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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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können. Das hätte seine Aufgabe erheblich erleichtert. Die Füße taten ihm weh, aber das Laufen schien die verkrampften Schenkel zu lockern, die nach mehr als drei Tagen im Sattel stark schmerzten.
    Er hatte überlegt, sich zu verkleiden, aber ein Fremder wäre in Hydolar sofort aufgefallen. Außerdem hätte er sich inmitten der Lanzenreiter nicht umziehen können, weil sofort die wildesten Gerüchte entstanden wären.
    Cerryl hatte keine Ahnung, in welche Richtung er sich bewegen musste. Vor ihrem Aufbruch hatte er mit dem Spähglas herausfinden können, dass die größeren Gebäude auf einer kleinen Anhöhe im Westen nahe am Fluss standen. Eines dieser Gebäude musste der Palast des Fürsten sein, aber er hatte bisher noch keine Vorstellung, welches das Richtige war.
    Wieder einmal war er in einer Lage, in der er einfach nicht genug wusste. Er schnaubte leise und sah sich sofort erschrocken um, aber niemand hatte auf ihn geachtet. Die Leute waren vollauf mit ihrem Tagewerk beschäftigt.
    Cerryl runzelte die Stirn. Er war noch nicht einmal eine halbe Meile vom zerstörten Turm entfernt, aber niemand schien sonderlich beunruhigt. Dann zuckte er mit den Achseln. Einmal hatte er einen Unruhestifter in Fairhaven mitten auf der Straße einäschern müssen, aber die Leute waren unbeeindruckt ihren Geschäften nachgegangen. Anscheinend gab es in Candar zwischen den Bewohnern verschiedener Städte keine großen Unterschiede. Gab es sie überhaupt irgendwo?
    Eine Straßenecke weiter musste er anhalten und in einer Gasse verschwinden, um sich zu erleichtern. In Fairhaven hätte das als Verstoß gegen die Ordnung gegolten. In der Weißen Stadt waren manche Dinge anders als hier.
    Vor sich sah er einen offenen Laden, der mehrere Brotlaibe feilbot. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, als er sich dem Geschäft näherte. An der Seite lagen ein paar Laibe einer dunkleren Brotsorte.
    Er zog den vollen Lichtschild auf, ignorierte die zunehmenden Kopfschmerzen und streckte die Hand nach einem Brotlaib aus. Das Brot war noch warm. Er ging so leise wie möglich weiter.
    »Mora! Da fehlt ein Brot …«
    »Diebe!«
    Cerryl ging einfach weiter und ignorierte die Unruhe hinter sich. Er hatte leichte Schuldgefühle, weil er das Brot gestohlen hatte, aber er hatte Hunger und konnte es sich nicht erlauben, in Hydolar offen etwas zu kaufen. Aber du hättest ein Kupferstück zurücklassen können.
    Das hätte er tun sollen, aber er entschied sich dagegen, noch einmal zurückzugehen. Du hättest es tun müssen. Er holte tief Luft und ging weiter. An der nächsten Ecke brach er ein Stück Brot ab. Es war ein schweres, für seinen Geschmack beinahe zu süßes Brot. Langsam essend ging er weiter nach Süden.
    »Passt doch auf, wohin Ihr tretet«, fauchte jemand unter ihm.
    Cerryl sah sich um und atmete erleichtert auf, als er erkannte, dass der Bettler, der da an der Mauer hockte, blind war. Er ging weiter.
    Nach etwa einem Kilometer verbreiterte sich die Straße und vor ihm lag ein Platz. Hinter dem Platz erhoben sich drei Gebäude. Das mittlere war auch das größte. Es war von einer hohen Ziegelmauer umgeben, in die ein halb geöffnetes Eisentor eingelassen war. Links und rechts neben dem Tor standen grün gekleidete Wächter.
    Cerryl drückte sich etwa dreißig Ellen von den Wächtern entfernt an die Mauer. Kaum ein Dutzend Ellen vor Cerryl lehnte ein weiterer Mann an der Wand. Eine Weile blieb der Magier stehen, beobachtete die Straße und aß das warme Brot auf. Er spürte, wie es kühl wurde, als die Sonne hinter den Mauern versank und Schatten sich über die Straßen legten.
    Drei golden und grün gekleidete Reiter näherten sich dem Tor und machten Anstalten, in den Hof hinter der Mauer zu reiten. Cerryl zog den vollen Lichtschild auf. Wenigstens hatte das Brot die Kopfschmerzen zu einem leichten Druckgefühl abklingen lassen. Er tastete sich an der Mauer entlang, um rechtzeitig das Tor zu erreichen und den Reitern nach drinnen folgen zu können.
    Schließlich rannte er beinahe, aber die Hufschläge übertönten das Scharren seiner Füße, und das Schnaufen der Pferde war lauter als sein Atem, als er hinter den drei Pferden und ihren uniformierten Reitern – nur nicht zu nahe – den Hof des Palastes betrat.
    Am Aufsitzbock, der am Fuß der breiten Steintreppe stand, stieg einer der Reiter ab. »Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird«, sagte er zu den anderen beiden.
    »Der Fürst wird nicht sehr angetan sein«, gab einer der

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