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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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guten Grund dafür hat.« Isork lächelte. »Es kommt nicht oft dazu, aber ich möchte, dass Ihr dies versteht. Außerdem gibt es in der Stadtwache keinen öffentlich ausgetragenen Streit. Versteht ihr? Gebt also bitte keine dummen Befehle. Eure Wächter werden nicht mit Euch streiten, aber sie werden vielleicht Vorschläge machen. Hört auf sie.«
    »Ja, Ser.«
    »Wir setzen keine jungen Lanzenkämpfer als Wächter ein. Es gibt keinen Wächter, der nicht mindestens fünfundzwanzig Jahre alt wäre. Das bedeutet, dass Ihr der jüngste Mann in der Stadtwache seid. Stört Euch das?«
    »Nein, Ser. Ich hoffe, es wird die Wächter nicht stören.«
    »Noch etwas. Es gibt Regeln, die den Frieden in der Stadt betreffen, es gibt Regeln für Wächter und Regeln für Magier der Stadtwache. Sie sind hier niedergeschrieben.« Isork hob ein dünnes Buch. »Wenn Huroan oder ich feststellen, dass ein Stadtwachen-Magier die Regeln gebrochen hat, entscheidet der Rat über Disziplinarmaßnahmen. Habt Ihr das verstanden?«
    Cerryl nickte. Er wollte ganz gewiss keine Regeln brechen, wenn Sterol und Jeslek über die Strafe zu entscheiden hatten.
    »Gut.« Isork nickte, hob noch einmal das dünne Buch und reichte es Cerryl. »Lest heute so viel wie möglich. Kommt morgen früh in der Dämmerung hierher. In den ersten beiden Achttagen übernehmt Ihr mit Duarrl die Morgenstreife. Da ist es meist ruhig, und auf diese Weise könnt Ihr lernen, Euch in Eurem Stadtviertel zurechtzufinden. Ihr seid für den Südosten zuständig, dort kommt es zu den meisten Zwischenfällen.«
    Als er das dünne Buch an sich nahm, überlegte Cerryl, warum man ihm den unruhigsten Stadtteil gab, aber er schwieg.
    »Fragt Ihr Euch, warum Ihr ausgerechnet den Südosten bekommt?« Wieder spielte ein verschlagenes Lächeln um Isorks Lippen. »Dort leben die ärmeren Händler und die ärmeren Leute. Es gibt dort öfter Streit, aber die Stadtwache wird respektiert. Die Leute haben nicht viel Geld. Oben im Nordwesten … nun … in einem Gebiet, wo raffinierte Kaufleute unterwegs sind, sollte sich ein junger Magier der Stadtwache besser nicht blicken lassen, solange er nicht einige Erfahrungen gesammelt hat.«
    »Sind die Magier der Stadtwache eigentlich den ganzen Tag auf der Straße unterwegs?« Cerryl konnte sich nicht erinnern, überhaupt einmal einen Magier bei einem Streifengang gesehen zu haben.
    »Nein. Sobald Ihr Euren Bezirk kennt, bleibt Ihr in Eurer Wachstube, genau wie ich hier bleibe. Auf diese Weise wissen Eure Streifen, wo Ihr zu finden seid. Ihr habt zehn Streifen zu je vier Männern unter Euch und Ihr bleibt in der Wachstube als Rückendeckung, damit Ihr im Notfall Euren Männern beispringen könnt. Vergesst das nicht. Ihr bekommt eine Abteilung Wächter zugeteilt, genau wie ich hier, und einen Boten, den Ihr im Notfall zu mir schicken könnt und der in Euren Bereitschaftsnächten weiß, wo Ihr zu finden seid.«
    »Bereitschaft?«
    »Oh … das habe ich wohl vergessen. Wenn Ihr die Nachmittagsschicht übernehmt – sie dauert genau genommen vom Spätnachmittag bis in den späten Abend –, habt Ihr gleichzeitig Bereitschaftsdienst. Das bedeutet, dass der Bote wissen muss, wo Ihr schlaft … oder esst oder was auch immer Ihr sonst tut. Nach Mitternacht passiert meist nichts mehr, aber Ihr solltet trotzdem dort sein, wo er Euch vermutet.« Isork lachte. »Der Stadtwache ist es ziemlich egal, bei wem Ihr seid, solange der Bote Euch nur rasch finden kann. Das bedeutet, dass Ihr die Stadt nicht verlassen dürft und Euch am besten in der Nähe Eures Bezirks aufhalten solltet. Die meisten Magier zeigen dem Boten einfach, wo ihre Unterkunft ist, und da sind sie dann auch zu finden.«
    Cerryl nickte und dachte bei sich, dass seine Hauptaufgabe in letzter Zeit anscheinend darin bestand, stumm zu nicken.
    »Noch etwas … ich möchte wetten, dass Kinowin es nicht erwähnt hat. Ihr bekommt pro Achttag ein Goldstück extra – und Ihr werdet Euch jedes Kupferstück verdient haben.« Isork stand auf. »Morgen früh in der Morgendämmerung.«
    »Ja, Ser.«
    »Ihr nennt mich Isork, die Obermagier und den Erzmagier ›Ser‹. Niemanden sonst in der Gilde. Und Ihr nennt jeden, dem Ihr dienstlich begegnet, ›Ser‹. Ist es nicht eine seltsame Welt?« Das schiefe Grinsen verschwand. »Bis morgen dann.«
    Cerryl verkniff sich jede Bemerkung und jede Regung, während er das Gebäude der Stadtwache verließ und zum Platz der Magier ging. Als er sich ein Stück entfernt hatte,

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