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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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braune, grau melierte Haar, den sorgfältig getrimmten Bart und das eckige, ehrliche Gesicht. »Ich werde Euch heute Morgen eine Weile begleiten. Zubal hat Botendienst, er weiß Bescheid.«
    »Ihr wollt uns begleiten, Ser?«
    Hinter Kesal strömten die anderen Streifenführer mit ihren Leuten in die Morgendämmerung hinaus.
    Cerryl zuckte mit den Achseln. »Ich erfahre nichts über meinen Bezirk, wenn ich im Gebäude sitze, und dort lernen mich auch die Leute nicht kennen.«
    »Äh … ja, Ser.«
    »Kesal, ich bin nicht hier, um Eure Arbeit zu tun. Ich werde Euch nicht über die Schulter blicken und Euch vorschreiben, was Ihr zu tun habt. Ich bin hier, um Euch zu unterstützen und um den Leuten deutlich zu machen, dass ich für Euch eintrete.« Er nickte zum Mannschaftsraum hin. »Stellt mich Eurer Streife vor.«
    Kesal nickte. Ein junger Magier der Stadtwache, der auf Streife gehen wollte, das war offenbar neu … Er drehte sich um und ging durch die offene Doppeltür des Mannschaftsraums zu den vier Männern, die dort warteten.
    »Der Magier Cerryl wird uns heute Morgen begleiten«, sagte Kesal, direkt zur Sache kommend. »Dies hier ist Chulk.« Der braunhaarige Wachmann mit dem jungenhaften Gesicht nickte. Cerryl bemerkte, dass der Mann eine breite rote Narbe auf dem linken Handrücken hatte.
    »Bleren.« Bleren war vierschrötig und hatte eine helle Haut, hellblondes Haar und Zähne, zwischen denen große Lücken klafften.
    »Olbel.« Der dunkelhäutige Mann nickte. Den gekräuselten schwarzen Schnurrbart hatte er offenbar mit Bartwichse fixiert. Unter dichtem schwarzem Haar funkelten schwarze Augen.
    »Pikek.« Der letzte Mann der Streife – kurz geschnittenes, rötliches Haar und eckige Koteletten – begrüßte Cerryl mit einem unerschütterlichen Lächeln, an dem die hellgrünen Augen jedoch nicht beteiligt waren.
    Cerryl wusste nicht, was er sagen sollte. Er war allen Wachleuten schon einmal begegnet, aber nur kurz. Die Namen hatte er mit Hilfe der Dienstpläne gelernt, doch er konnte nur eine Hand voll Namen mit Gesichtern in Verbindung bringen und keines davon gehörte einem Mann aus Kesals Streife. Nach kurzem Überlegen sagte er schließlich: »Letzten Endes werde ich jede Streife eine Weile begleiten.« Dann nickte er Kesal zu und verkniff sich weitere Erklärungen.
    »Lasst uns gehen«, sagte Kesal und trat zur Seite.
    Auch Cerryl machte Platz.
    Die vier Wachleute verließen den Raum und das Gebäude. Kesal und Cerryl folgten ihnen. Draußen wandte sich die Streife nach Osten und hielt sich auf der Südseite der Querstraße, die zur Hauptstraße führte. Es war der Weg der Gerber, durch den Cerryl als Lehrling bei Tellis, dem Schreiber, mehr als einmal gegangen war. Arkos war der einzige Gerber, bei dem Tellis eingekauft hatte, doch es gab noch weitere – Murkad, Viot und Sieck – und ein Stück die Straße hinunter im Osten einige andere.
    Chulk ging auf der Nordseite der Straße, Olbel hielt sich hinter Kesal und Cerryl. Pikek und Bleren waren nicht zu sehen. Sie überprüften die Gassen links und rechts neben der Straße, ob sie sauber und frei von Abfällen waren.
    »Wie seid Ihr zur Stadtwache gekommen?«, fragte Cerryl.
    »Ich war früher Lanzenkämpfer, aber ich wurde es müde, immer nur in Candar herumzureiten. Das ist etwas für junge Männer. Ich hörte, dass die Stadtwache Männer suchte, bin auf meinem Heimaturlaub hingegangen und habe gefragt. Magier Huroan hat gesagt, ich könne es versuchen, und seitdem bin ich bei der Stadtwache. Da weiß ich, dass ich genug zu essen bekomme und jeden Tag in meinem eigenen Bett schlafen kann. Ich werde schließlich nicht jünger.«
    »Werden alle Stadtwächter von den Lanzenkämpfern rekrutiert?« Cerryl überquerte die nächste Seitenstraße und blickte an der Reihe der noch verschlossenen Türen entlang nach Süden. Von Osten her schimmerte das erste orangefarbene Glühen des neuen Morgens über der Stadt. Im nächsten Abschnitt des Weges der Gerber waren verschiedene Werkstätten untergebracht, die Leder verarbeiteten, wenn er sich recht erinnerte. Der Geruch nach Leder und nach den Bestandteilen der Färbemittel verriet ihm, dass er sich nicht geirrt hatte.
    Kesal rieb sich nachdenklich die Nase, bevor er antwortete. »Nein. Aber sie müssen eine Weile gedient haben. Ob bei der Infanterie oder als Wächter am Tor, ist gleichgültig. Wir haben sogar ein paar Söldner. Das Schwierige ist, die Stadt kennen zu lernen. Das ist immer schwer, Ser. Vor

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