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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Erzmagier in werden.«
    »In Zeiten wie diesen Erzmagier zu sein erfordert möglicherweise … ganz herausragende Fähigkeiten.«
    »Das ist sicherlich wahr und auch Jeslek hat wiederholt auf diesen Punkt hingewiesen. Mir persönlich gefällt aber Euer Stil besser. Deshalb würde ich lieber Euch als den mächtigen Jeslek auf dem Platz des Erzmagiers sehen.«
    »Eine Frau im Rang des Erzmagiers?«, gab sie belustigt zurück. »Das ist zu viel der Ehre.«
    »Ich erkenne Eure Fähigkeiten, meine liebe Magierin.« Er strahlte sie an. »Eure ganz herausragenden Fähigkeiten.«
    »Ihr seid so … süß, Cerryl.« Sie neigte den Kopf. »Würdet Ihr mir bei einem späten Abendessen Gesellschaft leisten? Sagen wir … morgen Abend?«
    »Euer Wunsch ist mir Befehl.«
    »Ich mag es, wenn Ihr so entgegenkommend seid, Cerryl.«
    »Wenn man nur über begrenzte Chaos-Kräfte verfügt, muss man sehen, wie man sich nützlich machen kann, verehrte Anya.«
    »Ich bin so froh, dass Ihr dies verstanden habt.« Sie wandte sich ab und kehrte zum wartenden Fydel zurück, der sich nachdenklich am eckigen Bart kratzte.
    Cerryl lächelte leicht und nickte Fydel zu. Als Fydel und Anya sich entfernten, zuckte er mit den Achseln und ging durch den Seitengang in den hinteren Teil des Saales. Er fragte sich, wie es ihm bei dem Abendessen ergehen würde, das er wahrlich nicht wollte und vor dem er sich mächtig fürchtete.

 
XXIII
     
    D as obere Zimmer.« Anya schenkte Westcort, dem Inhaber des Goldenen Widders, ein strahlendes Lächeln.
    »Wie Ihr wünscht.« Westcort verneigte sich und hob das mit Goldfäden durchwirkte Seil hoch, das die Treppe links neben dem Empfangstisch des Goldenen Widders versperrte.
    Cerryl folgte Westcort und Anya die schmale Treppe hinauf.
    »Stets zu Diensten.« Westcort verneigte sich noch einmal. »Darf ich den Wein servieren?«
    »Bitte.« Anya lächelte.
    Das obere Zimmer war klein und mit polierter weißer Eiche vertäfelt. Zwei Fenster waren mit blauen Samtvorhängen umrahmt. Ein dunkelblaues Tuch lag auf dem einzigen Tisch, der mit zwei Kristallgläsern und Besteck für zwei Gäste gedeckt war. Zwei kleine Lampen schickten weiches Licht in den Raum und durchs offene Fenster wehte ein leichter Wind herein. Kleine Lichtpunkte säumten die Hauptstraße, die sich drunten erstreckte. Der Luftzug brachte den üblichen bitteren und scharfen Geruch von Chaos und Stein und Sauberkeit mit sich – und dazu die verschiedenen anderen Gerüche von Kochfeuern, Lampenöl und Pflanzen.
    Anya setzte sich und Cerryl nahm der rothaarigen Magierin gegenüber Platz.
    »Es ist schön, dass Ihr mir Gesellschaft leistet«, begann Anya lächelnd.
    »Ihr wart sehr freundlich, mich einzuladen. Ich bin ein sehr unerfahrener Magier.«
    »Was Ihr auf der Ratssitzung getan habt, war alles andere als unerfahren.«
    Cerryl lächelte arglos. »Ich habe es getan, weil ich unerfahren bin, Verehrte. Ein erfahrener Magier hätte nicht unnötig die Aufmerksamkeit auf seine Machtlosigkeit gelenkt.«
    »Wenn Ihr weniger Macht als Jeslek habt, dann bedeutet das doch nicht, dass Ihr überhaupt keine besitzt.« Sie unterbrach sich, als Westcort mit einer Flasche Wein zurückkehrte.
    »Das ist der Beste aus Telsen.« Er verneigte sich.
    »Dann schenkt doch bitte ein, Westcort«, schnurrte Anya.
    Westcort nickte und füllte die Kristallgläser zur Hälfte mit dem schweren Rotwein. Die Flasche ließ er auf dem Tisch stehen. »Ihr habt die Koteletts mit der Birnapfelglasur bestellt … sie werden gleich serviert.«
    »Danke.«
    Westcort verneigte sich noch einmal und ging wieder die Treppe hinunter.
    Cerryl dachte lieber nicht weiter darüber nach, welche Gunstbezeugungen und Druckmittel Anya eingesetzt hatte, um sich den Inhaber derart gefügig zu machen, aber nachdem er ihre Manöver beobachtet und mitbekommen hatte, wie sie Sterol dazu gebracht hatte, Kesrik zu töten, zweifelte er nicht daran, dass Westcort genau wusste, über welche Kräfte sie verfügte.
    »Wie ich schon sagte, Cerryl, Ihr seid nicht völlig machtlos. Ihr könnt Euch lediglich nicht mit Jeslek messen.«
    Cerryl rückte und verschwieg ihr, dass er genau dies schon einmal getan und überlebt hatte.
    »Also braucht Ihr Freunde und Aufmerksamkeit. Ihr tretet ins Rampenlicht, während die meisten jungen Magier im Schatten warten. Warum?« Wieder strahlte sie. »Ihr wisst, dass Jeslek Euch nicht mag und dass Kinowin nicht gut auf Jeslek zu sprechen ist. Ihr unterstützt Kinowin und den

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