kramladen gekauft hatte. Er hatte das Glück gehabt, den Besitzer noch zu erwischen, als dieser gerade den Laden hatte schließen wollen, aber er konnte sich nicht auf solche Glücksfälle verlassen. Hätte … würde … sollte …
    Er holte tief Luft und ließ sich erleichtert auf den Stuhl sinken. Endlich wurden seine schmerzenden Füße nicht mehr belastet. Im dunklen Spähglas war nicht einmal ein Spiegelbild zu erkennen.
    Kaum dass Cerryl sich gesetzt hatte, lugte Faltar herein. Das trübe Licht vom Flur zeichnete gespenstisch seinen Umriss nach.
    »Hungrig?«, fragte der blonde Magier.
    Neben Faltar tauchte jetzt auch Lyasa auf, die ihm schweigend die Tür aufhielt.
    »Ich darf die Hallen nicht verlassen«, erwiderte Cerryl müde. »Das weißt du doch.«
    »Das wissen wir.« Gefolgt von Lyasa, kam Faltar herein. Er hatte einen ganzen Laib Brot in einer Hand, die zweite blieb hinter dem Rücken versteckt. Lyasa trug etwas, das mit einem Tuch bedeckt war.
    »Ein Stück weißer Käse«, verkündete sie, indem sie das Päckchen auf den Schreibtisch legte, wo Faltar schon das Brot deponiert hatte. Dann zündete sie mit einem Funken Chaos die Bronzelampe an. »Wir brauchen etwas Licht, um die düstere Stimmung zu vertreiben.«
    Cerryl starrte das Brot und den Käse an, das Wasser lief ihm im Mund zusammen.
    Faltar grinste und zog hinter dem Rücken einen Krug hervor. »Und Bier! Warm und etwas schal, aber wir haben uns wenigstens bemüht.«
    »Danke. Das war doch nicht nötig«, protestierte Cerryl. Doch er lächelte erfreut. »Wirklich nicht.«
    »Wir haben das getan, weil wir nicht wollen, dass du verhungerst. Jeslek hat den Jungen, die im Speisesaal bedienen, aufgetragen, nach dem Abendessen nichts mehr liegen zu lassen, und es ist schwer, so spät am Abend noch Straßenhändler zu finden.« Faltar verzog das Gesicht. »Ich weiß es aus eigener Erfahrung, ich hatte ja oft genug die Abendschicht. Sie waren gemein zu dir«, fuhr Faltar nach kurzem Überlegen fort. Er setzte sich auf die Bettkante. »Der Junge hat ja wirklich das Gesetz gebrochen. In Certis hätte er die Hand oder gleich sein Leben verloren.«
    Lyasa setzte sich auf die andere Bettkante, während Cerryl sich eine Scheibe Käse abschnitt und sie mit einem Stück Brot aß.
    »Nein.« Cerryl schüttelte den Kopf, nachdem er gekaut und heruntergeschluckt hatte. »Sie waren nicht so hart, wie sie hätten sein können. Ich habe nicht richtig darüber nachgedacht. Außerdem sind wir hier in Fairhaven und nicht in Certis.« Er trank einen Schluck Bier. »Sogar das Bier schmeckt gut.«
    Faltar betrachtete den Stapel Papiere auf dem Schreibtisch. »Du schreibst doch wohl nicht noch an den Berichten für die Stadtwache?«
    »Nein. Das ist ein Teil meiner Strafe. Ich muss einen Aufsatz darüber schreiben, dass Verstöße einzelner Magier nicht nur für den Magier selbst, sondern für die ganze Gilde von Übel sind.«
    Lyasa rümpfte die Nase. »Jeslek behandelt dich wie einen Lehrling.«
    »Mag sein, aber ich habe einen Fehler gemacht, den selbst ein blutiger Anfänger nicht hätte machen sollen. Wie kann ich mich da über die Strafe beschweren?«
    »Ich bin ja nicht gern so direkt«, wandte Faltar ein, »aber wenn das, was du gemacht hast, wirklich so dumm war, wieso bist du dann

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