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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Gebäudes war der Name in eine Marmortafel geritzt: D ER G ASTHOF IN F AIRHAVEN .
    Sie stiegen die beiden breiten Marmorstufen hinauf und betraten das Lokal. Cerryl sah sich um, aber bevor er sich entschlossen hatte, wohin er sich wenden sollte, stand schon ein großer Kellner in hellblauem Baumwollhemd und dunkelblauer Weste vor ihnen. »Hier entlang, bitte, Herrin Leyladin, Ser.« Der Mann drehte sich um und führte sie zu einem Zweiertisch im Hinterzimmer des Lokals. Er rückte Leyladin den Stuhl zurecht.
    Cerryl setzte sich ihr gegenüber. Abgesehen von ihnen selbst war das Lokal leer.
    »Es ist noch früh«, erklärte Leyladin leise.
    »Sie kennen dich offensichtlich schon.« Cerryl sah sich um. Es gab nur zehn Tische. Im Gegensatz zum vorderen Teil des Lokals, wo nackte, polierte Holztische standen, waren die Tische im Hinterzimmer mit hellblauem Leinen und Besteck gedeckt. Ihm wurde deutlich, warum Furenks Lokal das teuerste in Fairhaven war; hier verkehrten die wohlhabenden Kommissionäre. Cerryl hatte nur ein einziges Mal zusammen mit Faltar hier gespeist. Das Essen hatte drei Silberstücke gekostet, obwohl sie nur einen Becher Wein dazu getrunken und kaum Extrawünsche geäußert hatten. Und sie hatten im vorderen Raum gesessen. Von der Existenz dieses Hinterzimmers hatte er damals noch nichts gewusst.
    Auf jedem Tisch brannte eine kleine Bronzelampe. Die zehn Lampen waren die einzigen Lichtquellen im Raum, so dass eine gedämpfte, vertrauliche Atmosphäre entstand.
    »Dies ist der einzige Gasthof in Fairhaven, den mein Vater aufsucht. Deshalb … deshalb kennt man uns hier.«
    »Herrin Leyladin.« Cerryl fragte sich, warum es ihn störte, wenn man sie so nannte.
    »Es klingt so kalt, wenn du es sagst.«
    »Entschuldige.«
    »Meine Dame … mein Herr?« Eine schmale ältere Frau, die ebenfalls eine dunkelblaue Hose und ein hellblaues Hemd trug, baute sich neben dem Tisch auf. »Heute Abend haben wir eine ganz besondere Hühnerbrust oder zartes Rindfleisch auf hausgemachten Nudeln.«
    »Das Huhn«, sagte Leyladin.
    »Für mich auch.«
    »Und den guten Rotwein«, fügte die Heilerin hinzu.
    »Für mich auch.« Cerryl wusste nicht, was er sonst hätte sagen sollen.
    Die Bedienung nickte und entfernte sich.
    »Was hat Lyasa gemeint, als sie sagte, ihr könntet vorher hoffentlich noch einmal reden?«, fragte er nach kurzem Schweigen. »Wovon hat sie gesprochen?«
    »Oh, Cerryl …«
    »Was hat sie gemeint?«
    »Nun … bevor ich nach Lydiar muss.«
    »Du bist doch gerade erst aus Hydolar zurückgekommen«, widersprach Cerryl etwas einfältig.
    »Ich hätte dort eigentlich nicht so schnell wieder weggehen dürfen, aber Gorsuch meinte, es sei klar, dass es dem Fürsten schon viel besser geht.«
    »Gorsuch? Ist er der dortige Magier-Berater?«
    »Er ist Magier-Berater und Abgesandter des Rates. Er hat versprochen, mich zu rufen, wenn es schlimmer wird. Inzwischen weiß ich, warum der Erzmagier mich nach Fairhaven zurückbeordert hat.« Leyladin spreizte unsicher die Finger. »Sterol hat mich gebeten, mich um Fürst Estalins einzigen Sohn zu kümmern. Der Junge ist schwach und krank. Er hat einen blutigen Bauchfluss und es will nicht besser werden.«
    »Warum gerade du?«
    »Ich bin jung und stark und Myral ergeben und dir zugetan. Mein Vater ist auf die Straßen angewiesen.«
    »Was hat das alles mit dir …«
    »Dies alles sind gute Gründe dafür, dass man mir trauen kann, wenn ich zu dem Seehafen reise, der Recluce am nächsten liegt. Es gibt nicht viele gute Heiler in Candar.«
    »Ja … die Menschen gehen einfach weg …« Cerryl war sich allerdings ganz und gar nicht sicher, wie man auf die Idee kommen konnte, Fairhaven zu verlassen. Es war eine ordentliche, saubere Stadt. Man konnte hier gut leben, solange man sich an die Regeln hielt, aber jedes Land hatte seine Gesetze. »Ich wünschte, du würdest nicht gehen.«
    »Ich auch.«
    Zwei langstielige Kristallgläser wurden serviert. »So, bitte. Zwei Gläser vom guten Roten. Das macht dann sechs.«
    »Bitte.« Leyladin legte ein Silberstück auf den Tisch,. bevor Cerryl auch nur nach seiner Börse greifen konnte. »Ich mache das schon.«
    Vier Kupferstücke wurden auf den Tisch gelegt, aber die blonde Heilerin ließ sie liegen.
    »Soll ich dann das Essen bezahlen?« Cerryl ließ sich nicht gern aushalten, nicht einmal von Leyladin.
    »Wie wäre es, wenn du die Hälfte übernimmst?«
    Begeistert war Cerryl nicht, aber er nickte und sah Leyladin in die grünen

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