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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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in der Gilde, der einen Mordanschlag überlebt hat, du wurdest befördert und zurückgestuft und musstest aus zwei feindlichen Städten fliehen.«
    Cerryl zuckte mit den Achseln. »Was soll ich dazu sagen? Ich mache eben Fehler.«
    Faltar lachte, sogar Heralt musste lächeln.
    »Ich glaube, diese Antwort reicht mir nicht ganz«, gab Lyasa zurück. »Wir machen alle Fehler. Sogar Jeslek macht Fehler.«
    »Ich weiß nicht.« Cerryl überlegte; er wollte möglichst schnell das Thema wechseln. »Der Erzmagier hat ja wirklich ein Problem. Die Gilde hat versucht, die Lebensbedingungen in Candar zu verbessern. Schaut euch Fairhaven an. Die Stadt ist sauberer als viele andere, die Leute sind wohlhabender, es gibt weniger Verbrechen. Es kommt mir fast so vor, als würden andere Herrscher keinen Wert auf Wohlstand legen.«
    »Das tun sie auch nicht«, stimmte Leyladin ihm zu. »Ihnen ist nicht daran gelegen, dass ihre Untertanen wohlhabend werden. Schau dir Jesleks Gemächer an. Sie sind bescheiden. Der Fürst von Lydiar hat einen Palast, genau wie der Fürst von Hydolar. Nicht einmal die großen Kommissionäre in Fairhaven haben so große Häuser wie die Händler in Lydiar und Renklaar.«
    Wenn Leyladin das Haus ihres Vaters für bescheiden hielt, nachdem sie die Häuser und Paläste anderer Kommissionäre gesehen hatte, konnte Cerryl sich vorstellen, dass deren Häuser wahrhaft beeindruckend sein mussten.
    »Wie kann ein Herrscher das Wohl seines Volkes vernachlässigen?«, fragte Faltar.
    »Die meisten sorgen sich nur darum, dass die Leute ihre Steuern zahlen«, schnaubte Heralt. »Die Gilde hat ein Problem. Die Leute in Fairhaven wissen nicht, wie gut es ihnen geht, und die Leute außerhalb von Fairhaven wissen nicht, wie viel besser es ihnen dank der Gilde geht. Die Menschen fürchten uns, weil wir das Chaos heraufbeschwören können, und ihre Herrscher sorgen dafür, dass wir immer als die Bösen dastehen.« Er kippte den Rest seines Biers hinunter. »Schaut euch doch Cerryl an. Er hat beim Dienst in der Stadtwache einen Fehler gemacht. Einen kleinen Fehler. Wenn in Fenard oder Kyphrien ein Wächter einen Bettler verprügelt, glaubt ihr, der Wächter würde bestraft? Bei den Dämonen, ich weiß genau, dass ihm nichts passieren würde. In Lydiar sieht es nicht anders aus. Cerryl hat nicht einmal jemanden verprügelt. Aber trotzdem sind wir die furchtbaren Magier, die andere Leute in Asche verwandeln.«
    Cerryl nickte leicht. Heralt hatte Recht, aber wie viele Menschen sahen, was er gesehen hatte? Er rieb sich die Stirn. Er war immer noch schwächer, als ihm lieb war.
    »Cerryl muss jetzt gehen«, verkündete Leyladin. Sie stand auf und zerrte Cerryl vom Stuhl hoch.
    »Ganz die Heilerin«, meinte Heralt.
    »Jemand muss sich doch um ihn kümmern«, antwortete Leyladin.
    »Und dieser Jemand bist du«, bemerkte Lyasa.
    »Wer denn sonst?« Leyladin zog die Augenbrauen hoch.
    »Besser du als wir«, sagte Faltar. »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.« Cerryl nickte und lächelte.
    Draußen war die Luft kühler und roch sogar ein wenig nach Schnee, war also weitaus angenehmer als die Luft im Goldenen Widder. Cerryl knöpfte sich die Jacke zu.
    Sie gingen an der Halle der Magier vorbei die Hauptstraße hinauf. Ein leichter, kühler Wind begleitete sie.
    »Ich kann auch allein nach Hause gehen«, protestierte Leyladin.
    »Ich weiß, dass du das kannst, aber ich fühle mich besser, wenn ich dich begleite. Du willst doch nicht, dass ich mir Sorgen mache, oder?«
    Die rotblonde Frau lachte. »Du bist unmöglich.«
    »Ich bin sogar mehr als das.«
    »Du musst aufpassen. Jeslek wird dir beim nächsten Mal einen noch gefährlicheren Auftrag geben wollen.« Sie überlegte kurz und fuhr fort: »Du hättest dir diese Bemerkung über die Ordnung des Chaos besser verkneifen sollen. Jeslek und Anya würden es gegen dich verwenden.«
    Cerryl seufzte. »Ich weiß. Ich bin immer noch müde und nicht so auf der Hut wie sonst.«
    »Was hast du überhaupt damit gemeint? Was hat es mit der Ordnung des Chaos auf sich?«
    »Oh … es ist ganz offensichtlich, wenn du darüber nachdenkst. Jede Stadt und jedes Land braucht Regeln und Regeln sind eine Form von Ordnung. Dinge wie Aquädukte und Abwasserkanäle sind eine Form von Ordnung. Auch der Streifendienst ist es. Aber niemand in Fairhaven will zugeben, dass wir die Ordnung genauso brauchen wie die Schwarzen auf Recluce.« Er lachte. »Umgekehrt brauchen sie natürlich auch das Chaos, jedenfalls in gewissem

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