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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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schwersten fällt, enthalten widersinnigerweise die größte Konzentration an Chaos … könnte man es aber freisetzen, dann …
     
    Es klopfte an der Tür.
    Cerryl schaute beinahe erleichtert auf. »Ja, bitte?«
    »Darf ich hereinkommen?« Es war eindeutig eine Frauenstimme.
    Cerryl markierte die Seite, die er gelesen hatte, mit einem Lederstreifen und stellte das Buch zurück ins Regal. Er ging zur Tür und öffnete.
    Anya, eingehüllt in eine Duftwolke von Trilia und Sandelholz, trat ein. Das rote Haar schien im indirekten Licht des Fensters aufzuflammen. »Ihr könntet die Tür ruhig wieder schließen, Cerryl.«
    »Natürlich.« Cerryl schloss die Tür, ließ den Riegel aber offen.
    Sie trat ans Bett und betrachtete es. »Wie ordentlich. Ihr seid immer so sauber und adrett, als wärt Ihr schon als Weißer geboren worden.«
    »Ich musste lernen, was anderen von Natur aus zufällt, und ich fürchte, mit Eurer Anmut, die Euch so selbstverständlich zu Gesicht steht, kann ich mich nicht messen.«
    »Ihr besitzt erheblich mehr Anmut als viele, die als Weiße geboren wurden.« Sie wandte sich zum Fenster und ließ ihre wohlproportionierte Figur vom Licht umschmeicheln.
    »Ihr seid zu freundlich.« Cerryl nickte höflich. »Aber dennoch muss ich widersprechen. Faltar beispielsweise ist erheblich eleganter als ich, wie Ihr sicherlich genau wisst.«
    »Man könnte Euch leicht unterschätzen, Cerryl.« Anya lächelte strahlend. »Beinahe jedenfalls. Eine Schande, dass Ihr nicht mehr ganz die … die gleiche Stärke zeigt wie in der Zeit als Student.«
    »Stärke ist nicht besonders nützlich, wenn man sie nicht zu bündeln weiß, Anya. Ihr habt mir gezeigt, dass es abgesehen von der reinen Kraft des Chaos noch andere Begabungen gibt, wenngleich Ihr auch über Erstere in großem Maße verfügt.«
    »Oh, Cerryl, man könnte sich fast wünschen, Ihr wärt ein wenig … unschuldiger?«
    »Anya, ich bin unschuldig genug, um mich immer wieder selbst in Schwierigkeiten zu bringen. Noch mehr Unschuld wäre lebensgefährlich«, erwiderte er trocken, während er abwartend am Bücherregal stand.
    Sie lachte. »Werdet Ihr zur Sitzung der Gilde kommen?«
    »Da sie am Nachmittag stattfindet, werde ich hoffentlich anwesend sein können.«
    »Jeslek wird noch nicht zurück sein, und ich dachte, Ihr könntet Euch vielleicht zu mir setzen.« Sie schenkte ihm das strahlende, falsche Lächeln, das er inzwischen nur zu gut kannte. »Und Fydel wird natürlich auch dort sein, weil Faltar Dienst am Tor tut.«
    »Ich bin Euch wirklich dankbar, dass Ihr mich so unter die Fittiche nehmt, Anya. Ihr seid immer sehr freundlich.«
    »Aber ich habe kein eindeutiges Ja von Euch gehört.« Sie lächelte wieder; der warme Duft von Trilia umwehte ihn.
    »Mein Herz würde gern ja sagen.« Cerryl lächelte sie an und hoffte, dass man ihm nicht ansah, wie falsch das Lächeln war.
    »Aber leider habt Ihr andere Verpflichtungen?«
    »Ich weiß bisher nur, dass ich wahrscheinlich zur Sitzung kommen kann«, meinte Cerryl achselzuckend. »Was dort wird, müssen wir sehen.«
    Anya nickte. »Ich glaube, ich habe verstanden. Wisst Ihr, Cerryl, eines Tages müsst Ihr Euch von Myral und Kinowin lösen. Sie sind älter, viel älter als man glaubt.«
    »Wenn es soweit ist, will ich mich gern an Euch wenden.« Aber nicht auf die Art und Weise, wie du es dir vorstellst … ganz sicher nicht.
    »Ich fühle mich geschmeichelt.« Anya strahlte ihn noch einmal an und ging zur Tür.
    »Das sollt Ihr auch. Ich wollte Euch schmeicheln, denn Ihr habt es verdient.« Cerryl hielt ihr die Tür auf.
    »Ich hoffe wirklich, dass Ihr uns Gesellschaft leisten könnt.«
    »Vielen Dank für die Einladung.«
    Als die Tür geschlossen war, ging Cerryl zum Stuhl und ließ sich mit tiefem Seufzen darauf sinken. So saß er einige Augenblicke und suchte sich zu entspannen. Schließlich nahm er wieder Die Farben der Weiße aus dem Regal und schlug es auf.
     
    … denn jene Substanzen, denen die Nachahmung des Chaos am schwersten fällt, enthalten widersinnigerweise die größte Konzentration an Chaos … könnte man es aber freisetzen, dann …
     
    Es klopfte.
    Mit einem weiteren Seufzer legte Cerryl das Buch weg. Hoffentlich war Anya nicht zurückgekehrt. »Ja?«
    »Cerryl?«
    »Komm rein, Lyasa.« Er verstaute das Buch im Regal und ging zur Tür.
    Die schwarzhaarige Lyasa rümpfte die Nase, als sie eintrat. »Dachte ich’s mir doch.« Ihr Blick fiel aufs Bett. »Gut so.«
    »Was willst

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