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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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schaffen würde, wenigstens noch eine Seite zu lesen, ehe er wieder unterbrochen wurde? Schließlich setzte er sich und schlug Die Farben der Weiße auf.
    … da es freies Chaos auf sich zieht, sollte Eisen niemals in der Nähe jener angesammelt werden, die das Chaos zum Guten verwenden, denn es vermag die Kraft des Chaos zu schmälern …
    Er lächelte nachdenklich. Es hatte Augenblicke gegeben, in denen er dies selbst gespürt hatte – beispielsweise als er in Fenard über das eiserne Tor hatte klettern müssen, während er gleichzeitig seinen Lichtschild aufrechterhalten hatte –, aber gewöhnlich zog er sich bei der Berührung von Eisen nicht die Verbrennungen zu, die Jeslek oder Anya erlitten hätten. Er blätterte weiter, bis er die Markierung gefunden hatte, und las.

 
XXII
     
    C erryl stand an der Nordseite des Ratssaales zwischen den Säulen im Schatten. Er hatte keinen Lichtschild aufgebaut, sondern ließ das Licht nur etwas abgleiten oder verschwimmen, als sei er nicht ganz da. Die Augen der Menschen irrten von ihm ab und er konnte sie sehen, wenngleich nicht völlig klar. Es war anders als ein voller Lichtschild, der ihn tatsächlich unsichtbar machte – außer natürlich für die Magier, die empfänglich für Konzentrationen von Ordnung und Chaos waren. Dies war ein Grund dafür, dass er in den Hallen keinen vollen Lichtschild benutzte. Der zweite Grund war natürlich der, dass ein Lichtschild ihn auch selbst blind für alle äußeren Eindrücke machte, abgesehen von seinen Ordnungs- und Chaos-Sinnen. Er konnte die Gründe nicht benennen, aber Leyladin hatte ihm erklärt, dass das, was er jetzt tat, jedenfalls nicht mit einer Konzentration von Chaos oder Ordnung einherging, und sie konnte solche Dinge besser spüren als die meisten Weißen. Durch den Blendschirm, den er jetzt einsetzte, konnte er Farben und Formen erkennen, was zusammen mit seinen Ordnungs-Sinnen ausreichte, um die Menschen auszumachen, die ihm bekannt waren.
    Esaak kam in Begleitung von Myral hereingewackelt, dessen Schnaufen sogar Cerryl noch hören konnte. Hinter ihnen folgte ein Magier, der eine purpurne und goldene Schärpe trug. Gorsuch? Sollte die Schärpe das Land andeuten, in dem er die Gilde vertrat?
    Shyren erschien, das Büschel ergrauender sandfarbener Haare wie immer widerborstig aufgestellt. Er trug die grüne Schärpe von Certis. Eliasar, der Kriegs-Magier, trat ohne Schärpe hinter ihm ein.
    Danach folgte die schlanke, rothaarige Anya, begleitet von Fydel. Sie blieb hinten im Saal stehen und blickte sich um.
    Cerryl hätte beinahe den Atem angehalten und sich am liebsten in der weißen Marmorsäule verkrochen, die ihn teilweise verbarg.
    »Er ist noch nicht da«, flüsterte Fydel. Cerryl konnte es gerade eben verstehen.
    »Ich dachte, ich hätte es ihm deutlich genug gesagt.«
    »Mag ja sein, aber er erstattet nach wie vor Kinowin und Myral Bericht.«
    »Kinowin und Myral werden nicht ewig leben«, zischelte Anya. »Er wird sich schon noch mit uns auseinander setzen müssen.«
    Cerryl schauderte und wartete. Als Anya mit verwirrtem Gesichtsausdruck endlich den Gang hinunter ging und sich neben Fydel setzte, ließ Cerryl den Schirm fallen und begnügte sich mit dem Schutz der Schatten, während nach und nach die übrigen Mitglieder der Gilde den Saal betraten.
    »Dann bist du also doch da?« Lyasa tauchte neben Cerryl auf. »Ich habe dich nirgendwo gesehen.«
    »Ich bin schon eine Weile da. Ich wollte mich nur nicht blicken lassen.«
    »Warum drückst du dich hier hinten herum?«, fragte sie leise. Sie sah sich im inzwischen fast gefüllten Saal um. »Du kannst von hier aus doch nicht alles verfolgen.«
    »Ich habe so eine Ahnung.«
    »Eine Ahnung?«
    »Wart’s nur ab.«
    »Wenn du meinst.«
    Eine Weile blieben die beiden jungen Magier im Schatten stehen und beobachteten die Versammlung. Dann lächelte Cerryl, als er den weißhaarigen Jeslek mit den Sonnenaugen in den Saal schreiten sah. Jeslek ging den Mittelgang hinauf, eine starke Aura von Chaos strahlte von ihm aus. »Dachte ich’s mir doch.«
    »Was denn?«
    »Anya sagte mir, Jeslek werde nicht kommen und ich solle mich zu ihr setzen. Sie hat sich eben noch nach mir umgesehen.«
    »Was hast du ihr getan? Abgesehen davon, dass du ihren Annäherungsversuch abgewiesen hast und ihrem Zauber nicht erlegen bist?«
    »Reicht das nicht?«, gab er trocken zurück.
    Vorne im Saal trat Sterol mit Kinowin und Jeslek aufs Podest.
    »Lass uns weiter nach vorn gehen.«

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