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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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gefragt?«
    »Es schien mir, als wollten mehr Bauern als früher ihre Waren in der Stadt verkaufen, aber dann hat der Goldene Widder die Preise für die Gerichte erhöht.«
    »Das ist nicht überraschend. In Hydlen und südlich von Arastia hat es seit dem Frühling keinen Regen mehr gegeben, ebenso in Kyphros. Die Folge ist, dass die Lebensmittel teurer werden.«
    »Und die Bauern können mehr Geld bekommen, wenn sie die Waren selbst verkaufen, statt den Vertrieb über die Großhändler abzuwickeln?«
    »Das glauben sie. Manchen gelingt es, manchen nicht.« Kinowin lächelte kalt. »Aber das ist noch kein Problem.«
    »Es tut mir Leid, dass ich Euch belästigt habe.«
    »Nein, keine Sorge.« Kinowin kratzte sich am Kinn. »Warum bringt Ihr dies nicht auf der nächsten Sitzung der Gilde zur Sprache? Nur solltet Ihr vielleicht auch erklären, dass es zu Problemen in der Stadt führen könnte, wenn die Bauern mehr Geld verlangen. Das bedeutet nämlich, dass auch die Handwerker höhere Preise verlangen werden …«
    »Oh …«
    »Wir haben bereits die ersten Gerüchte darüber gehört. Aber wenn Ihr es zur Sprache bringt, wird es nicht so aussehen, als wollte ich Unruhe stiften.«
    Cerryl nickte.
    »Was macht Eure Freundin, die Heilerin?«
    Cerryl zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht. Sterol hat sie nach Jellico geschickt. Vicomte Rystryrs Sohn ist erkrankt und niemand weiß den Grund. Sie wird wahrscheinlich erst nach der Ernte zurückkommen.«
    »Ich habe keinen Zweifel, dass der Junge genesen wird, wenn sie dort ist. Anscheinend werden die Erben bedeutender Leute häufig krank; so war es schon immer.« Kinowin blickte kurz zu den Dächern der Stadt hinter den Hallen.
    Cerryl stand auf. »Das war alles. Entschuldigt, dass ich Euch belästigt habe.«
    »Nein, Ihr müsst Euch nicht entschuldigen. Ihr habt ein gutes Gespür für Dinge, die eines Tages wichtig werden könnten. Ihr nehmt einfach nur Dinge wahr, die noch nicht eingetreten sind, die aber kommen werden. Wir hatten auch hier weniger Regen als üblich. Das kommt alle paar Jahre vor, doch die Menschen vergessen es – nur die Kommissionäre vergessen es nicht.« Kinowin dachte kurz nach. »Wir sehen uns dann in, einem Achttag, sofern nichts Wichtiges geschieht.«
    »Ja, Ser.«
    Als er die Treppe zum Vorraum hinunterging, hätte Cerryl beinahe den Kopf geschüttelt. Kinowin hatte ihm nichts anderes gesagt, als dass die Lebensmittel noch teurer werden würden. War das der Grund dafür, dass Leyladins Vater Layel überall im Osten Candars herumreiste? Schloss er Verträge ab, um Korn zwar teurer als früher, aber immer noch erheblich unter den Preisen einzukaufen, die nach der Ernte verlangt werden würden?

 
XXI
     
    C erryl saß in der Nachmittagshitze in seinem Zimmer. Es war schwül nach dem kurzen Regen, der der Stadt nur so viel Feuchtigkeit beschert hatte, dass jetzt alles dampfte. Auf dem Stuhl sitzend, blätterte er die Farben der Weiße durch.
    Immer wieder schlug er das Handbuch der Gilde auf, auch wenn der Text nur viele kurze und deshalb quälende Einblicke in eine Welt eröffnete, die in sich stimmig schien … wobei es stets mehr andeutete als erklärte. Aber jedes Mal, wenn ein solcher Einblick zu einer neuen Erkenntnis führte – wie beispielsweise der Umgang mit den Lichtlanzen, den, wie Myral erklärt hatte, seit Generationen kein Magier mehr auf diese Weise beherrscht hatte –, bekam Cerryl das Gefühl, mindestens ein Dutzend anderer Hinweise übersehen zu haben. Er holte tief Luft und konzentrierte sich wieder auf die Seite, die er aufgeschlagen hatte.
     
    … und alle Stoffe dieser Welt sind nichts weiter als Chaos, das von der Ordnung in eine feste Form gefügt wurde …
     
    Cerryl blinzelte und las auf der nächsten Seite weiter. Er zwang sich, jedes Wort einzeln aufzunehmen und im Gedächtnis zu behalten.
     
    Feuer ist eine Schöpfung des Chaos, da es in sich das Chaos wiederholt und Chaos aus dem freisetzt, was es verzehrt. Aber der Skeptiker könnte einwenden, dass Feuer und Chaos begrenzt sind, weil nicht jede Materie vom Feuer verzehrt werden kann … doch dieser Zweifler würde sich irren, denn in der Gegenwart von genügend Chaos wird jede Materie das Chaos nachahmen, das unter der Erdoberfläche und in den Lichtpunkten wohnt, die wir Sterne nennen …
    Wie bei allem Streben ist das, was keine Mühe macht, von keinem großen Nutzen. So auch bei den Kräften des Chaos, denn jene Substanzen, denen die Nachahmung des Chaos am

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