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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Spürst du eine Anwendung von Ordnung oder Chaos?« Cerryl fühlte, wie sich der Schweiß auf seiner Stirn sammelte. Er musste noch eifrig üben, bis er diese Fähigkeit wirklich beherrschte.
    »Nein. Nur ein winziges bisschen, und auch das könnte ich nicht spüren, wenn ich nicht direkt neben dir stünde. Für die Ordnungs-Sinne bist ebenfalls beinahe unsichtbar, würde ich sagen.«
    Cerryl ließ das Licht wieder fallen, wie es wollte.
    Die blonde Heilerin blinzelte und schüttelte den Kopf. »Das war eigenartig. Ich wusste, dass du dort warst, weil du … ich wusste es. Ich konnte dich in gewisser Weise mit den Augen wahrnehmen, aber irgendwie konnte ich es auch nicht.«
    »Danke.« Cerryl legte wieder den Arm um sie.
    »Warum hast du mich darum gebeten, dich zu beobachten?«
    »Weil ich dir vertraue.« Und weil du mir etwas bedeutest, seit ich dich zum ersten Mal durch ein Glas gesehen habe, noch bevor ich richtig wusste, was ein Spähglas überhaupt ist.
    »Warum sollte ich heute Abend dabei sein?«, fragte die Heilerin.
    »Ich bin gern mit dir zusammen«, erwiderte Cerryl.
    »Das weiß ich, aber das ist nicht der einzige Grund.«
    »Du kennst den Grund«, gab er zurück.
    »Du willst nicht, dass sie es erfahren.« Sie schüttelte den Kopf. »Dabei habe ich es vorgeschlagen.«
    »Ich höre auf gute Ratschläge«, erklärte er. Hand in Hand gingen sie weiter zum südlichen Ende des Marktplatzes. »Besonders auf deine.«
    »Ich weiß nicht genau, ob ich das nun gut oder schlecht finden soll.«
    Er dachte über ihre amüsierte Bemerkung nach. »Nun ja … wenn du nicht willst, dass ich auf dich höre … ich könnte es ja mal versuchen.«
    »Ich könnte vielleicht nach Naclos reisen«, antwortete sie.
    »Naclos? Das ist der Wald, in dem die Druiden leben. Wer dorthin reist, kommt nicht zurück.«
    Leyladin zuckte mit den Achseln. »Dann müsstest du aber nicht mehr auf mich hören.«
    »Oh … das heißt also, ich muss auf dich hören?«
    »Nein …«
    Er wartete.
    »Nur wenn du willst, dass ich bei dir bleibe.« Sie drückte seinen Arm und lächelte.
    Cerryl schüttelte langsam den Kopf.

 
XX
     
    K inowin hob erstaunt den Kopf. »Ist etwas Außergewöhnliches geschehen? Gewöhnlich sollt Ihr mir doch nur einmal jeden Achttag Bericht erstatten.«
    »Ich hätte etwas zu besprechen, aber es ist nicht dringend«, schränkte Cerryl ein.
    Kinowin lächelte müde. »Da Ihr schon einmal da seid, könnt Ihr es mir auch gleich erzählen. Setzt Euch.«
    Cerryl nahm auf dem Stuhl vor dem Tisch Platz, an dem der große Obermagier bereits saß. »Neulich kam schon wieder ein Bauer, der eine Plakette für seinen Karren haben wollte. Es war ein älterer Karren, der noch nie eine Plakette getragen hat.« Cerryl sah den Obermagier fragend an.
    Kinowin nickte. »Ja, es ist bekannt, dass die Bauern immer wieder mal Plaketten kaufen.«
    »Ich habe im Register nachgesehen. Seit dem Sommer waren es fast zwanzig. Im letzten Jahr waren es nur fünf, im Jahr davor sieben.« Cerryl zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht, wo die alten Register aufbewahrt werden.«
    »Im Archiv. Esaak könnte sie Euch zeigen. Oder vielleicht auch Broka.« Kinowin stand auf und trat vor seinen neuesten Wandbehang, den mit den blauen und purpurnen Diamanten und den schwarzen Armbrustbolzen. Er spielte nachdenklich mit dem Stoff. Dann schüttelte er den Kopf und ging weiter zum Fenster. Dunkel zeichnete sich seine Silhouette vor dem grünblauen Nachmittagshimmel ab, auf den einzelne weiße und graue Wolken getupft waren. »Habt Ihr den Lanzenkämpfern gesagt, was Ihr sucht?«
    »Nein. Vor etwa einem Achttag habe ich allerdings gefragt, ob mehr Bauern kommen als üblich. Dieses Mal habe ich nur gefragt, ob ich die Register durchsehen könnte.«
    »Gut. Es wäre wünschenswert, wenn Ihr Euch stets so umsichtig verhalten könntet. Es gibt auch so schon genug Gerüchte in Fairhaven.«
    »Über die Schiffe?«, fragte Cerryl. »Oder über den Präfekten Syrma?«
    »Und das sind nur die beliebtesten«, stimmte Kinowin zu. »Was habt Ihr sonst noch gehört?«
    »Nur dass die Gilde Mühe hat, die Messingteile für die ersten Schiffe zusammenzubekommen.«
    »Die ersten Schiffe sind nicht das Problem. Sie sind nie das Problem. Die Lieferanten wollen für die Schiffe, die dann folgen, meist mehr Geld haben. Zuerst liefern sie schnell und bereitwillig, dann wird es immer schwieriger.« Kinowin drehte sich wieder um. »Warum habt Ihr überhaupt nach den Bauern

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