Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
rechtmäßige Fürst von Hydlen. Ich hätte es schon seit Jahren sein sollen. Es ist spät, aber ich weiß, was ich zu tun habe. O ja, das weiß ich. Die Händler … die denken doch immer nur daran, wie sie ihr Geld einsacken können. Ob sie glauben, sie könnten gut verdienen, wenn Fairhaven die Gebühren erhöht?« Es folgte eine Pause, als der Fürst seinen Apfelwein schlürfte und etwas vom Tisch nahm und aß. Einen Biskuit? Früchte?
    Cerryl konnte es nicht erkennen, weil es anstrengend war, gleichzeitig die Schilde aufrechtzuerhalten. Außerdem hatte er Kopfschmerzen. Andererseits hatte er das Gefühl, dass es besser war, so schnell wie möglich zu handeln. Möglichst rasch und vor allem auf eine Art und Weise handeln, die es dir ermöglicht zu fliehen und zu überleben.
    » Zu schade, dass du nicht sprechen kannst, Girtol. Aber im Grunde ist das auch wieder ein Vorteil, weil ich sonst nicht mit dir reden könnte.« Ferobar lachte und wieder klirrte seine Stimme, dass es Cerryl kalt den Rücken hinunterlief. »Du wärst mir erheblich weniger nützlich, wenn du sprechen könntest. Und ich dir umgekehrt natürlich auch, mein alter Freund. Glücklicherweise habe ich dich vor vielen Jahren gerettet. Ja, das war ein Glück für uns beide, und jetzt, wo ich der Fürst bin, erweist es sich erst recht als Glücksfall.« Die schmalen Lippen öffneten sich und der Fürst lachte gackernd.
    Cerryl konnte spüren, dass Ferobar noch nicht sehr alt wahr, höchstens zehn Jahre älter als er selbst. Ferobar schenkte sich noch einen Becher Apfelwein ein und starrte wieder ins kleine Kaminfeuer.
    »Ich friere bis auf die Knochen, weil ich genau weiß, dass niemand mit seinem Fürsten zufrieden ist. Die Händler sind nicht erfreut, weil wir nicht die Schiffe haben, um die Blockade der Weißen Dämonen zu durchbrechen. Die Dämonen sind nicht erfreut, obwohl ich die Heilerin habe gehen lassen, weil Hydlen nicht zahlen kann, was sie an Straßenzöllen verlangen. Die Bewaffneten sind nicht erfreut, weil ich die Zerstörung des Ostturmes nicht verhindern konnte …« Ferobar kippte einen Schluck Apfelwein hinunter.
    »Soll ich schlafen? Aber wie könnte ich schlafen … und was ist der Schlaf überhaupt? Ein kleiner Tod, der uns jede Nacht ereilt.« Ferobar trank noch etwas Apfelwein, ehe er sich wieder an Girtol wandte. »Setz dich doch, mein lieber Girtol. Wenn du dir Sorgen um meine Sicherheit machst, dann schiebe den Stuhl dort vor die Tür.«
    Schweigend zog der große Wächter einen massiven Eichenstuhl vor die Tür und setzte sich, ohne den Fürsten auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
    »Du kannst ruhig schlafen, Girtol, auch wenn ich es vielleicht nicht kann.«
    Cerryl überlegte. Wie konnte er den Fürsten beseitigen, ohne den stummen Wächter aufzuschrecken? Selbst ein stummer Wächter konnte die Wachen von draußen zu Hilfe holen. Und wenn Cerryl zuerst den Wächter erledigte, würde der Fürst Hilfe holen.
    Cerryl unterdrückte ein Gähnen. Er war müde, hundemüde. Die Füße taten ihm weh und er hatte Kopfschmerzen. Aber er musste seine Aufgabe erledigen und aus dem Palast des Fürsten wieder herauskommen.
    Ferobar schenkte sich noch einen Becher Apfelwein ein und starrte ins kleine Feuer, das langsam herunterbrannte.
    Von den Lichtschilden geschützt, wartete der junge Magier und kämpfte gegen Erschöpfung, Ungeduld und Kopfschmerzen an.
    Aber nach einiger Zeit kippte Ferobars Kopf nach vorn.
    Cerryl richtete sich auf, drehte sich zum riesigen Wächter um, ließ die Schilde fallen und bündelte das Chaos zu der schmalen Lichtlanze, die er in den Abwasserkanälen entwickelt und in den letzten Jahren nur mit Bedacht eingesetzt hatte. Das Licht fuhr in den Kopf des stummen Wächters, bevor dieser auch nur den Mund öffnen konnte. Nichts als Asche blieb auf dem muskulösen Oberkörper zurück, der auf dem Holzstuhl in sich zusammensackte.
    Cerryl drehte sich um und ließ eine zweite Feuerlanze auf den noch dösenden Ferobar los. Es gab einen dumpfen Schlag, als der leblose Körper vor dem Sofa auf den Teppich rutschte.
    Der junge Magier hielt einen Augenblick den Atem an, aber draußen vor dem Zimmer war nichts zu hören. Er tappte zum Fürsten und konzentrierte das Chaos in dessen Körper, bis außer wehender weißer Asche und einem Gürtelmesser nichts mehr übrig war. Das Messer ließ er liegen, wo es war. Dann wandte er sich wieder dem armen Girtol zu. Ein weiterer Chaos-Schlag, und ein zweiter Aschehaufen

Weitere Kostenlose Bücher