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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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du?«
    »Ich wollte mich nur vergewissern, ob du die letzte Besucherin überlebt hast. Leyladin ist schließlich auch meine Freundin.« Sie richtete die olivbraunen Augen auf Cerryl. »Ich vertraue dir mehr als den meisten anderen Männern, aber Anya traue ich überhaupt nicht.«
    Cerryl musste lächeln.
    »Ich weiß nicht, ob ich das so witzig finde wie du.«
    »Ich traue ihr nicht, seit sie mich beim Schreiber auf der Straße aufgelesen hat«, erklärte Cerryl. »Aber ich sehe keinen Grund, sie unnötig zu verärgern.«
    »Früher oder später wird sie wütend werden, wenn du nicht mit ihr ins Bett gehst«, weissagte die schwarzhaarige Magierin.
    »Nicht wenn ich ihr genug schmeichle«, widersprach Cerryl. »Hoffe ich.«
    Lyasa setzte sich aufs Bett. »Es stört dich doch nicht? Mir tun die Füße weh.«
    »Bei der Dunkelheit, nein. Wir haben uns eine Weile nicht mehr gesehen. Was hast du in der letzten Zeit gemacht?« Cerryl drehte den Stuhl zu ihr herum und setzte sich.
    »Nach ungefähr einem Achttag hat man beschlossen, dass ich mit meinen Begabungen nicht am Tor, sondern besser anderswo einzusetzen wäre. Ich arbeite jetzt mit Myrals Handwerkern an den Reparaturen der Auffangbecken und Leitungen für die Abwässerkanäle.«
    Cerryl zuckte zusammen. »Das klingt noch schlimmer als der Dienst am Tor.«
    »Es stinkt, aber ich muss da wenigstens nicht alte Frauen zu Asche verbrennen.«
    »Ich wollte das nicht …« Und eigentlich wollte ich auch nicht mehr darüber nachdenken …
    »Ich weiß. Leyladin hat es mir erzählt.«
    Das Schweigen dehnte sich einen Augenblick; eine Bö warmer Luft fuhr durchs offene Fenster ins Zimmer.
    »Ich frage mich … ob die Schwarzen auf Recluce ähnliche Probleme haben wie wir?«
    »Sie haben natürlich ihre Probleme«, versicherte Cerryl ihr. »Jeder hat seine Probleme. Ich glaube allerdings nicht, dass es immer und überall die gleichen Probleme sind. Sie werfen die Leute, die sich nicht anpassen, einfach hinaus. Dann fällt uns oder einem anderen Land die Aufgabe zu, sich mit ihnen herumzuschlagen.«
    »Wir bringen ihre Exilierten aber nicht um.«
    »Sie bringen sie auch nicht um.« Er lachte. »Aber wenn sie nicht mit der Lehre der Schwarzen übereinstimmen, dürfen sie einfach nicht bleiben.«
    »Wir müssen aber Menschen umbringen, die Schwierigkeiten machen.«
    »Es würde mich nicht wundern, wenn sie auf die eine oder andere Weise auch Menschen töten würden.«
    »Ich weiß nicht.« Lyasa fuhr sich mit der Hand durch das kurze und dichte schwarze Haar. »Ich glaube, es fällt der Gilde schwerer, Candar zu regieren, als den Schwarzen, ihre Insel in Ordnung zu halten.«
    »Allein der Osten Candars ist schon größer als ihre Insel«, wandte Cerryl ein. »Sogar Gallos könnte schon größer sein als die Insel.«
    »Nein, das meinte ich nicht. Aber weißt du, was ich denke?«
    »Was denn?«
    »Ich glaube, es liegt alles daran, dass Creslin ein skrupelloser Bastard war. Er hat am Anfang jeden getötet, der nicht seiner Meinung war, und jetzt werfen sie alle Abweichler hinaus und bleiben auf ihrer Insel unter sich. So bleibt niemand, der anderer Meinung sein könnte.«
    »Das ist möglich.« Cerryl zuckte mit den Achseln. »So würde es auch Anya halten. Jeslek vermutlich genauso, denke ich.«
    »Warum sagst du mir das?«
    »Weil ich dir vertraue.«
    »Hast du mit Faltar darüber gesprochen?«
    »Nein.«
    »Aber er ist dein Freund.«
    »Du kennst den Grund«, sagte Cerryl lachend.
    »Leider … oh, diese Männer.« Lyasa verzog empört das Gesicht. »Du bist anders. Ein bisschen jedenfalls.«
    Cerryl deutete eine Verneigung an. »Ich bin Euch zu tiefstem Dank verpflichtet, meine edle Magierin. Wenn Ihr diese vorteilhafte Beurteilung vielleicht noch Eurer derzeit abwesenden Freundin übermitteln könntet.«
    Lyasa schüttelte den Kopf, gähnte und stand auf. »Ich muss schlafen.«
    Cerryl stand auf und ging zur Tür.
    »Was auch immer du tust, um sie dir vom Leib zu halten, hör nicht auf, es zu tun.«
    Als ob ich es überhaupt wagen könnte, etwas anderes zu tun. »Euer Wunsch ist mir Befehl.« Er legte die Hand auf die Türklinke.
    »Ich wünschte, das hättest du zu mir gesagt, bevor du Leyladin kennen lerntest.«
    »Das wäre nicht möglich gewesen, denn ich kenne sie schon länger als dich.« Cerryl lächelte, als er Lyasas verwirrten Gesichtsausdruck sah. »Frag sie nur.«
    »Ja, das werde ich tun.«
    Als sie gegangen war, blickte Cerryl wieder zum Bücherregal. Ob er es

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