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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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reichen oder angesehenen Familie.« Isork sah den schlanken Magier nachdenklich nickend an. »Genau wie Kinowin. Ihr müsst besser sein als die anderen.«
    Cerryl wartete.
    »Nun gut, Ihr seid geeignet, und beim Licht, gute Stadtwachen-Magier sind schwer zu finden. Die eine Hälfte will alles einäschern, was sich bewegt, die zweite Hälfte wartet, bis es zu spät ist.« Isork lehnte sich ein wenig zurück. »Was ist die Stadtwache? Niemand weiß es, aber alle glauben es zu wissen. Unsere Aufgabe ist einfach und schwer zugleich. Wir sind die Strolche, die in Fairhaven den Frieden hüten, und wir tun alles, was nötig ist, damit die Stadt friedlich bleibt. Die wichtigsten Regeln sind wirklich sehr einfach. Niemand darf in der Stadt die Klinge blank ziehen, mit Ausnahme der Dolche beim Essen oder dem Vorzeigen einer Klinge beim Verkauf. Die Schermesser der Gerber sind ebenfalls ausgenommen. Wenn ein Draufgänger die Klinge zieht, wird er gewarnt. Steckt er sie nicht wieder weg, wird er zu Asche verbrannt.
    Niemand greift die Patrouille an, es sei denn mit Worten – sonst wird er in Asche verwandelt. Wenn wir einen Streit mitbekommen, versuchen wir zu schlichten. Der Magier – also Ihr – entscheidet, wer der Schuldige ist. Ihr könnt wahrlesen, oder?« Isork sah Cerryl fragend an.
    »Ich kann es gewöhnlich spüren, wenn jemand die Wahrheit sagt.«
    »Gut. Wenn es Fragen gibt, was vor allem in der Anfangszeit durchaus möglich ist, könnt Ihr Huroan oder mich rufen. Die meiste Zeit gibt es aber keine Fragen. Das größte Problem ist, wenn ein Mann seine Frau in der Öffentlichkeit schlägt. Wenn Ihr ihn einäschert oder aufhaltet und zum Straßenbau schickt, könnte seine Familie darunter leiden. Tut Ihr es nicht, wird er früher oder später sie oder ein Kind töten oder verstümmeln, so dass es besser gewesen wäre, den Mann sofort umzubringen.«
    Cerryl hob die Augenbrauen.
    »Manchmal legen wir die Regeln etwas großzügig aus. Dadurch bekommen wir Gefangene für die Abfallwagen und die Aufräumtrupps an den Toren. So oder so spricht sich herum, dass die Regeln befolgt werden müssen.«
    »Funktioniert es?«
    »Soweit ich sehen kann … in mehr als der Hälfte der Fälle wirkt es, ja. Wenn ein Kerl nicht einsichtig ist … nun ja, manchmal kommt die Familie auch ohne ihn zurecht und wenigstens hat sie ihn dann überlebt.
    Wichtig ist noch, dass die Stadtwache auch Recht spricht, jedenfalls bei kleineren Streitigkeiten. Dafür haben wir die Kammer.« Isork deutete zur weißen Eichentür links neben sich. »Manchmal streiten sich die Leute und kommen zu mir und bitten Huroan oder mich, ihnen zuzuhören. Wir wahrlesen sie und versuchen, die Angelegenheit zu klären. Meist sind die Leute nur unterschiedlicher Meinung, ohne dass einer von beiden lügt. Wenn sie das herausfinden, brauche ich eigentlich nur zuzuschauen, und sie finden von selbst eine Lösung.« Ein verschlagenes Lächeln zog über das Gesicht des Patrouillenkommandanten. »Wir haben hier nicht viele Lügner und die meisten kommen nicht aus Fairhaven.«
    »Was macht Ihr mit den Lügnern?«
    »Wenn sie es zugeben … und den Schaden wieder gutmachen … geschieht ihnen nichts. Wenn sie auf der Lüge beharren … nun … dann kommen sie zum Straßenbau.«
    »Auch die reichen Kaufleute?«
    Isork verzog angewidert das Gesicht. »Sie können hundert Goldstücke Kaution hinterlegen, bis der Erzmagier die Angelegenheit noch einmal überprüft hat. Meist bedeutet dies, dass sie in der Zwischenzeit aus Fairhaven fliehen.« Der Mann lächelte wieder. »Aber … wenn sie nicht binnen einer Jahreszeit zurückkommen und sich dem Urteil des Erzmagiers unterwerfen, verlieren sie das Geld, und wenn sie dann später wieder hier auftauchen und wir finden sie, kommen sie zum Straßenbau und nicht einmal der Erzmagier würde es verhindern.«
    Cerryl nickte. Und der Straßenbau bedeutet gewöhnlich lebenslängliche, harte Plackerei beim Bau der Weißen Hauptstraßen. So viel war ihm inzwischen bewusst.
    »Wir können natürlich nicht wissen, was die Leute in ihren Wohnungen tun, aber Geschäfte, Plätze, Straßen, Läden, Gaststätten, Ställe – alle öffentlich zugänglichen Orte – werden von der Stadtwache kontrolliert. In den ersten Achttagen werdet Ihr mit dem besten Offizier, den wir haben, auf Streife gehen. Er heißt Duarrl. Es ‚gibt nur eine Regel – wenn er Euch bittet, jemanden einzuäschern, dann tut es. Er wird Euch nicht bitten, wenn er nicht einen sehr

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