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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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öffnete er das Buch und las den Titel: Über den Stadtfrieden.
    Ein Buch, das Myrals Werk über die Abwasserkanäle ähnelte? Oder ging es um Philosophie wie in Die Farben der Weiße? Oder standen tatsächlich klar umrissene Regeln in dem Buch? Hatte die Gilde denn für alles und jedes ein eigenes Handbuch?
    Er klappte das Buch zu und holte tief Luft.

 
XVII
     
    D uarrl war einen Kopf größer als Cerryl und um die Hälfte breiter. Sein Gesicht war glatt rasiert, er hatte braunes, grau meliertes Haar und dünne Augenbrauen, die über der Nase zusammenliefen. Obwohl die weiße Jacke und der rote Gürtel über dem mächtigen Körper beinahe zu platzen schienen, hatte der Mann ein langes, schmales Gesicht. Er stand neben Cerryl in Isorks Schreibstube. Der Kommandant wartete hinter dem Schreibtisch, den ein Federkiel, ein Tintenfass und ein neuer Stapel Papiere und Dokumente zierten.
    »Duarrl, das ist der Magier Cerryl«, erklärte Isork. »Er ist noch etwas jung, aber Kinowin sagt, er sei begabt. Er hat im letzten Herbst in den Abwasserkanälen die Schmuggler getötet, die mit Eisenklingen und Schilden bewaffnet waren.«
    Duarrl nickte knapp. »Gut. Ein Magier, der nicht mit Eisen umgehen kann, nützt der Stadtwache nicht viel.«
    »Außerdem hat er in Gallos an einer Schlacht teilgenommen und beinahe einen Zug purpurner Lanzenkämpfer getötet.«
    »Die konnte ich noch nie leiden«, brummte Duarrl.
    »Wie ich Euch sagte, wird er Fylker die Frühschicht abnehmen. Wir setzen Fylker auf den Nachmittag, damit Huroan und ich nicht ständig hier sein müssen.«
    »In Ordnung.« Duarrl lächelte. »Das wird uns alle etwas entlasten.«
    Isork breitete einen Stadtplan auf dem Schreibtisch aus. »Es sieht aus wie die Karte der Abwasserkanäle. Ich bin sicher, dass Ihr Euch schnell zurechtfinden werdet.«
    Cerryl nickte, beugte sich vor und betrachtete die roten Linien, mit denen die Stadt in vier Bezirke eingeteilt wurde. Die Linie, die von Norden nach Süden verlief, entsprach der Hauptstraße. Vom Platz der Magier aus verlief eine weitere Linie nach Osten und Westen.
    »Ihr müsst Euch, während Ihr im Dienst seid, einen anderen Gasthof zum Essen suchen«, meinte Isork grinsend. »Der Goldene Widder liegt zwar nur auf der anderen Straßenseite, aber trotzdem außerhalb Eures Bezirks. Hier ist die Wache.« Er deutete auf ein Haus.
    Soweit Cerryl es sehen konnte, lag die Wache zwei Straßen südlich und fünf Straßen östlich von Arkos’ Gerberei.
    »In Eurem Bezirk sind die meisten Gerber, ein paar Blechschmiede und Kupferschmiede und auch sonst von allem etwas, abgesehen von den großen Häusern der reichen Kommissionäre. Ihr solltet Euch dort bald so gut auskennen wie in Eurer eigenen Geldbörse. Es könnte auch nicht schaden, wenn Ihr hin und wieder mal das Spähglas benutzt. Setzt es lieber ein, bevor Ihr dazu gezwungen werdet.« Isork wandte sich an Duarrl. »Gibt es sonst noch etwas?«
    »Nun … da sind ein paar Hitzköpfe im südöstlichen Bezirk … wir rufen sie zur Ordnung und lassen ihnen einen Augenblick Zeit, damit sie erkennen, dass wir die Stadtwache sind. Das macht uns allen das Leben etwas leichter.«
    »Sie respektieren die Stadtwache, aber sie brauchen manchmal einen Augenblick, um sich zu vergewärtigen, dass sie Ärger bekommen könnten?«, fragte Cerryl.
    »So ist es, Ser. Und die Jungs … nun ja, es nützt ja nichts, jemanden in Stücke zu säbeln oder Euch zu drängen, ihn einzuäschern, wenn es nicht wirklich nötig ist.«
    Kurz und gut, schau genau hin und denk nach, ehe du Feuerkugeln schleuderst. Cerryl nickte.
    »Cerryl … noch ein Wort, während Duarrl mit den Leuten spricht.« Isork räusperte sich und wandte sich an Duarrl. »Ihr könnt den Leuten schon sagen, dass er Euch begleiten wird … wie immer Ihr es für nötig haltet.«
    »Ja, Ser.« Duarrl nahm Haltung an.
    Isork rollte die Karte zusammen. Als Duarrl die Tür hinter sich geschlossen hatte, lächelte der Kommandant der Wache. »Eigentlich gibt es nicht viel zu sagen. Ihr seid nur noch hier, damit er den Leuten in Ruhe sagen kann, was ich ihm aufgetragen habe. Er soll den Männern erklären, dass Ihr gegen Eisen gekämpft und eine echte Schlacht geschlagen habt, dann fühlen sie sich besser. Es wäre nicht nötig, wenn …«
    »Wenn ich eher wie Ihr oder wie Kinowin aussehen würde?«
    Isork nickte. »Stimmt es eigentlich, dass Ihr Euch gegen Jeslek gestellt habt?« Der Kommandant der Wache lächelte schief. »Das wissen nicht

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