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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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verjüngten sich nach oben, waren makellos glatt und mit goldenen Verzierungen versehen. Jede Säule stand auf einem quadratischen Sockel aus glänzendem, golden lackiertem Stein. Polierte weiße Marmorkacheln mit verflochtenen goldenen Mustern bedeckten den Boden. Vergoldete Tische aus Eichenholz und passende Stühle standen links und rechts neben dem Mittelgang. Trotz der sommerlichen Hitze, die Fairhaven in einen Backofen verwandelte, war es im Ratssaal beinahe angenehm kühl.
    Erzmagier Sterol stand, flankiert von den beiden Obermagiern Jeslek und Kinowin, auf dem Podest am Kopfende des Saales. Sie bildeten das Präsidium des Rates, auch wenn man sie, soweit Cerryl gehört hatte, meist nur kurz als ›den Rat‹ bezeichnete.
    Sterol hatte soeben das Wort ergriffen, »… seit unserer letzten Versammlung hier müssen wir feststellen, dass sich viele unserer Befürchtungen als berechtigt erwiesen haben … besonders was die Gier der Händler auf der Schwarzen Insel angeht …
    … wollen wir deshalb den Fürsten von Lydiar und Hydlen, dem Rat von Sligo, dem Vicomte von Certis und dem Präfekten von Gallos empfehlen, auf alle Waren, die von Schiffen unter der Flagge Hamors oder der Schwarzen Insel gelöscht werden, eine Sondersteuer von zwanzig Prozent zu erheben.«
    »Verzeihung, Erzmagier«, wandte Esaak ein und erhob sich schnaufend von seinem Tisch in der zweiten Reihe. »Wie wollt Ihr damit die Einnahmen der Gilde erhöhen?«
    Sterol deutete links neben sich. »Das kann Obermagier Kinowin besser erklären als ich.«
    »Der Aufschlag ist keine ideale Lösung«, räumte Kinowin ein. »Im Augenblick stellt er aber unsere einzige Möglichkeit dar, um dem Problem zu begegnen. Wie Ihr alle wisst, sind Bau und Unterhaltung von Straßen teurer als die Unterhaltung einiger Häfen. Immer mehr Importeure in Candar, vor allem die Kaufleute aus Sligo und Spidlar, benutzen unsere Straßen und Marktplätze. Die Schwarze Insel und hin und wieder auch hamorische Händler verschiffen ihre Waren zu Häfen, die nahe an unseren Straßen liegen. Sie können die Waren billig verkaufen, weil sie nicht die vollen Transportkosten tragen. Die Gilde hat die Räuber im Westen Candars fast völlig ausgerottet. Wenigstens jene, die den Reisenden auf den Hauptstraßen aufgelauert haben. Manchmal ist es billiger, Wolle von Landende auf Recluce nach Lydiar zu verschiffen, als sie mit dem Wagen aus Montgren zu beziehen. Also … jedes Handelsgut, das in weiterer Entfernung von den Hauptstraßen angebaut, produziert oder gesammelt wird …«
    »Einen Augenblick … Ihr sagtet soeben, unsere Hauptstraßen würden gegen uns verwendet, und jetzt …«
    »Geduld, Broka. Habt bitte etwas Geduld«, erwiderte Kinowin müde. »Der Handel ist eine komplizierte Angelegenheit. Diejenigen, die etwas kaufen, sind auch die, die das Geld besitzen. Wer Geld hat, lebt in der Stadt. Die wichtigen Städte haben entweder selbst einen Hafen oder sind durch die Weißen Hauptstraßen mit Häfen verbunden. Recluce ist viel kleiner als Candar und die Schwarzen machen Gebrauch von ihren Künsten, um den Ertrag vieler Dinge zu erhöhen, vor allem was Wolle, Öl und Obst angeht. Sie stellen auch Luxusgüter her, die sonst über das ganze Ostmeer geliefert werden müssten. Ihre Wetter-Magier können Stürme auf dem Meer vorhersehen und sie verlieren weniger Schiffe als alle anderen. Aus diesen Gründen sind viele ihrer Waren um einiges billiger.«
    Cerryl unterdrückte den Impuls, sich die Stirn zu reiben. Er hätte nicht gedacht, dass er bei einer Zusammenkunft der Weißen Magier jemals solche Diskussionen über den Handel würde mit anhören müssen. Er drehte sich zum mittleren Abschnitt des Saales um, wo er Anyas rotes Haar aufleuchten sah. Neben ihr saß Faltar, dessen hellblondes Haar sogar noch stärker ins Auge sprang. Rechts neben der Magierin saß Fydel, dessen auffälligstes Merkmal ein eckig gestutzter, dunkler Bart war.
    Gemurmel erhob sich im Saal.
    »… kann er das nicht besser erklären …«
    »… einfach eine Flotte schicken … wenn die so viel Ärger machen …«
    »… die Lanzenreiter nach Spidlaria schicken und den gottverdammten Rat dort ausräuchern …«
    »Warum müssen wir überhaupt etwas gegen Recluce unternehmen? Die Schwarzen tun ja doch nichts weiter, als auf ihrer Insel zu sitzen und die Ordnung zu kultivieren. Wer Ärger macht, wird hinausgeworfen – normalerweise zu unserem Nutzen.« Eine schmale, grauhaarige Frau hatte sich mitten im

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