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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Ser.«
    »Danke.« Cerryl nickte, ging den Flur hinunter und betrat das kleine, höchstens sechs mal zehn Ellen große Zimmer. Isork, ein breitschultriger und muskulöser Mann mit aufgedunsenem Gesicht, saß am Schreibtisch. Ein freier Stuhl stand auf der anderen Seite davor, an der linken Wand hing ein Bücherregal mit vier Brettern. Ein Stapel Pergamente, ein Tintenfass, ein Ständer für die Federkiele und ein Buch befanden sich auf dem zerkratzten, geölten Schreibtisch.
    »Cerryl, Ser. Ich soll mich bei Euch melden.«
    Isork sah Cerryl an, bedachte ihn mit einem langen, scharfen Blick aus braunen Augen, die seine Gedanken nicht verrieten, und deutete schließlich auf den freien Stuhl. »Setzt Euch. Ihr seid mir eigentlich etwas zu jung und zu schmächtig für den Dienst in der Stadtwache.« Der pummelige, breitschultrige Magier schüttelte den Kopf. »Kinowin sagt, Ihr seid ein Waisenkind. Ist das richtig?«
    »Ja, Ser.«
    »Auf der Ratssitzung habt Ihr mich nicht ›Ser‹ genannt.«
    »Dort sollte ich auch nicht für Euch arbeiten.«
    Der pummelige Magier lächelte leicht. »Außerhalb des Dienstes meint Ihr also, Ihr wärt allen anderen Magiern gegenüber gleichberechtigt?«
    »Nein, Ser, keineswegs. Wahrscheinlich bin ich besser als manche und nicht so gut wie andere.«
    »Und was ist mit mir?«
    »Das weiß ich nicht, Ser. Ich würde sagen, Ihr müsst besser sein als ich, aber ich weiß es nicht.« Cerryl hatte das Gefühl, er müsse auf jeden Fall aufrichtig sein, so unbequem es auch war.
    Isork schüttelte noch einmal den Kopf. »Wer hat Euch aufgezogen?«
    »Meine Tante und mein Onkel. Er war ein Meister-Bergmann, bevor das Bergwerk geschlossen wurde.«
    »Wo leben sie?«
    »Sie sind beide tot, Ser. Ich habe dann als Helfer in einer Mühle in Hrisbarg gearbeitet.«
    Das schien Isork nicht uninteressant zu finden. »Wie seid Ihr denn nach Fairhaven gekommen?«
    »Ich habe die Tochter des Müllers überredet, mir das Lesen beizubringen, und nach ein paar Jahren hat mich der Meister nach Fairhaven zum Schreiber Tellis in die Lehre geschickt.«
    »Und einer der Magier, die bei Tellis ihre Bücher kaufen, entdeckte Eure Begabung?«
    »Ja, Ser.«
    »Hmm … Kinowin sagt, Ihr wärt nicht der Stärkste der jüngeren Magier, aber doch stark genug, und Ihr hättet Eure Feuerkugeln besser als viele andere unter Kontrolle. Stimmt das?«
    »Ich weiß nicht, wie es um die Kontrolle der anderen bestellt ist, aber ich kann meine schicken, wohin ich sie schicken will.« Cerryl hielt inne. »Es sei denn, das Ziel ist mehr als hundert Ellen entfernt. Dann treffe ich nicht immer genau, was ich will.«
    »Wann habt Ihr jemals Feuerkugeln über eine so große Entfernung geschleudert?«
    »Als ich noch in der Ausbildung war und mit Jeslek nach Gallos zog. Wir wurden von zwanzig Zügen gallischer Lanzenkämpfer angegriffen.«
    Wieder nickte Isork. »Und Ihr habt einige getötet?«
    »Ich weiß von ungefähr einem halben Zug.«
    »Kinowin sagte, Ihr hättet bei Eurer Wache am Tor ein paar Leute eingeäschert. Habt Ihr schon einmal einen Mann mit einer Klinge oder einem Speer angegriffen?«
    »Sogar drei, Ser. Es war in meiner Dienstzeit beim Abwasserkommando. Zwei trugen Eisenschilde und Schwerter, der Dritte einen Speer aus Neusilber.«
    »Alle gleichzeitig?« Isork hob erstaunt die Augenbrauen.
    »Nein, Ser. Zuerst die beiden mit den Eisenklingen, kurz darauf den Mann mit dem Speer.«
    Isork lächelte nachdenklich. »Wissen noch andere Magier davon?«
    »Myral, Sterol und Kinowin. Einige andere könnten es inzwischen erfahren haben. Ich weiß nicht, was weitererzählt worden ist.«
    »Ihr habt es von Euch aus niemandem erzählt?«
    Cerryl runzelte die Stirn. »Ich glaube, ich habe mal mit Lyasa und Faltar darüber gesprochen, aber ich habe keine Einzelheiten erwähnt.«
    »Nun … Kinowin hatte ein gutes Gefühl bei der Sache und gewöhnlich hat er Recht. Ihr seht einfach nicht aus wie ein Magier der Stadtwache. Nicht einmal in meinen Augen. Aber Ihr fühlt Euch an, als könntet Ihr Eure Sache gut machen. Ihr habt Eure Chaos-Kräfte stark zurückgedrängt, als hättet Ihr keine große Macht, aber ich kann die Schilde spüren. Ihr haltet die Energie von Eurem Körper fern, nicht wahr?«
    »Ja, Ser. Myral hat angedeutet, dass es gesünder sei.«
    »Das ist es. Die meisten arbeiten nicht hart genug, um zu lernen, wie man es machen muss. Warum habt Ihr es gelernt?«
    »Ich komme nicht aus Fairhaven.«
    »Und Ihr kommt aus keiner

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