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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Licht möge es verhindern – sie eine Magierin ist … Sex ist die einzige wirkliche Macht, die eine Frau hier hat. Das Einzige, was ein Mann einer Frau bieten kann, ist im Grunde die Macht. Münzen stellen Macht dar. Vergiss das nicht. Sex wird gegen Macht eingetauscht, Macht gegen Sex. So ist der Lauf der Welt.«
    Also … also war sogar eine mächtige Magierin wie Anya gezwungen, Sex gegen Macht einzutauschen? Oder gegen ein Versprechen … oder gegen sonst etwas? Cerryl holte noch einmal tief Luft.
    Bei der Dunkelheit, er hoffte nur, dass es mit ihm und Leyladin anders verlief. Es fühlte sich anders an … aber er konnte nicht sicher sein.
    Du weißt es doch … du musst deinen Gefühlen trauen … Seine Lippen spannten sich. Das konnte man sich leicht sagen, aber er hatte am eigenen Leib erfahren, wie leicht man sich täuschen konnte.
    Wirst du jede Selbsttäuschung vermeiden können? Schaudernd lag er unter der Decke, rieb sich die schmerzende Stirn und wusste, dass der Morgen bald kommen würde. Viel zu bald.

 
XI
     
    C erryl wischte sich über die Stirn. Selbst im schattigen Bereich auf der Plattform war es ihm viel zu warm, dabei hatte der Sommer noch nicht einmal richtig begonnen. Die Nachmittage wurden mit jedem Tag heißer, aber wie er gehört hatte, sollte es mindestens noch einen Achttag dauern, bis Kinowin den Dienst am Tor in zwei Schichten aufteilte. Bei seinem Glück würde er wahrscheinlich die heiße Nachmittagsschicht bekommen.
    Als er ein Rumpeln hörte, blickte er die Weiße Hauptstraße entlang in Richtung Norden. Ein einsamer Karren rollte zum Tor. Der graue Esel, der ihn zog, wurde von einer weißhaarigen Frau geführt, die beinahe so abgestumpft über das Pflaster tappte wie das Zugtier.
    Cerryl konnte keine Plakette am Wagen spüren, als er sich über die Brustwehr beugte. »Gyral?«
    »Ja, Ser?« Der schlaksige Anführer der Wächter schaute herauf.
    »Sei so freundlich und halte die Frau dort an. Sage ihr, dass ich ihren Karren zerstören und ihr den Esel wegnehmen muss, wenn sie sich dem Tor nähert, denn sie hat keine Plakette. Sie soll umkehren und eine Nebenstraße nehmen oder sie muss sich auf der Stelle eine Plakette kaufen.«
    Der Weiße Wächter runzelte die Stirn, dann grinste er. »Kennt Ihr sie?«
    »Nein. Aber es widerstrebt mir, einer alten Frau etwas wegzunehmen. Vielleicht kennt sie die Gesetze nicht.«
    »Ich weiß nicht, Ser. Manchmal sind die Leute ziemlich eigensinnig. Ich werde es versuchen.« Gyral entfernte sich von den anderen beiden Wächtern und ging der Bäuerin entgegen.
    Auf dem holpernden Karren befanden sich mehrere Stapel mit Körben. Einige waren aus Gras geflochten, andere aus Schilf. Die Frau ging unbeirrt in Richtung Tor weiter und stützte sich hin und wieder auf einen langen Holzstab, der anderthalb mal so groß war wie sie.
    Gyral baute sich vor ihr auf. »Frau! Du darfst ohne Plakette die Weißen Straßen nicht benutzen. Wenn du dich dem Tor näherst und keine Kupferstücke für die Plakette hast, müssen wir dir den Karren und den Esel wegnehmen.«
    »Die Straßen sind für alle da. Das sagt ihr Weißen Dummköpfe doch selbst. Ich bin eine von diesen allen, und ich muss meine Körbe verkaufen, damit meine Familie bis zur Ernte überleben kann. Du bekommst keinen roten Heller von mir.«
    »Du darfst mit dem Karren nicht auf der Hauptstraße fahren«, gab Gyral zurück, »wenn du keine Plakette hast.«
    »Es gibt doch keinen anderen Weg. Als ob du das nicht wüsstest.«
    »Wir müssen dir den Karren und die Körbe wegnehmen.« Gyral wich einen Schritt zurück.
    »Du und wer noch, junger Bursche?« Die Alte hob den Stock und drohte dem Anführer des Wachtrupps.
    Der Lanzenkämpfer wich einen weiteren Schritt zurück und warf einen Blick zu Cerryl.
    Der Magier zuckte übertrieben mit den Achseln und rief hinunter: »Wenn sie es so will …«
    Esel, Karren und Frau näherten sich unbeeindruckt dem Tor.
    »Du musst anhalten«, sagte Gyral noch einmal.
    »Ich bin kein Untertan eurer Weißen Stadt, und beim Licht, ich verkaufe meine Waren, wo ich es will. Das Land gibt mir dieses Recht, nicht irgendein Mann, der weiße Sachen trägt und in einer goldenen Kutsche fährt.« Die Alte schwang den Stock gegen Gyral und den Wächter, der neben ihm stand. Die beiden wichen zurück, zogen aber gleichzeitig die Kurzschwerter.
    »Bleibt zurück!«, fauchte Cerryl.
    Sogar die Alte schaute jetzt zu ihm auf.
    Cerryl konzentrierte sich und formte eine Feuerkugel,

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