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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Räuber haben ihn wohl stehen lassen. Das kommt manchmal vor.« Kesal betrachtete die Ladefläche. »Leer geräumt. Hat bestimmt einem fliegenden Händler gehört.«
    Cerryl ging um den Wagen herum. Direkt unter dem Sitz fand er eine geschwärzte Stelle und eine Delle im Holz. Die beiden Messingbolzen waren aus dem Holz gerissen worden.
    »Sie haben eine lange Eisenstange benutzt, Ser«, sagte Kesal. »Damit haben sie die Plakette abgerissen, und jetzt können wir nicht mehr sehen, wem der Wagen gehört hat. Es sei denn, jemand macht eine Meldung, aber wenn es ein fliegender Händler war, kann es eine ganze Jahreszeit dauern, bis er vermisst wird.«
    »Im Pferd ist kein Bauchfluss oder Chaos. Es sieht aus, als hätten sie das Tier einfach geprügelt, bis es zusammenbrach.«
    »Eine Schande … das müssen Räuber aus der Stadt gewesen sein«, meinte Kesal.
    Cerryl betrachtete das tote Pferd. Waren da nicht Salz und Schweiß auf dem Fell? Aber warum sollte jemand ein Pferd derart hetzen? Zumal ein Pferd hier einen großen Wert hatte? Und wie und wo sollte so etwas innerhalb von Fairhaven geschehen sein? Nach einer Weile, als die frühe Morgensonne ihr erstes Licht in die Gasse warf, ließ er die Sinne noch einmal über den Karren gleiten, ob er etwas fühlen konnte.
    War da nicht eine winzige Spur von Ordnung? In der hinteren Fuge des Kutschbocks fand er einen kleinen Fetzen Tuch, höchstens so groß wie sein Daumennagel. Er löste ihn aus dem schmalen Spalt zwischen zwei Brettern. War der Fetzen versehentlich abgerissen oder absichtlich dort hinterlassen worden? Er betrachtete das kleine Stück. Es war nicht einfach nur Tuch, es war Druidenseide aus Naclos. Er hatte bisher nur Halstücher aus diesem Stoff gesehen und selbst die kleinen Tücher kosteten schon so viel wie ein gutes Schwert oder ein Pferd.
    »Druidenseide«, murmelte er und zeigte Kesal das Stück, bevor er es in seiner Börse verwahrte.
    Kesal nickte traurig. »Wenn der Karren Druidenseide geladen hatte, vielleicht als Lösegeld für einen Fürsten oder so, dann finden wir die Leiche im letzten Auffangbecken. Sie wissen immer, welches Becken als Letztes geleert wird.«
    »Sie?«
    »Diejenigen, die ihn getötet haben.«
    Cerryl runzelte unwillig die Stirn. Solche Verbrechen sollte es in Fairhaven eigentlich nicht geben. Doch Kesal verhielt sich, als sei dergleichen an der Tagesordnung oder zumindest nicht sehr ungewöhnlich. Cerryl dachte nach. »Wer könnte hier Druidenseide kaufen? Wer kann sich so etwas leisten?«
    »Niemand im südöstlichen Viertel«, meinte Kesal mit ironischem Lachen.
    »Wie viele Leichen findet man gewöhnlich pro Jahreszeit in den Auffangbecken?«
    »Das ist schwer zu sagen, Ser. Manchmal überhaupt keine, manchmal eine oder zwei.«
    Myral hatte kein Wort über Leichen in den Becken gesagt, als er Cerryl über das Abwassersystem aufgeklärt hatte.
    »Das Pferd trägt keine Abzeichen irgendeines Besitzers«, warf Bleren ein.
    »Löst den Karren vom Kadaver.« Kesal wandte sich an Pikek. »Wenn der Karren frei ist, gehst du zur Hauptwache und sagst Bescheid, dass sie ihn abholen. Dann kommst du wieder her.« Der Anführer der Streife sah Cerryl an. »Jemand wird den Karren bei der nächsten Versteigerung erstehen.«
    Cerryl wartete, bis die beiden Wächter die Gurte gelöst und den Karren frei bekommen hatten. Pikek sah Kesal fragend an, der Anführer nickte und der Wächter ging rasch nach Westen in Richtung Hauptstraße davon.
    »Was ist denn hier los?« Ein braun gekleideter Mann lugte aus einer Tür.
    »Ist dies Euer Karren?«, fragte Kesal.
    »Nein, Ser. Den habe ich noch nie gesehen.« Der Mann blickte zwischen Kesal, Cerryl und dem Karren hin und her.
    »Gut. Er wurde gestohlen.«
    »Ser, einen purpurnen Karren wie den habe ich wirklich noch nie gesehen. Höchstens einmal auf dem Markt.« Mit einem Knall schloss der Mann die Tür seines Hauses.
    »Das Pferd kann uns also nichts weiter verraten?«
    »Ein etwa zehn Jahre alter Kastanienbrauner, würde ich sagen. Keine Abzeichen, keine Marke im Ohr. Von der Sorte gibt es Dutzende in der Umgebung von Fairhaven. Wenn niemand den Diebstahl meldet, werden wir nie herausfinden, wem das Tier gehört hat.«
    Cerryl nickte und betrachtete das tote Tier. Er sammelte Chaos-Energie um sich und gab sie frei.
    Mit einem Zischen verschwand das tote Pferd in einer Flammensäule; weiße Asche tanzte über dem ausgetretenen Pflaster der Gasse.
    »Bleren, du wartest hier auf den

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