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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Wenn Ihr nicht überlebt, was Ihr gerade tut, verliert Ihr Eure Zukunft. Wenn Ihr nicht jetzt schon nachdenkt, wohin Ihr geht, werdet Ihr im nächsten oder übernächsten Jahr nicht mehr viele Möglichkeiten haben. Aber Ihr in Eurem Alter … Ihr müsst erst einmal überleben.« Kinowin lachte leise. »Und wenn Ihr lange genug überlebt, werden nicht mehr viele Leute Euren Träumen zu widersprechen wagen.«
    Cerryl wusste, dass Kinowin ihm mehr sagte, als die Worte auf den ersten Blick vermuten ließen, und keine direkte Antwort erwartete. »Danke, dass Ihr mich an Euren Einsichten teilhaben lasst.«
    »So weit ist es damit auch wieder nicht her.«
    »Was wird jetzt geschehen?«, fragte Cerryl vorsichtig.
    »Wenn Eure Doppelschichten zu Ende sind, werdet Ihr weiter am Tor Dienst tun, aber nur in der Morgenschicht. Am Nachmittag werdet Ihr Euch nach dem Essen beim Erzmagier einfinden und ihm als Assistent zur Verfügung stehen. Dafür werdet Ihr keine zusätzliche Vergütung erhalten. Jedenfalls jetzt noch nicht. Wenn Eure letzte Doppelschicht vorbei ist, wird auch Euer Arrest in den Hallen aufgehoben, aber nicht vorher.«
    »Ja, Ser. Wisst Ihr, was der Erzmagier von mir erwartet?«
    »Abgesehen davon, dass er Euch erinnern will, wo Euer Platz ist? Abgesehen davon, dass er mich erinnern will, dass es ein Fehler war, Euch für die Stadtwache zu empfehlen?«, gab Kinowin trocken zurück. »Trotz aller seiner Fehler nimmt Jeslek seine Stellung durchaus ernst. Er glaubt aufrichtig, dass die Behinderungen unseres Handels durch Spidlar und Recluce ein Problem darstellen, um das wir uns möglichst bald kümmern müssen. Er hat genau wie Sterol dafür gesorgt, dass die Gilde allen begabten Menschen offen steht, aber das macht die Sache im Augenblick nicht einfacher.«
    »Aus Mangel an Geld?«
    »Die Schatzkammer ist leer, die Straßenzölle gehen immer später bei uns ein.« Kinowin kehrte dem Fenster und den einzelnen Lichtpunkten draußen den Rücken. »Die Gilde hatte für ihre Aufgaben noch nie genügend begabte Magier und jeder, den wir verlieren …« Er schüttelte den Kopf. »Myrals Tod war ein schwerer Verlust, auch wenn die meisten es nicht verstehen. Zu viele glauben, ein großer Chaos-Bändiger sei auch ein großer Magier.« Kinowin sah Cerryl scharf an. »Jeslek ist mehr als ein Magier, der große Mengen an Chaos-Energie freisetzen kann. Ich stimme nicht immer mit ihm überein, aber Fairhaven ist ihm so wichtig wie die eigene Person.«
    »Ich werde mit aller Kraft für ihn arbeiten.«
    »Gut.« Kinowin drehte sich ganz zu Cerryl herum. »Und sobald Ihr diesen Raum verlassen habt, solltet Ihr Euch in alle Richtungen genau umsehen.« Kinowin setzte ein schiefes Lächeln auf oder vielleicht wirkte es nur so wegen des Flecks auf der Wange. »In den nächsten Jahren müssen alle Magier sehr genau aufpassen, was sich in ihrer Umgebung abspielt. Und jetzt seht zu, dass Ihr etwas Schlaf bekommt.«
    Cerryl stand auf. »Danke.«
    »Ihr habt Euch bei mir und auch bei Myral schon durch Euer bloßes Überleben mehr als genug bedankt.« Kinowin ging zur Tür. »Ihr habt noch ein paar Jahre vor Euch, in denen Ihr viel lernen müsst. Nutzt sie gut.«
    Wieder nickte Cerryl.
    Als er die Treppe im Weißen Turm zur Eingangshalle hinunterstieg, ging ihm durch den Kopf, was Kinowin gesagt und was er nicht gesagt hatte. Im Grunde hatte ihm der Obermagier mehrmals auf verschiedene Weise erklärt, dass er sich Jesleks Wünschen fügen und überleben sollte. Und lernen sollte er. Die letzte Bemerkung über Myral war keineswegs zufällig oder aus sentimentalen Gründen gefallen.
    Cerryl schauderte. Was hatte Myral gesehen und Kinowin berichtet? Wie konnte Cerryl glauben, dass er Großes vollbringen konnte, wie Kinowin es angedeutet hatte, und dass er vielleicht sogar Erzmagier werden konnte, wie Myral Leyladin erzählt hatte? Wie … wenn er noch nicht einmal die einfachsten Dinge sah, die fürs Überleben wichtig waren?
    Er schüttelte den Kopf. Tu, was du tun musst, und überlebe. Er sah sich in der leeren Vorhalle um und griff mit der Wahrnehmung hinaus, aber der Raum war tatsächlich verlassen. Du solltest es dir zur Gewohnheit machen, alles doppelt zu überprüfen.
    Er lächelte. Wenigstens hatte er eine Zukunft vor sich. Vorausgesetzt …

 
LVI
     
    N achdem er rasch etwas übrig gebliebenes Brot und ein Stück Käse aus dem Speisesaal heruntergeschlungen und sich gewaschen hatte, eilte Cerryl

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