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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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anzunähern, das bei der Gilde ebenso wie in Recluce als Inbegriff des Grässlichen galt?

 
XXX
     
    C erryl sah sich im Zimmer um. Der Raum war weniger als sechs mal neun Ellen groß. Wachstube wurde er genannt und hatte kahle Wände, die aus rosafarbenen Granitblöcken von jeweils einer Elle Länge und einer halben Elle Höhe gemauert waren. Die Wände und der geflieste Boden waren glatt geschliffen. Ein einzelnes hohes, mit Gittern gesichertes Fenster, höchstens zwei Ellen mal eine Elle groß, war der einzige Einlass für frische Luft.
    Auf dem kleinen Tisch, der ihm als Schreibtisch diente, standen zwei offene Holzkästen für Schriftrollen und Dokumente, ein Tintenfass mit Federhalter, ein Stapel grobes Schreibpapier für seine Berichte und eine alte, glänzend polierte Messinglampe. Die einzigen anderen Möbelstücke waren ein Lehnstuhl mit gerader Lehne hinter dem Schreibtisch und zwei Hocker auf der anderen Seite.
    Cerryl legte das Buch Über den Stadtfrieden weg und rieb sich die Stirn.
    »Ser?«
    Der Magier schaute auf. Der Anführer einer aus vier Mann bestehenden Streife stand in der offenen Tür. Er war von mittlerer Größe und hatte kurzes, dichtes braunes Haar und einen Schnurrbart. Cerryl hatte Mühe, sich an den Namen zu erinnern. »Ja … Fystl?«
    Fystl kam in die Schreibstube und trat von einem Bein aufs andere. »Wir haben ein Problem, Ser.«
    Cerryl stand auf. »Wo?«
    »Nun, Ser … es ist nicht … also … sie sagt, er weiß nicht, was er tut … Aber sie hat auf ihn eingestochen und er hat sie mit einem Stock verprügelt … direkt am Rand des unteren Marktes. Was sollen wir jetzt machen? Wir haben sie hergeholt, damit Ihr über sie entscheiden könnt.«
    »Sind deine Leute wohlauf?«
    »Äh … Hurka hat einen Stich abbekommen … aber nicht sehr tief, Ser. Und Veriot hat ein paar blaue Flecken vom Stock.«
    Cerryl holte tief Luft. Es war sein dritter Tag als Magier der Stadtwache, und schon bekam er es mit zwei Leuten zu tun, die nach, dem Handbuch und aufgrund der Vorgaben, die Isork ihm gemacht hatte, eigentlich in Asche verwandelt werden mussten. Aber Fystl verhielt sich nicht so, als sei eindeutig klar, dass die beiden sterben mussten. Er schien eher verlegen.
    »Vielleicht solltet Ihr mit ihnen reden.« Fystl starrte zu Boden.
    »Ihr habt sie mitgebracht?«
    »Sie sind in dem großen Raum, jawohl, Ser. Der Kerl heißt Gerlaco, die Frau heißt Jeyna.«
    »Gerlaco und Jeyna also. Dann lass uns gehen.« Cerryl folgte Fystl und verließ die Wachstube. Sie schritten durch einen kurzen Gang zum großen Bereitschaftsraum, wo sich die Wachleute am Morgen meldeten und wo Störenfriede festgehalten wurden, damit der wachhabende Magier über sie entscheiden konnte. Wie in der Wachstube bestanden auch die Wände des größeren Raumes aus nacktem Stein. Hier gab es nicht nur eines, sondern zwei Fenster in Kopfhöhe, die ebenfalls mit Gittern gesichert waren. Im Gegensatz zur Wachstube hatte man hier allerdings auf jegliche Möblierung verzichtet. Hinten im Raum befand sich lediglich eine etwa zwei Ellen hohe Plattform aus Stein. Der Raum war annähernd quadratisch, jede Wand ungefähr zwanzig Ellen lang.
    An der zur Straße hinaus gehenden Seite des Raumes, zwischen den Fenstern, standen drei Stadtwächter, die einen Mann mit zerfetztem grauem Hemd festhielten. Der Kerl war leicht über vier Ellen groß, und obwohl die Hände gefesselt waren und trotz der sicherlich schmerzhaften, unbehandelten Schulterwunde hatten die drei Wachleute Schwierigkeiten, ihn zu bändigen.
    Auf der anderen Seite des Raumes stand eine dunkelhaarige, zierliche Frau, die Cerryl kaum bis zur Schulter reichte.
    Cerryl nickte beiden zu, als er durch den Raum ging und auf die Plattform stieg. Er kam sich etwas albern dabei vor, aber Isork hatte ihm zu verstehen gegeben, dass er ausschließlich von der erhöhten Position aus sprechen sollte. Der Magier räusperte sich vernehmlich. »Gerlaco … Jeyna.«
    Die Stadtwächter und die Frau sahen ihn etwas ängstlich an.
    Der große Mann spuckte auf den Boden. »Es ist mir egal, ob er ein Weißer Dämon ist … kein bartloser Jüngling wird über mich richten …«
    Cerryl beschloss, den Mann zum Schweigen zu bringen. Er sammelte Chaos um sich und ließ Feuer aus seinen Fingerspitzen flackern.
    »Tricks, alles nur Tricks! Ihr seid sogar noch schlimmer als die Schwarzen Engel!«
    Die dunkelhaarige Frau warf sich vor der Plattform zu Boden. »Gerlaco kommt aus Delapra, er versteht

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