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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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die Augenbrauen. »Ich dachte, wir wollten die Übergabe der Heilerin fordern.«
    »Das werden wir auch tun. Aber außerdem müssen wir Fürst Ferobar zeigen, dass man Fairhaven nicht verspotten darf.«
    »Wie das?«, fragte Cerryl. Er war aufrichtig neugierig, was die rothaarige Magierin sich ausgedacht hatte, um den neuen Fürsten von Hydlen zu demütigen.
    »Wie würde Fürst Ferobar sich wohl fühlen, wenn der Ostturm dort drüben zusammenbräche?«, fragte Anya.
    Cerryl sah in die Richtung, in die sie deutete. »Es könnte sein, dass er uns dann alle seine Lanzenkämpfer schickt.«
    »Mag sein«, erwiderte Anya lächelnd.
    »Wir sollen aber zunächst die Auslieferung der Herrin Leyladin verlangen«, gab Fydel aufgebracht zurück. »Wenn wir sie haben, könnt Ihr zwei tun, was immer Jeslek Euch sonst noch aufgetragen hat.«
    »Oder … falls sie Leyladin nicht freigeben«, spekulierte Anya.
    »Natürlich«, stimmte Fydel widerwillig zu.
    Cerryl betrachtete die roten Mauern, denen sie sich näherten. Die Luft schien im Licht der Nachmittagssonne über den Steinen zu flimmern, obwohl es auf der Ebene außerhalb der Stadt kühl und beinahe sogar kalt war. Auf den Wehrgängen glänzten die Helme der Soldaten. Doch seine Sinne verrieten ihm, dass die Mauern nur mit einer vergleichsweise kleinen Zahl von Bewaffneten besetzt waren.
    Etwa zweihundert Ellen vor den verschlossenen, mit Eisenbändern verstärkten Toren zügelten Reaz und Fydel die Pferde. Cerryl, den Blick auf die fünfzig Ellen hohen Wände gerichtet, konnte seinen Wallach gerade noch zum Stehen bringen, ehe er mit dem älteren Magier zusammenstieß oder gegen Anyas Pferd prallte.
    »Holt den Boten«, befahl Fydel.
    »Bote!«
    Ein gedrungener Mann mit kurzem, braunem Haar und vorstehendem Kinn, das förmlich aus der Uniform zu quellen schien, reagierte auf den Ruf und zügelte sein Pferd neben dem Hauptmann.
    »Der Magier hat eine Botschaft, die du überbringen sollst«, erklärte Reaz.
    »Ja, Ser.«
    Fydel löste sich ein wenig von den anderen und redete eine Weile auf den Boten ein, dann wiederholte er die Botschaft noch einmal.
    Kurz darauf setzte der Bote sein Pferd in Bewegung, entfernte sich ein Stück und zog ein langes Horn aus dem Lanzenköcher. Er blies kräftig hinein. Cerryl zuckte zusammen, als er die schiefen Töne hörte, fragte sich aber gleichzeitig, ob es wirklich weniger schmerzhaft gewesen wäre, wenn der Mann die Töne getroffen hätte.
    Von den hohen Mauern her kam keine Antwort.
    Der Bote gab noch einmal Signal.
    Nach dem dritten Ruf kamen einige Töne zurück.
    »Auf Befehl des Erzmagiers von Fairhaven sind wir gekommen, um die Heilerin und Herrin Leyladin zurück zu ihrem Heim in Fairhaven zu geleiten.« Die klare Stimme des Boten trug über die Mauern und das Tor.
    »Wartet«, lautete die Antwort.
    Cerryl rutschte im Sattel hin und her, blickte zu den hohen roten Mauern und dann zu Anya. Er war froh, als er bemerkte, dass auch Anya die Mauern abschätzend betrachtete. Das Chaos loderte um sie, als sei sie unsicher, wie die Hydlener reagieren würden.
    »Sie könnten sich weigern, Leyladin gehen zu lassen«, sagte er. Er hoffte es nicht, aber er wollte Anyas Reaktion sehen.
    »Dann können wir die Mauern einreißen.«
    »Wie denn?«
    »Indem wir die Erde und das Gestein unter den Fundamenten verschieben … Ihr könnt das Chaos einsetzen, als sei es Butter oder Schmiere. Es fließt, es ist nicht zäh wie die Ordnung.«
    Cerryl runzelte die Stirn. Das klang einleuchtend, aber er hatte noch nicht auf diese Weise darüber nachgedacht. Und das galt auch für viele andere Dinge, dachte er.
    Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie Hauptmann Reaz sich unruhig bewegte. Machte sich auch der Offizier Sorgen, was als Nächstes geschehen mochte?
    Der kühle Wind wehte um die Magier und Lanzenreiter und die Mauern standen schweigend vor ihnen. Kein Geräusch kam von den braunen Feldern neben der Straße, nur das leise Heulen des Windes war zu hören. Cerryl zog die Jacke enger um sich.
    Drei Töne erklangen hinter den Mauern, dann rief jemand: »Wie soll der große Fürst Ferobar wissen, dass Ihr seid, was Ihr behauptet?«
    Fydel gab dem Boten flüsternd die Antwort, die dieser laut wiederholte: »Wer sonst könnte zehn Züge Weiße Lanzenreiter mitbringen?«
    »Jeder reiche Räuber könnte seine Männer weiß kleiden.«
    Anya lächelte böse. »Sag ihm, er wird seine Antwort in ein paar Augenblicken bekommen.«
    »Deckt die Tore mit

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